Panne bei Orange in FrankreichKleinkind stirbt während des Ausfalls der Notrufnummern
Mindestens vier Menschen sind wegen fehlender Hilfe gestorben – unter ihnen auch ein zweijähriges Kind. Schuld an der Panne könnte die Software sein.
In Frankreich ist es durch eine schwere Panne beim Telekommunikationsunternehmen Orange landesweit zu Störungen bei den Notrufnummern gekommen. Frankreichs Gesundheitsminister Olivier Véran sprach am Donnerstag von drei bis vier Todesfällen.
Der mehrstündige Ausfall hat offenbar auch den Tod eines Kleinkindes zur Folge gehabt. Ein zweieinhalb Jahre altes Kind sei am Mittwochabend im Westen Frankreichs gestorben, teilte das Département Vendée am Donnerstag mit. Die Behörden sprachen von einer «Tragödie».
Eine Untersuchung sei eingeleitet worden, um zu ermitteln, inwiefern der Ausfall des Notrufs zur Verzögerung bei der Rettung des Kindes geführt haben könnte. Durch den Ausfall waren die Nummern der französischen Rettungsdienste wie die «112» zwischen Mittwochabend 18.00 Uhr und Mitternacht landesweit nicht zu erreichen. Auch bei Kurzwahlnummern für Polizei und Feuerwehr kamen viele Anrufer nicht durch. Rund 400 Ersatznummern waren eingerichtet worden, um die Feuerwehr, die Polizei oder einen Notarzt weiterhin zu erreichen.
Innenminister: Störungen nicht hinnehmbar
Es sei aber zu früh, um Schlüsse zu ziehen und eine Verbindung zu der Panne herzustellen. Auch Präsident Emmanuel Macron sagte der französischen Nachrichtenagentur AFP zufolge, es sei zu früh, um eine Bilanz der Situation zu ziehen, man sei aber besorgt.
Am Donnerstagnachmittag teilte Frankreichs Innenminister Darmanin auf Twitter mit, dass es zwar noch vereinzelte Störungen gebe, die Situation sich aber verbessert habe. Die Ausweichnummern sollten noch bis zum Freitagmorgen weiter bestehen. Darmanin bezeichnete die Störungen als schwer und nicht hinnehmbar.
Ein Mensch, der eine Herz-Kreislauf-Krankheit hatte, soll in der Bretagne gestorben sein, weil die Rettungsdienste nicht rechtzeitig erreicht werden konnten. Auf der französischen Insel La Réunion starben zwei weitere Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankung, die zuvor versucht hatten, den Notruf zu erreichen. Darmanin zufolge ist aber unklar, ob es bei den Fällen auf La Réunion besonders lange bis zum Eintreffen der Rettungskräfte gedauert hat.
Orange-Chef entschuldigt sich
Die genaue Ursache der Panne war zunächst unklar. Orange-Geschäftsführer Stéphane Richard schloss einen externen Angriff im Sender TF1 aus. Eher handle es sich um eine Softwarepanne. Das Netz werde noch verstärkt überwacht, die Dienste funktionierten aber wieder vollständig. Auf Twitter entschuldigte sich Richard für den Vorfall.
Die Störung zieht nun Forderungen nach Aufklärung hinter sich. Darmanin will den Vorfall untersuchen lassen. Die Staatsanwaltschaft in Vannes kündigte an, eine Untersuchung einzuleiten, nachdem es in dem bretonischen Ort zu einem Todesfall gekommen war, wie AFP berichtete.
SDA
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