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AboFernwandern im Trend
Auf der Via Alpina in die Romandie

Dieser herrliche Ausblick auf den Genfersee blieb unserem Autor verwehrt: Wegen des schlechten Wetters fiel die Via-Alpina-Etappe von den Rochers de Naye nach Montreux buchstäblich ins Wasser.

Um 13.15 Uhr treffen wir am Röstigraben ein, wobei er hier auf dem Col de Jable auf 1883 Metern über Meer eher das Gegenteil eines Grabens ist. Es ist eine rund ein Meter hohe Steinmauer, die die Kantone Bern und Waadt voneinander trennt – und natürlich die welschen und die Deutschschweizer Kühe.

Auf dem Col de Jable markiert eine Steinmauer die Grenze zwischen den Kantonen Bern und Waadt.

Wir sind froh, dass hier der Aufstieg endet, denn es sind bereits wieder über tausend Höhenmeter, die wir bewältigt haben. Für die Rast setzen wir uns auf der welschen Seite an die Mauer, die uns vor der kühlen Bise aus der Deutschschweiz schützt.

Der Col de Jable zeigt sich nicht von seiner schönsten Seite. Die Sonne, die am Morgen in Gstaad noch geschienen hat, ist hinter dicken Wolken verschwunden. Und am Witteberghore schleichen Nebelschwaden die Felswände entlang.

Wir haben es gewusst: In diesem Jahr verfolgt das Wetterpech die Wanderer auf der Via Alpina. Immerhin ist der Schnee weggeschmolzen, und die Blumen strecken sich auf den nassen Matten. Dafür haben wir die Gegend fast für uns.

20 Tagesetappen von Vaduz nach Montreux

Die Via Alpina ist der wohl bekannteste Fernwanderweg der Schweiz. Er führt über 390 Kilometer, 14 Alpenübergänge und in 20 Tagesetappen quer durchs Land. Wer ihn auf der Originalroute von Vaduz bis Montreux absolviert, muss 23’600 Höhenmeter schaffen. Und wer noch ehrgeiziger ist, kann die Wanderung auf den ganzen Alpenbogen ausdehnen. Die Via Alpina ist eigentlich ein europäischer Weg auf fünf verschiedenen Routen von Triest nach Monaco.

Wir beschränken uns auf die 70 Kilometer zwischen Lenk BE und Montreux VD.

Unterdessen haben wir die Trinkflaschen und das Studentenfutter wieder im Rucksack verstaut. Der Wind hat etwas nachgelassen, und es soll bis zum Abend trocken bleiben. Der Abstieg ist sanft und führt über Wiesen, die immer saftiger werden. Der Löwenzahn verwandelt sie in ein gelbes Meer.

Schon bald taucht die Alp Gros Jable auf. Es ist still, am Himmel kreisen in weiten Bögen zwei Adler. Als wir um die Alphütte gehen, trauen wir unseren Augen nicht. Kaum 200 Meter entfernt liegen auf einem Geröllfeld Steinböcke, mindestens 30 Stück, mit riesigen Hörnern. Die beiden grössten Tiere stehen in der Wiese und äugen zu uns hinüber.

Gunther, unser Naturbursche, ist ausser sich: «Das muss ich aus der Nähe anschauen.» Kein Problem, Steinböcke sind die Könige der Wildtiere in den Alpen. Sie fürchten sich nicht. Gelangweilt schauen sie zu, wie Gunther bis auf 30 Meter an die Herde heranpirscht.

Über eine Blumenwiese führt der Weg nach L’Étivaz.

Der beste Käse in L’Étivaz

Das Treffen mit den Steinböcken ist ein Glücksfall, das bestätigt uns am Abend in L’Étivaz Touria Mollien, Wirtin im Hotel Gemse, oder besser gesagt Chamois. Die Wildtiere hielten sich bei trübem Wetter häufig auf verlassenen Alpen auf, erzählt sie.

Verlassen ist auch L’Étivaz. Im Hotel Chamois sind wir auf jeden Fall die einzigen Gäste, und Touria und Jean-François Mollien haben ihre Küche nicht richtig hochgefahren – auch wegen Corona. Aber eines gibts hier immer: Fondue, und zwar das beste überhaupt. Zum Beweis dirigiert uns der Wirt in den Speisesaal, wo er den Film über den «besten Käse der Welt», den L’Étivaz, vorführt.

Im Käsekeller von L’Étivaz.

Und in der Tat dünkt es uns, dass wir die Alpenblumen und das Holzfeuer unter dem Käsekessi schmecken, als wir die Brotmocken aus dem Fondue in den Mund schieben.

L’Étivaz ist eine andere Welt – besonders wenn man eine Nacht zuvor im mondänen Gstaad übernachtet hat. Die Zeit scheint stehen geblieben. Hier gibts nicht nur einen Alpkäse, den sie seit 100 Jahren gleich herstellen. Im Chamois hängt auch noch General Guisan im Treppenhaus und verbreitet Réduit-Stimmung. Darum unser Tipp: Auf der Via Alpina sollte man dieses Hotel nicht auslassen.

Ein Hauch Réduit-Stimmung: General-Guisan-Bild im Treppenhaus des Hotels Chamois.

Der Königsaufstieg fällt aus

Unsere Wanderung bis zu den Rochers de Naye dauert vier Tagesetappen. Wir haben etwas Pech, die Sonne scheint nur selten, und auch den wunderbaren Ausblick von den Rochers de Naye von fast 2000 Metern Höhe über den Genfersee verpassen wir auf der letzten Etappe.

Vor dem 1000-Meter-Königsaufstieg entscheiden wir uns für die Variante Eisenbahn. Es regnet stark, die Rochers de Naye liegen im Nebel, und Besserung ist keine in Sicht.

Eine missglückte Tour also? Keineswegs. Es ist einfach anders, als wir es von unseren Sonntagswanderungen gewohnt sind. Es duftet und glänzt, knistert und ächzt in den Bäumen, und am Bach watscheln Alpensalamander über den Weg.

Unsere Tour ist zum kleinen Abenteuer geworden. Die Natur ist eben stärker, denken wir, als wir am Bahnhof von Allières auf den Zug nach Montreux warten und die Wanderschuhe ausleeren.

Via Alpina: Fünftägige Tour Lenk–Gstaad–L’Étivaz–Rossinière–Montreux, zwischen 18.9 und 10.10.
Ab 579 Fr. p. P., inkl. vier Übernachtungen, Frühstück und Gepäcktransport,
eurotrek.ch

Die Reise wurde unterstützt von Eurotrek.

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