Blick ins ZeitungsarchivPassagierschiff kollidierte auf dem Zürichsee
Ein Dampfer ist 1899 von Stäfa aus auf eine abenteuerliche Fahrt im dichten Nebel aufgebrochen. Zur gleichen Zeit wurden in Thalwil offenbar minderwertige Lampen installiert.

Im Herbst bildet sich in der Zürichseeregion gerne ab und zu ein Nebelmeer. Vor 125 Jahren aber, im November 1899, führte dieses Phänomen anscheinend zu so schlechten Sichtverhältnissen, dass ein Passagierschiff einem fatalen Unglück nur knapp entkommen konnte. Dies wurde im «Wochenblatt des Bezirks Meilen» damals berichtet.
Am falschen Ufer angekommen
An einem Freitagabend sei das Kursschiff St. Gotthard in Stäfa in Richtung Männedorf abgelegt, erzählt ein Passagier des Dampfers im «Wochenblatt». Mit zunehmender Dunkelheit habe sich ein «ungewöhnlich dichter Nebel» gebildet, woraufhin das Schiff vorschriftsmässig «fleissig Signale» gegeben habe. Ein entgegenkommendes «Schleppdampferchen», das drei Ledischiffe transportiert habe, habe diese Signale jedoch offensichtlich nicht wahrgenommen: «Ehe man sichs versah, erfolgte ein Zusammenstoss.» Dabei habe sich die St. Gotthard mit einem der Ledischiffe verkeilt, erinnert sich der Passagier.
Der Schlepper habe daraufhin seine Fracht zurückgelassen, sei weitergefahren und erst einige Zeit später wieder an die Unfallstelle zurückgekehrt, wo er die drei Ledischiffe abgeholt habe. Das Passagierschiff hingegen habe sich zuerst vom gerammten Ledischiff losmachen sowie einige Reparaturen vornehmen müssen. Verletzte habe es keine gegeben, und mit einer Stunde Verspätung sei man schliesslich im Hafen angekommen, heisst es im «Wochenblatt». Da erfolgte jedoch bereits die nächste Überraschung: Anstatt in Männedorf habe man sich nach der Nebelfahrt in Wädenswil befunden – auf der falschen Seeseite.
Nur Glühlampen für Thalwil
Ungefähr zur gleichen Zeit machten schlechte Sichtverhältnisse offenbar auch der Thalwiler Bevölkerung zu schaffen. Jedoch war dort nicht der Nebel das Problem, sondern die Dunkelheit. Dagegen sei nun, im November 1899, etwas unternommen worden: «Endlich wird es (…) am dortigen Bahnhof Licht», schrieb der «Anzeiger des Bezirkes Horgen».
Man habe damit begonnen, «das Bahnhofterrain, die Bureaux und Wartesäle» mit insgesamt 43 elektrischen Glühlampen auszustatten. Für diese Neuerung sei es auch «wirklich hohe Zeit» gewesen, zuvor seien nämlich «Oelfunzeln» genutzt worden. Trotzdem nennt der «Anzeiger» die Glühlampen lediglich eine «bescheidene Verbesserung». Besser wären sogenannte Bogenlampen gewesen, die wohl mehr Licht gegeben hätten, auf die man aber offenbar verzichtet hat. «Angesichts des bedeutenden Verkehrs auf der Station» wären «1 oder 2 solcher Lampen» laut der Zeitung jedoch «kein Luxus» gewesen.
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