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Hightech- Vogelscheuchen
Mit Laser gegen Krähen

Fish Crow / Corvus ossifragus  - Everglades National Park, Florida
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Wenn Kinder das Lied «Alle Vögel sind schon da» zwitschern, ist das für manche Bauern alles andere als Musik in den Ohren. Sondern Erinnerung an ein leidiges Problem: die Krähenplage. Wenn diese Vögel da sind – na dann Prost. 

«Ein Schwarm Krähen kann in kurzer Zeit eine ganze Maissaat vernichten», sagt Biobauer Markus Ritter, Präsident des Schweizer Bauernverbands. «Sie warten, bis die Maispflanze aus dem Boden austritt und ziehen sie dann mit dem Schnabel samt Keimling heraus. Dann fressen sie den Keimling ab.» Sie gehen gründlich vor, kein Food-Waste. «Krähen gehen in der Reihe von Pflanze zu Pflanze und lassen nichts zurück», sagt Ritter. «Der Schaden ist enorm.» 

Wegen des Samenraubs mussten viele Bauern letztes Jahr nachsäen. Das Problem hat sich in den letzten Jahren verschärft, nachdem gewisse Beizmittel in der Schweiz und der EU nicht mehr zugelassen sind. Beizmittel machen die Samen bitter. Das verdirbt den Krähen den Appetit, und sie ziehen weiter auf der Suche nach bekömmlicheren Futterquellen. Jetzt tüfteln Forscher in der Schweiz an biologischen Lösungen mit Chili (Tabasco) und ätherischen Ölen wie Zitronengras, Lavendel und Pfefferminze. 

Grobes Geschütz fährt dagegen die international tätige Firma Bird Control Group auf: Krähen sollen mit Laserpointern verscheucht werden. Rasch, ohne Lärm und ohne Gewöhnungseffekt. So das Versprechen. 

Kürzlich lancierte das Unternehmen eine Werbeoffensive für ihre hochgerüsteten Hightech-Vogelscheuchen und stellte glückliche amerikanische Bauern vor die Kamera. Die Botschaft der Landwirte: Problem gelöst dank Laser – how lucky we are! Die Laser sollen sogar gegen Vogelgrippe helfen, da das Abwehrsystem Wildvögel vom Nutzgeflügel fernhalte.

Birdlaser, by Bird Control - Screenshot

Doch Laser können gefährlich sein. In der Schweiz sind nur Laserpointer der Klasse 1 zugelassen. Jene der Bird Control Group gehören zur Klasse 3B. Das System gibt es in zwei Varianten: von Hand geführt oder zum Aufstellen. Von Hand mit einem Laser dieser Stärke herumzufuchteln, ist in der Schweiz verboten, wie es beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) heisst. 

Anders sieht es bei den fest installierten Geräten aus. Diese dürfen unter Auflagen eingeführt werden. Bedingung: Der Importeur muss die Sicherheit von Dritten gewährleisten und ist auch verantwortlich dafür, dass Piloten nicht geblendet werden. Allenfalls, sagt Daniel Dauwalder vom BAG, sei auch eine Bewilligung des Bundesamts für Zivilluftfahrt notwendig.

Das BAG warnt: Die Strahlung eines Lasers dieser Stärke sei «gefährlich für das Auge und in gewissen Fällen auch für die Haut». Die Gesundheitsbeamten haben das getestet und einen Laser der Stärke 4 auf Schweinehaut abgefeuert. Sie ist der menschlichen Haut ähnlich. Ergebnis: Nach wenigen Sekunden gab es Rauchausstoss, Geruch von verbranntem Fleisch und Löcher in der Haut. 

Und nicht nur das. Die Bird Control Group verspricht, dass Vögel den grünen Laser als ein festes Objekt wahrnehmen. Das löse einen Fluchtreflex ohne Gewöhnungseffekt aus. Stimmt das? Die «Bauernzeitung» hat bei der Vogelwarte Sempach nachgefragt. Dort berichtet man von «gemischten Resultaten» bei den Versuchen und warnt, dass der Einsatz von Lasern aus Sicht des Tierschutzes nicht zu verantworten sei.

Schalldruck, Raubvogelrufe und Feuer-Gels

Gegen Vögel, die Schaden verursachen, wird inzwischen ein ganzes Waffenarsenal in Stellung gebracht. Das Grundprinzip: Man macht es ihnen möglichst ungemütlich, indem man sie nicht in Ruhe lässt. Vergrämen heisst das im Fachjargon. Zur Auswahl stehen Geräte, die die Vögel mit Schalldruck auf das Gefieder nerven, über Anlagen, die Panik- und Raubvogelrufe aussenden oder Gels, die für die Augen der Vögel wie Feuer aussehen. 

Auf die Top-Plätze der mühsamsten Vögel in der Landwirtschaft schaffen es neben Rabenkrähen und Saatkrähen auch Höckerschwäne und Gänse. «Diese beiden grossen Wasservögel sind dort ein Problem, wo sie in Scharen auftreten und die Wiesen so verkoten, dass sie nicht mehr genutzt werden können», sagt Bauernpräsident Markus Ritter. Doch die Krähen schlagen alle. 

Auf seinem Biohof setzt Ritter auf akustische Abwehr nach der Maissaat. Also auf das Abspielen von Vogelstimmen, die Gefahr signalisieren. «Wichtig ist, dass die Stimmen immer wieder variiert und in unregelmässiger Folge abgespielt werden. Dazu kann das Gerät entsprechend programmiert werden», sagt Ritter. Denn: «Die Krähen sind schlau und lassen sich nicht so schnell aus dem Konzept bringen.»