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Omikron-Notfallplan der Stromversorger
Beschäftigte müssen im Notfall im Atomkraftwerk schlafen

In Österreich hat der Regionalversorger Wien Energie zu Beginn der Pandemie 53 Mitarbeitende in Isolation geschickt, um die Fernwärmeversorgung sicherzustellen. Im Bild der Schlafsaal der Müllverbrennungsanlage Spittelau im März 2020.
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Die Schweizer Kernkraftwerke haben angesichts möglicher Personalengpässe wegen der Ausbreitung der Virusvariante Omikron einen Notfallplan geschmiedet: Die Mitarbeitenden dürften die Kraftwerke im schlimmsten Fall nicht mehr verlassen und würden vorübergehend vor Ort untergebracht.

Das gilt für das Kernkraftwerk Beznau: «Die Kasernierung von Mitarbeitenden wäre die Ultima Ratio, das letzte Mittel zur Vermeidung von Betriebsausfällen», so eine Sprecherin des Kraftwerksbetreibers Axpo. Im bisherigen Pandemieverlauf sei das nicht nötig gewesen. Das Risiko, dass es dazu komme, stufe Axpo als gering ein.

Für das Kernkraftwerk Gösgen gibt es ähnliche Pläne. «In den Schutzkonzepten wird eine vorübergehende Unterbringung von Mitarbeitenden vor Ort analysiert, dies kann ein Mittel zur Vermeidung von Betriebseinschränkungen sein», so eine Sprecherin.

Auch für das Kraftwerk Leibstadt ist das denkbar – «aber aus heutiger Sicht unwahrscheinlich», so ein Sprecher. «Wir haben die Möglichkeit, bei grösseren krankheitsbedingten Ausfällen zusätzliches Personal aufzubieten und Schichtpläne anzupassen, um den Betrieb sicher weiterzuführen.»

Aufsichtsbehörde Ensi überwacht Personalbestand

Die Kernkraftwerke zählen zu den wichtigsten Infrastrukturanlagen des Landes. Sie decken konstant einen grossen Teil der Stromerzeugung. Um sie zu betreiben, braucht es einen Mindestbestand an Personal. Dieser wird auch vom Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) überprüft.

«Sollte eine Kernanlage die Präsenzvorschriften aufgrund der Situation rund um das Coronavirus nicht mehr erfüllen können, muss der Betreiber gemäss Kernenergieverordnung den Reaktor abschalten und darf den Leistungsbetrieb erst wieder aufnehmen, wenn der Mindestbestand sichergestellt ist», so ein Ensi-Sprecher. Derzeit halten dem Ensi zufolge alle Schweizer Kernkraftwerke die Vorgaben ein.

Und um einschneidende Schritte wie eine Kasernierung zu verhindern, haben die Kernkraftwerke Schutzmassnahmen getroffen. Dazu zählen beispielsweise eine Maskenpflicht in Innenräumen, regelmässige Tests, Homeoffice wo möglich oder eine reduzierte Mannschaft vor Ort.

Bei den Wasserkraftwerken ist eine Kasernierung vorerst nicht geplant, wie ein Sprecher des grössten Schweizer Wasserkraftproduzenten Axpo erklärte. Zwar wären auch sie mit Notfallunterkünften ausgerüstet, doch für den Betrieb dieser Kraftwerke ist deutlich weniger Personal erforderlich als bei Kernkraftwerken. Dort sei es auch möglich, Unterhaltsarbeiten bei Bedarf zu verschieben. Zudem könnten sich die Wasserkraftwerke bei einem extremen Personalmangel gegenseitig aushelfen.

Vorzeigebeispiel aus Wien

Dass eine Kasernierung nicht nur graue Theorie ist, zeigt ein Beispiel aus Österreich. Dort hatte der lokale Versorger Wien Energie zu Beginn der Corona-Pandemie 53 Mitarbeitende für vier Wochen in Isolation geschickt. Viele hatten sich dafür freiwillig gemeldet.

Ein Wohncontainer für die isolierten Wien-Energie-Mitarbeitenden am Standort Flötzersteig.

Die dafür nötige Infrastruktur hat Wien Energie auch nach dem Ende der Isolation im April 2020 beibehalten, um sie jederzeit wieder nutzen zu können. In Österreich gibt es keine Kernkraftwerke. Die Kraftwerke von Wien Energie sind jedoch wichtig für die Fernwärmeversorgung der Stadt.

Auch die Schweizerische Post hat bereits zu einer solchen Strategie gegriffen – allerdings nicht in der Schweiz, sondern an einem Standort ihrer vor dem Verkauf stehenden Tochter SPS in Vietnam. Dort zelteten über 60 Mitarbeitende monatelang im Büro, damit die Firma ihre Dienste trotz Corona weiter anbieten konnte, wie der «Blick» berichtete.