Bergsteigerinnen von Lawinen verschüttetTod am Shishapangma
Zwei US-Bergsteigerinnen wetteifern um einen Achttausender-Rekord und geraten innerhalb kurzer Zeit in zwei verschiedene Lawinen.
Nach einer bislang vergleichsweise ruhigen Herbstsaison an den Achttausendern in Nepal und Tibet ereignete sich am Samstag am Shishapangma in Tibet ein tödlicher Unfall. Nach Angaben der nepalesischen Zeitung «The Himalayan Times» kamen bei einem Lawinenabgang auf etwa 7800 Metern die US-amerikanische Bergsteigerin Anna Gutu und ihr nepalesischer Bergführer Mingmar Sherpa ums Leben. Die New Yorkerin Gina Marie Rzucidlo und Tenjen «Lama» Sherpa, der sie am Berg führte, gelten nach einem zweiten Abgang als vermisst. Zudem soll es mindestens drei verletzte Nepalesen gegeben haben.
Gina Marie Rzucidlo wird noch immer vermisst.
Am Samstag, 11 Uhr Ortszeit, löste sich laut Augenzeugenberichten auf der Normalroute etwa 200 Meter unterhalb des Gipfels eine Lawine und riss zwei Personen mit, Anna Gutu und Mingmar Sherpa. Das berichteten Naila Kiani und Sirbaz Khan, beide aus Pakistan, die ebenfalls gerade aufstiegen und das Unglück beobachteten. Auf ihrem Instagram-Account liess Naila Kiani später wissen, dass sie und Khan sich wieder in Lager eins befänden – «tief erschüttert und verzweifelt». Nach dem Unglück stiegen sie sofort ab und brachten sich in Sicherheit.
Beiden fehlte mit dem Shishapangma nur noch ein Gipfel in ihrer Liste
Zwei Stunden später, etwa um 13 Uhr Ortszeit, soll eine zweite Lawine abgegangen sein, die Gina Marie Rzucidlo und Tenjen «Lama» Sherpa verschüttet haben soll. Zu diesem Zeitpunkt sollen sie sich etwa 80 Meter unterhalb des Gipfels befunden haben. Sie folgten ab Lager drei einer anderen Route als Gutu und ihr Bergführer, zitiert die «Himalayan Times» eine Quelle. Tenjen «Lama» Sherpa machte erst im Juli dieses Jahres Schlagzeilen, nachdem er gemeinsam mit der Norwegerin Kristin Harila alle 14 Achttausender in 92 Tagen bestiegen und damit einen neuen Rekord aufgestellt hatte.
Anna Gutu, eine gebürtige Ukrainerin, und Gina Marie Rzucidlo befanden sich in einem Wettstreit um den Rekord, als erste Frau aus den USA alle 14 Achttausender bestiegen zu haben – mit Flaschensauerstoff und Unterstützung von nepalesischen Bergführern. Beiden fehlte mit dem Shishapangma nur noch ein Gipfel in ihrer Liste. Der Shishapangma war neben dem Cho Oyu (8188 Meter), der anteilig ebenso auf tibetischem Gebiet steht, wegen der Pandemie bis zu diesem Jahr für ausländische Bergsteiger und Bergsteigerinnen gesperrt gewesen.
Der Einsatz von Helikoptern für Rettungsaktionen an den Achttausendern in Tibet ist grundsätzlich nicht erlaubt.
Die 33-jährige Anna Gutu hatte mit dem Gipfelsammeln erst in diesem Jahr begonnen. Innerhalb von sechs Monaten stand sie mit Unterstützung des Anbieters Elite Expedition auf 13 Achttausendern. Rzucidlo erklomm 2018 mit dem Mount Everest ihren ersten Achttausender. Am Shishapangma war sie mit dem Anbieter Seven Summit Treks unterwegs.
Der Shishapangma ist mit 8027 Metern der niedrigste Achttausender und liegt als Einziger der 14 höchsten Berge der Welt komplett auf tibetischem Gebiet. Die Bedingungen sollen winterlich gewesen sein, mit viel Neuschnee sowie extrem windigem und kaltem Wetter. Der Einsatz von Helikoptern für Rettungsaktionen an den Achttausendern in Tibet ist grundsätzlich nicht erlaubt. Ein Rettungsteam ging zu Fuss zur Unglücksstelle und barg Anna Gutu und Mingmar Sherpa unter den Schneemassen.
Die verletzten nepalesischen Bergsteiger würden mittlerweile zurück ins Basislager gebracht und dort von einem medizinischen Notteam versorgt. «Die Bemühungen, von den chinesischen Behörden eine Helikoptererlaubnis zu erhalten, um verletzte Bergsteiger ausfliegen zu können», seien noch im Gange, so zitiert «The Himalayan Times» einen Sprecher aus dem Basislager. Nach den zwei Vermissten würde indes noch gesucht. Die Chancen, sie lebend zu finden, seien aber gering.
Fehler gefunden?Jetzt melden.