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Erster bemannter Flug von Blue Origin
Bezos fliegt ins All – riskiert er sein Leben?

Fliegt in wenigen Wochen an den unteren Rand des Weltraums: Amazon- und Blue Origin-Gründer Jeff Bezos
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Seit 20 Jahren arbeiten Jeff Bezos und Richard Branson daran, mit ihren Space-Firmen Blue Origin und Virgin Galactic den Weltraum zu erobern. Auch Elon Musk mischt mit seinem Unternehmen SpaceX beim Wettlauf ins All mit. Jeder der Multimilliardäre will als erster sein eigenes Raumschiff besteigen und ins Weltall fliegen. Bezos kommt nun seinen Mitstreitern voraussichtlich zuvor. Der Amazon-Gründer kündigte am Montag an, dass er bereits in wenigen Wochen mit seiner New-Shepard-Rakete abheben und bis an die Grenze der Erdatmosphäre fliegen will.

Ebenfalls mit an Bord: sein Bruder Mark und vier weitere Passagiere, die sich aus Blue Origin-Mitarbeitern und dem Gewinner einer Online-Auktion zusammensetzen. Das aktuelle Höchstgebot liegt bei 4,8 Millionen Dollar, die Auktion endet am Samstag. Die sechsköpfige Crew vertraut dabei auf ein Raumschiff, das zwar bereits mehrmals erfolgreich für wissenschaftliche Versuche in der unteren Erdumlaufbahn war, aber noch nie Menschen transportiert hat. Wie steht es also um die Sicherheit beim ersten bemannten Flug?

Der Flug

Bei Bezos’ Ausflug ins All handelt es sich nicht um einen orbitalen, sondern um einen suborbitalen Flug. Das erfordert eine viel geringere Leistung und Geschwindigkeit der Rakete – sie hat also gar nicht die Kraft, die Umlaufbahn zu erreichen. Stattdessen fliegt die Rakete bei einem suborbitalen Flug bis zu einer bestimmten Höhe, die von ihrer Geschwindigkeit abhängt. Sobald die Triebwerke abgeschaltet werden, sinkt sie wieder, angezogen von der Schwerkraft der Erde.

Bezos’ Rakete New Shepard erreicht laut «CNN» etwa die dreifache Schallgeschwindigkeit – rund 3700 Kilometer pro Stunde – und wird zirka 100 Kilometer aufsteigen. Zum Vergleich: Die Fluchtgeschwindigkeit, um das Schwerefeld der Erde zu verlassen, beträgt elf Kilometer pro Sekunde. Die New Shepard hat einen kurzen Flug vor sich: Gerade einmal elf Minuten soll der kostspielige Ausflug dauern.

Eine Grafik zeigt den Flugverlauf der New-Shepard-Rakete.

Die Rakete fliegt in Richtung All, bis der Grossteil ihres Treibstoffs verbraucht ist. Dann trennt sich die Kapsel mit der Besatzung am oberen Ende der Flugbahn der Rakete und fliegt noch einen Moment lang weiter, bevor sie für kurze Zeit schwebend den Passagieren ein paar Minuten der Schwerelosigkeit beschert. Das funktioniert in etwa wie eine verlängerte Version des Gefühls, das man am höchsten Punkt einer Achterbahn erlebt, kurz bevor die Schwerkraft den Wagen – oder in diesem Fall die Kapsel – wieder nach unten zwingt.

Daraufhin öffnen sich drei Fallschirme, um den Abstieg der New-Shepard-Kapsel auf weniger als 32 Kilometer pro Stunde zu verlangsamen, bevor sie mit etwa 1,6 Kilometer pro Stunde in der texanischen Wüste aufsetzen soll. Die separat fliegende Rakete zündet dagegen erneut ihre Triebwerke und nutzt ihre Bordcomputer, um punktgenau und aufrecht zu landen.

Die Geschwindigkeit der Kapsel wird mithilfe von drei Fallschirmen gedrosselt, bevor sie in der Wüste von Texas landen soll.

Die Risiken

Bezos’ Raumfahrtunternehmen Blue Origin hat den grössten Teil der letzten zehn Jahre damit verbracht, die New-Shepard-Rakete durch eine Reihe erfolgreicher Testflüge zu bringen. Schon 15 solcher unbemannten Flüge hat sie ohne grössere Zwischenfälle überstanden. Für die bevorstehende bemannte Mission wurden etliche Vorsichtsmassnahmen getroffen. Sollte die Kapsel Druck verlieren, haben die Passagiere, die keinen speziellen Raumanzug tragen müssen, Zugang zu Sauerstoffmasken. Die New Shepard ist ausserdem mit einem Abbruchsystem ausgestattet, das im Notfall die Kapsel mit den Passagieren von der Rakete abwirft. Zudem gibt es Sicherheitsvorkehrungen, die es erlauben, die Kapsel selbst dann sanft zu landen, wenn sich nicht alle Fallschirme öffnen sollten.

Trotzdem ist der allererste bemannte Flug nicht ganz ungefährlich. Experten weisen darauf hin, dass die Raumfahrt immer riskant sei. «Wenn man mit Menschen fliegt, ist das immer eine Stufe komplexer als eine unbemannte Mission, weil man sich um das Leben der Leute kümmern muss», sagte Laura Forczyk, eine spezialisierte Beraterin für die US-Raumfahrtindustrie zu «Wired». Eigentlich habe Blue Origin keinen Grund zu befürchten, dass etwas schief gehe – doch «man weiss nie», sagte Forczyk, die selber schon Parabelflüge absolviert hat.

Passagiere können nicht steuern

Laut Nasa-Astronauten unterscheidet sich ein kurzer suborbitaler Flug jedoch stark von einer Reise etwa zur Internationalen Raumstation. «Jeder, der dieses Geschäft wirklich versteht, weiss genau, dass es einen riesigen Unterschied gibt, ob man ein Raumschiff in den Orbit bringt oder ob man es für einen suborbitalen Flug braucht», sagte Nasa-Astronaut Doug Hurley. Nicht nur die geringeren Geschwindigkeiten bei suborbitalen Flügen senken die Gefahr, sondern auch die deutlich geringere Belastung, die orbitale Kapseln beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre überstehen müssen.

Trotzdem – «Nichts davon ist einfach», sagt Hurley, der im letzten Mai zusammen mit seinem Kollegen Bob Behnken das erste Crew-Dragon-Raumfahrzeug von SpaceX zur ISS brachte. «Wir verlangen den Raumschiffen viel ab, um die Besatzung sicher zurückzubringen.»

Die Rakete New Shepard hebt zu einer Test-Mission ab. (23. Januar 2019)

Die beiden neuen kommerziellen Raketen von Bezos und Branson sind laut Hurley im Gegensatz zu den Nasa-Raumfahrzeugen einfacher in Design und Betrieb. Denn obwohl manche Nasa-Raumschiffe automatisiert seien, erforderten andere speziell geschulten Piloten, die etwa das Andocken an die ISS manuell steuern müssen. Die New-Shepard-Kapsel ist dagegen zu hundert Prozent automatisiert. Selbst wenn sie wollten, können die Passagiere weder manövrieren, noch den Kurs ändern.

«Sobald die Triebwerke gezündet sind, gibt es nichts, was ein Mensch noch tun könnte.»

«Sobald die Triebwerke gezündet sind, gibt es nichts, was ein Mensch noch tun könnte», sagte Garrett Reisman zu «Wired». Dem ehemaligen Space-Shuttle-Astronauten zufolge steuert die ganze Zeit der Autopilot. «Sie schauen nur zu und die Software macht alles», sagt Reisman, der an der Entwicklung der Crew-Dragon von SpaceX beteiligt war. Das gelte auch für die Konzepte von Virgin Galactic. Die Einfachheit der Designs stelle auch einen Sicherheitsvorteil dar. Hinzu komme, dass die Raumschiffe nur für etwa zehn Minuten funktionieren müssten.

Keine Toilette an Bord, mehr Sicherheit

Im Gegensatz zu länger dauernden Missionen muss bei den kurzen Weltraum-Ausflügen auch kein Abwasser recycelt oder Trinkwasser aufbereitet werden. Auch eine Toilette an Bord gibt es Reisman zufolge nicht. Weniger Systeme bedeuteten auch weniger Dinge, die schief gehen können, sagte auch Hurley.

Innenansicht der Kapsel, in der sich die sechsköpfige Crew befinden wird.

Dennoch weisen beide Astronauten auf die Gefahren der Raumfahrt hin. Dass auch die weniger gefährlichen suborbitalen Flüge tödlich enden können, zeigt ein tragischer Absturz einer Rakete von Virgin Galactic im Jahr 2014. Ein Manövrierfehler eines Piloten führte dazu, dass das Raumschiff auseinander brach. Einer der beiden Piloten starb, der zweite überlebte schwer verletzt. Bransons Raumfahrtunternehmen hat seither zwar drei erfolgreiche Testflüge mit einer überarbeiteten Version des Space-Ship-Two durchgeführt, dennoch bleibt die Raumfahrt ein gefährliches Unterfangen.

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