Analyse zu AffenpockenBitte nicht schon wieder
Die WHO will trotz tausenden Infektionen in Europa keinen Notfall ausrufen. Hat sie nichts aus der Covid-Pandemie gelernt?
Fast drei Tage lang haben Expertinnen und Experten in Genf mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beraten, ob der aktuelle Ausbruch von Affenpocken eine internationale Gesundheitsnotlage darstellt. Am Samstagabend erklärte die WHO schliesslich, dass aktuell der Notfall nicht festgestellt werden könne, die Lage sei dennoch besorgniserregend.
Mehr als 4000 Fälle wurden bisher weltweit in den vergangenen Wochen gemeldet, die meisten davon in Europa, wo der Erreger nicht heimisch ist, es aber werden könnte. Viele Infektionen treten auf, ohne dass sich der Ursprung bestimmen lässt. Was ist denn eine internationale Gesundheitsnotlage, wenn nicht genau das?
Schon bei Corona hat die WHO gezögert
Es ist richtig, dass die WHO nicht leichtfertig das schärfste Alarmsignal senden sollte, das ihr zur Verfügung steht. Aber auch im Januar 2020 zögerte die WHO zunächst, den Corona-Ausbruch als internationale Gesundheitsnotlage einzustufen. Erst beim zweiten Treffen der Fachleute sah man dann den Zeitpunkt gekommen – ein Versäumnis, das viele Expertinnen und Experten heute der UN-Organisation vorwerfen.
Nun geht für die Menschheit von den Affenpocken nicht dieselbe Gefahr aus, wie von Sars-CoV-2. Eine Pandemie ähnlichen Ausmasses ist nicht zu befürchten, gravierende Probleme indes schon.
Das Berater-Gremium der Weltgesundheitsorganisation führt an, dass die Fallzahlen in einigen Ländern nicht mehr so stark wachsen, vielleicht bereits der Höhepunkt des Ausbruchs erreicht ist. Natürlich kann man das hoffen, doch Vorsorge sieht anders aus.
Mit jedem Infizierten steigt das Risiko, dass sich der Erreger verändert, sich besser an den Menschen anpasst. Auch wächst die Gefahr, dass Affenpockenviren von Menschen auf Tiere wechseln und so stete Reservoire in Weltregionen bilden, in denen sie noch nicht heimisch sind. Das gilt es zu verhindern. Die Menschheit muss entschlossen auch gegen diesen Krankheitserreger vorgehen.
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