Tropische FruchtAvocado geniessen – mit gutem Gewissen
Beliebt wie nie, aber klimatechnisch problematisch: Über den Umgang mit der unkomplizierten Frucht einer komplizierten Pflanze.
Die Bezeichnung Avocado soll auf das aztekische Wort für «Hoden» zurückgehen, aber wer denkt schon daran, wenn man seine Maischips in die Guacamole tunkt (Sie, wahrscheinlich ab sofort, bitte verzeihen Sie!).
Die Avocado ist super. Der Geschmack: Nussig, rahmig, zuweilen dezent säuerlich, gerade so viel, wie es eben noch Spass macht, und manchmal ist ein Hauch von Sommer auszumachen – eine grasige Note, ist man versucht zu sagen. Die Konsistenz: cremig, samtig und fein. Die Farbe: Das Fruchtfleisch einer Avocado zeichnet sich durch ein helles Grün aus.
Im Übrigen schmeckt wenig so gut auf Toast wie Avocado (flankiert von einem pochierten Ei).
Ein guter Ersatz für tierische Produkte
Der Avocadobaum, ein kompliziertes Pflänzchen, das nur durch Fremdbestäubung und im richtigen Klima gedeiht (und deshalb schwierig anzubauen ist), ist gefragt. Ihre Frucht erfreut sich unter anderem bei Menschen, die sich vegan ernähren, grosser Beliebtheit.
Ein Bestseller ist sie aber nicht nur im Veganuary. Die Migros bestätigt auf Anfrage: «Wenn wir die Anzahl verkaufter Produkte in den Migros-Filialen anschauen, war die Avocado letztes Jahr das drittbeliebteste Produkt im Bereich Früchte und Gemüse.» Weitere Zahlen der Grossverteilerin: Im Jahr 2000 wurden noch 3700 Tonnen importiert, 2021 waren es mehr als 19’000 Tonnen.
Nach Berechnungen von verschiedenen Organisationen wird die Avocado 2030 die zweitmeistgehandelte tropische Frucht sein – nach der Banane.
Ist Avocado die bessere Butter?
Nun ist die Avocado als Klimasünderin verschrien. Zu Recht – und auch wieder nicht. Auf dem Klimaradar von Eaternity zum Beispiel, einer Organisation, die Berechnungen zum Fussabdruck von Essen anstellt, liegt die Avocado im grünen Bereich – viel umweltschädlicher sei es, beheizte Tomaten zu essen, Rindfleisch oder Milchprodukte.
Unbestritten bleibt, dass der Avocado-Anbau viel Wasser braucht, die Früchte aber am besten in subtropischen Klimazonen gedeihen, dort, wo es nicht viel regnet. Ausserdem werden Avocados häufig in Monokulturen angebaut, dies und lange Transportwege belasten das Klima, etwa, wenn sie aus Mexiko, Peru, Südafrika oder Chile kommen.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Was tun, wenn man nicht verzichten will?
Avocados jetzt konsumieren – im Moment stammen sie oft aus europäischem Anbau. Coop etwa schreibt auf Anfrage: «Den Anteil aus Spanien konnte Coop in den letzten Jahren deutlich steigern.»
Und: dort kaufen, wo man ein Augenmerk auf boden- und wasserschonenden Anbau richtet. Ein Beispiel dafür ist das Schweizer Jungunternehmen Crowd Container, das eben die erste Bestellungsrunde des Jahres abgeschlossen hat. Die Organisation möchte verändern, «wie Lebensmittel produziert, gehandelt und konsumiert werden – immer mit dem Ziel, dass wir unserer Vision einer vielfältigen, klimapositiven Landwirtschaft näherkommen».
Crowd Container importiert nur, was Kundinnen in der Schweiz bestellt haben. Ihre Avocados, die an entsprechenden Standorten in vier Schweizer Städten abgeholt werden können, stammen aus Andalusien; im subtropischen Klima von Málaga wachsen die Früchte gut.
Die Kooperativen, mit denen Crowd Container (auch in Sizilien oder Kerala) zusammenarbeitet, betreiben nicht nur keine Monokulturen (Kurkuma, Mangos oder Zitrusfrüchte wachsen am gleichen Ort), sondern wenden einfache Tricks zugunsten der Bodenfruchtbarkeit und Wasserschonung an: Zum Beispiel wird im grossen Stil «gemulcht», wie man es aus dem eigenen Garten kennt. Das heisst, der Boden wird mit Grünmaterial gedeckt, damit möglichst wenig Wasser verdunstet.
Ob und wann Avocados exportiert werden, entscheiden die Produzenten. Auch, welche Sorte geliefert wird – Hass oder Lamb Hass (die gängigsten Sorten weltweit heissen Hass und Fuerte).
Um noch einmal auf den Geschmack zu kommen: Bio-Avocados, die einen kurzen Weg hinter sich haben, schmecken deutlich besser. «Wie Gras», schreibt auch die Lebensmittelforscherin Niki Segnit in ihrem «Geschmacksthesaurus», und ausserdem seien sie «weich wie Butter» (denken Sie an einen Avocado-Toast!). Sie passten deshalb gut zu anderen fein aromatischen Zutaten wie Mozzarella oder Krustentieren.
Weitere Topbegleiter sind nach Segnit: Chili, Dill («beide grasig»), Erdbeeren, fetter Fisch, Gurke (zum Beispiel als kalte Suppe oder Salat), Haselnuss, Koriander, Limette, Mango, Minze (als Salatdressing), Tomaten, Weichkäse. Etwas ungewöhnlich: Im Milchshake oder im Kaffee macht sich die Avocado gut, und in Mexiko sei sie als Dessert mit Zucker bestreut oder mit Rum beträufelt beliebt. Wie auch als Begleiterin von Schokolade: zum Beispiel in Form von Creme oder im Kuchen.
Die nächste Avocado-Bestellung bei Crowd Container wird am 31. Januar aufgeschaltet. crowdcontainer.ch
Weitere Bezugsquellen (Auswahl): gebana.com/ch; mahlerundco.ch
Fehler gefunden?Jetzt melden.