Blick ins ZeitungsarchivFolgenschwere Gewitter und ein Riesenpilz im Gemeindehaus
Auch schon vor 100 Jahren meinte es das Sommerwetter nicht gut mit den Landwirten am See. Aber immerhin brachte die Feuchtigkeit eine «Prachtsleistung der Natur» hervor.
Auch wenn sich der sonnenarme Sommer inzwischen auf dem Weg zur Besserung zeigt – seit Jahresbeginn war das Wetter vor allem eines: trüb und nass. Das macht nicht nur Bäuerinnen und Bauern zu schaffen, es schlägt auch aufs Gemüt.
Aber manchmal kann ein Blick in die Vergangenheit helfen, auch in einem verregneten Sommer das Positive zu sehen. Denn vor genau 100 Jahren erlebte die Region offenbar schon einmal eine Erntesaison zum Vergessen, wie die rechtsufrige «Zürichsee-Zeitung» im August 1924 berichtete. So schrieb sie nach einem weiteren heftigen Hagelgewitter: «Das schwere Pfingstgewitter, die verregnete Heuernte, der falsche Mehltau (eine gefürchtete Pilzkrankheit), die öfteren Schwemmungen und jetzt auch noch das Hagelwetter.»
Letzteres hatte in Stäfa so unbarmherzig auf die Reben niedergeprasselt, dass die Gemeinde einen «Hagelschaden von 50 bis 90 Prozent an Wein» verzeichnete. «Ein unheilvoller Jahrgang, ein richtiges Schaltjahr», resümierte der Autor. Wo wolle es diesen Sommer denn noch hinaus? «Hoffentlich ist nun das Ende dieser bösen Tage erreicht und der liebe, warme Sonnenschein flutet wieder ins verzagte Menschenherz hinein.»
Riesenpilz in Horgen
Kein Sonnenschein, dafür eine «Prachtsleistung der Natur» sorgte derweil im «Anzeiger des Bezirks Horgen» für Schlagzeilen: So wenig Erfreuliches über das niederschlagsreiche Wetter zu sagen sei, so fördere es doch immerhin das Wachstum im Reich der Pilze in hohem Masse. In der Rietwies in Horgen wurde nämlich ein «sehenswerter Pilz» – ein sogenannter Riesenbovist – gefunden.
Das stattliche Exemplar wies einen Umfang von ganzen 74 Zentimetern auf. Um sich das Ausmass besser vorstellen zu können, liefert der Autor gleich eine Vergleichsgrösse mit: «Der Schreiber dieser Zeilen braucht eine grosse Hutnummer, hat aber nur 60 Zentimeter Kopfumfang.» Das Beeindruckende sei, dass sich der vorzügliche Speisepilz in nur ein bis drei Tagen entwickle. Interessierte konnten den Riesenbovisten danach für einige Tage im Schaufenster des Gemeindehauses betrachten.
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