Neuer Klimatest des BundesBanken sollen ihre Benotung offenlegen
Geschäftet der Schweizer Finanzplatz klimaverträglich? Nicht nur linke Politiker rufen die Branche jetzt zu Transparenz auf. Heute präsentiert der Bund ein klimapolitisch wichtiges Resultat.
Im Kampf gegen den Klimawandel gerät die Rolle des Schweizer Finanzplatzes zunehmend in den Fokus der Politik. Nach 2017 hat der Bund heuer zum zweiten Mal untersucht, inwieweit die Branche die Erderwärmung befeuert – mit Investitionen, Krediten und Versicherungsleistungen für Unternehmen, die mit fossilen Energien arbeiten. Heute Montag stellt das Bundesamt für Umwelt (Bafu) die Ergebnisse vor.
Die Resultate werden wie schon vor drei Jahren in anonymisierter und zusammengefasster Form vorliegen. Die Öffentlichkeit erfährt also weder welche Unternehmen am Test mitgemacht haben noch erhält sie Informationen darüber, wie die einzelnen Teilnehmer abgeschnitten haben.
Eine Gruppe von Parlamentariern will die Finanzinstitute deshalb ermutigen, ihre Resultate zu veröffentlichen und so «den wichtigen Schritt der Transparenz zu gehen»; so steht es in einem offenen Brief, der heute Montag veröffentlicht wird und dieser Redaktion vorliegt. Mehr Transparenz über die Klimaverträglichkeit der verwalteten Vermögen fördere den Wettbewerb für klimafreundliche Anlagestrategien unter den Finanzmarktakteuren. «Das ist eine wichtige Voraussetzung, damit die Schweiz zu einem führenden nachhaltigen Finanzplatz werden kann», sagt Nationalrat Gerhard Andrey (Grüne), der die Aktion initiiert hat.
Hinter dem Appell stehen Vertreter aus allen Parteien im Bundeshaus, also auch bürgerliche Exponenten. «Wir wollen bewusst diejenigen motivieren, die vorangehen, statt jene zu kritisieren, die es nicht tun», sagt BDP-Präsident Martin Landolt. Für Nationalrat Matthias Jauslin (FDP) bietet sich die «Chance, sich mit griffigen Massnahmen zugunsten des Klimaschutzes von der Konkurrenz abzuheben».
Beim ersten Test 2017 zeigte sich: Die Teilnehmer geschäften noch nicht klimaverträglich. Ihre Investitionen unterstützten im Durchschnitt eine Erderwärmung von 4 bis 6 Grad, was weitgehend dem Weltmarkt entspricht. Der Anstieg darf gemäss dem Weltklimarat indes 1,5 Grad nicht übersteigen, ansonsten lassen sich gravierende Veränderungen der Ökosysteme nicht mehr verhindern.
Neue Regulierungen gefordert
Der Klimatest des Bundes ist zwar freiwillig, doch die Finanzinstitute stehen stärker unter Zugzwang als auch schon. Die Bewegung Klimastreik Schweiz hat letztes Jahr mit schwarzen Listen gedroht, sollten die Finanzinstitute ihr Geschäftsmodell nicht gründlich überdenken. Inzwischen hat sie über 100 Instituten einen entsprechenden Fragekatalog geschickt. Ende November werden die Klimaschützer publizieren, welche davon mitgemacht und wie diese geantwortet haben. Eine schwarze Liste werde es aber nicht geben, sagt Stephanie Wyss von Klimastreik Schweiz. Im Zuge von Black Lives Matter sei dieser Ausdruck nicht mehr passend. Man arbeite nun mit Noten: gut, genügend, ungenügend.
Die Klima-Allianz – ein Bündnis aus mehr als 90 Organisationen – verlangt derweil neue Regulierungen: Finanzinstitute sollen verpflichtet werden, die von ihnen finanzierten Treibhausgasemissionen offenzulegen. Banken, Versicherungen, Vermögensverwalter und Pensionskassen müssen, so die zweite Forderung, verbindliche Handlungspläne festlegen, damit sie ihr Geschäft klimaverträglich ausrichten.
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