Neue Corona-RegelnBelgier sollen weniger «knuffeln»
Ab Montag dürfen die Belgierinnen und Belgier pro Haushaltsmitglied nur noch einen Besucher empfangen – Singles zwei.
Belgien steht europaweit an der Spitze der Corona-Neuinfektionen und führt nun strengere Massnahmen ein. Von Montag an müssen fast alle Geschäfte schliessen, ausgenommen sind etwa Supermärkte und Apotheken. Kunden können aber weiter Waren aus den geschlossenen Geschäften abholen oder sich liefern lassen. Berufe mit engem Kundenkontakt wie Friseure müssen ihre Arbeit einstellen. Restaurants und Cafés sind längst zu, nächtliche Ausgangssperren in Kraft.
Damit das Gesundheitssystem nicht kollabiert, sollen die elf Millionen Belgierinnen und Belgier ausserdem ihre Kontakte auf ihren Haushalt beschränken – und pro Familienmitglied auf eine auswärtige Person. «Un contact rapproché», heisst diese im französischsprachigen Landesteil, doch zumindest in den sozialen Netzwerken ist der niederländische Begriff populärer: «knuffelcontact». Das Verb, das mit «ü» ausgesprochen wird, bedeutet so viel wie «kuscheln», «schmusen» oder auch «knutschen».
Nicht nur der Ausdruck sorgt unter in Brüssel lebenden Ausländern für etwas Wärme und Erheiterung. Kommentiert wird auch, dass der «Konzertierungsausschuss», in dem die Föderalregierung sowie die Regionen vertreten sind, zudem Liebe zum Detail sowie Gerechtigkeitssinn bewiesen hat: Wer in einem Singlehaushalt lebt, darf zwei Personen einladen. Allerdings dürfen der «knuffelcontact» und die dritte Person nicht gemeinsam empfangen werden. Wie die Einhaltung dieser Regel überprüft werden soll, ist offen.
Die neuen Regeln sollen zunächst für eineinhalb Monate gelten. Für die geschlossenen Geschäfte soll am 1. Dezember eine Zwischenbilanz gezogen werden.
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Die Corona-Fallzahlen stiegen in den vergangenen Wochen stark. Dadurch verschärfte sich auch die Lage in den Krankenhäusern zum Teil dramatisch. Mitunter wurden die Grenzen der Kapazität erreicht. Dutzende Patienten mussten in andere Krankenhäuser gebracht werden.
Erstmals sind in Belgien mehr als 20’000 neue Infektionen mit dem Coronavirus innerhalb eines einzigen Tages registriert worden. Nach Angaben der nationalen Gesundheitsbehörde Sciensano vom Samstag wurden am vergangenen Dienstag insgesamt 21’448 Corona-Fälle gezählt. Für die folgenden Tage liegen noch keine konsolidierten Zahlen vor.
EU-weit registrierte Belgien innerhalb von zwei Wochen die meisten Infektionen pro 100’000 Einwohner: 1600. Jeder vierte Corona-Test fiel in Belgien zuletzt positiv aus.
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