Bar Ora an der ZähringerstrasseEine Portion Coolness fürs Niederdorf
Die Bar Ora würde man eher im Kreis 4 als in der Altstadt erwarten. Wir tranken und assen gut, nur das Geheimnis des Desserts konnten wir nicht lüften.
- Die Bar Ora ist bekannt für ein gemischtes Publikum und herzliche Bedienung.
- Die Cocktailkreationen von Marco Colelli beeindrucken durch ihren einzigartigen Twist.
- Chefkoch Ken Rojas beeindruckt mit innovativen Speisen wie Coconut-Ceviche und Porchetta.
- Der Basque Cheesecake von Rojas könnte ein neuer Publikumsliebling werden.
Was uns zuerst auffällt im Lokal, das zuvor das Bonnie Prince Pub war: Das bezüglich Alter und Geschlecht angenehm gemischte Publikum, ebenso die Herzlichkeit des Personals. Ebenfalls: die massvollen Preise. Die Stange gibt es für 4.50, den Negroni für 16 Franken. Wir entscheiden uns für «Sbagliato Bene» (14.50 Fr.) und «Ora Spritz» (14 Fr.), wobei Letzterer mit seinem intensiven Bergamotte-Aroma überzeugt. Für die Cocktails verantwortlich ist Marco Colelli, laut «Falstaff» «eine Ikone der Zürcher Barszene». Uns gefällt Colellis Auswahl, weil er Cocktailklassikern einen eigenen Twist gibt, ohne sie komplett auf den Kopf zu stellen. Sprich: Wenn man die Ur-Version mag, gefällt ziemlich sicher auch die Ora-Version.
Generell wirkt die Bar viel moderner, als man sich das sonst vom Niederdorf gewohnt ist. Der Schriftzug draussen erinnert etwas an jenen der Bar Lupo an der Badenerstrasse. Die beiden haben aber nichts miteinander zu tun, werden wir aufgeklärt: Die Bar Ora ist das jüngste Kind der Commercio-Gastronomie (u.a. Commercio, Fischerstube, Mère Catherine).
Auf den meisten Tischen stehen nicht nur Getränke, sondern auch ein paar Teller. Wir tun es den anderen Gästen gleich und bestellen eine Auswahl von der Karte. Diese führt «Bites», «Plates» – und ein Dessert. Bei den Happen begeistert uns die Charcuterie (14 Fr.), insbesondere der geschmacklich vielschichtige Rohschinken. Dabei handelt es sich um Magro du Culatello aus der Mini-Metzg im Viadukt.
Auch die grösseren Portionen sind stimmig. Das Porchetta-Weggli (19 Fr.) hat das Zeug zum Klassiker, die Schwarte knuspert wunderbar, die Salsa verde gibt der Deftigkeit des gerollten Schweinebauchs Gegensteuer. Kräuter (Dill, Kerbel, Koriander und Minze) stehen auch beim Coconut-Ceviche vom Saibling im Zentrum. Die Kokosnote wie auch die Kräuter sind die Interpretation von Koch Ken Rojas. Der Berner mit philippinischen Wurzeln bringt die Teller selber an den Tisch und dabei auch seinen Enthusiasmus für die Kreationen gut rüber.
Das gilt auch für den Radicchio-Salat mit Walnüssen (17 Fr.), einen Winterklassiker, bei dem Rojas der Sauce seinen Dreh mit der fermentierten Chilipaste Gochujang verleiht. Deren Süsse balanciert die Bitternote des roten Salats aus. Weniger instagrammable ist der hausgemachte Ricotta mit hauchdünnem Pergamentbrot (13 Fr.), weil blass-gelb auf weiss. Doch geschmacklich ist die Kombination dank der Kalamansi-Zitrusfrucht ebenfalls toll.
Soll auf diesen Reigen auch noch ein Dessert folgen – oder eher noch ein Drink? Wir teilen uns ein Stück Basque Cheesecake (12 Fr.). Rojas ist ziemlich überzeugt von seiner Kreation. Als er sie hinstellt, sagt er: «Das ist mein Rezept, der Kuchen wird euch umhauen!» Und er trägt damit nicht zu dick auf. Geschmacklich ist er vielschichtiger als andere Exemplare. Ob er wohl Miso hineingemischt hat? Das verneint der Koch. Als wir mehr über sein Rezept wissen wollen, winkt er jedoch ab, weil geheim. Er weiss: Auch für diesen Kuchen werden die Leute in die Ora-Bar zurückkehren.
Zähringerstr. 38, 8001 Zürich, Di–Sa ab 16 Uhr, www.ora-bar.ch
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