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Mediziner Patrik Noack über Akklimatisation
«Auch wer die Hitze nicht mag, sollte sich ihr aussetzen»

Mässige Aktivität bei hohen Temperaturen macht uns hitzeresistenter.
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Die Schweiz ächzt unter der Hitze. Bei Temperaturen ab 30 Gad fühlen sich viele nicht mehr wohl in ihrer Haut. Kein Wunder: Studien belegen, dass die meisten Menschen Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad als besonders angenehm empfinden. Die ideale Temperatur zum Arbeiten liegt um die 20 und die zum Schlafen sogar nur um die 18 Grad.

Da ist es naheliegend, wenn wir Menschen zuerst einmal versuchen, der Bruthitze möglichst zu entkommen. Dabei dürften wir ruhig ein bisschen Vertrauen haben in unseren Körper: Der sei ein Wunderwerk der Anpassung, erklärt Internist und Sportmediziner Patrik Noack im Interview.

Herr Noack, Sie sagen, der Körper könne sich auch auf hohe Temperaturen einstellen. Wie kann das funktionieren?

Wenn man sich zum Beispiel eine Stunde pro Tag der Hitze aussetzt, beginnt sich der Körper automatisch an die höhere Umgebungstemperatur zu gewöhnen. 

Was genau passiert da im Körper?

Es kommt zu einer Anpassung der Schweissrate: Normalerweise produzieren wir 0,5 bis 1 Liter Schweiss pro Tag, dieser Wert kann sich bis auf das Dreifache erhöhen. Aber auch der Salzverlust im Schweiss passt sich an, die Körpertemperatur und die Herzfrequenz. Kurz gesagt heisst das: Die Adaption an die Hitze ist trainierbar. 

Patrik Noack (48) ist Facharzt für allgemeine innere Medizin und Sportmedizin. Er leitet das Medbase Sports Medical Center Abtwil SG und arbeitet für Swiss Olympic sowie verschiedene Sportverbände.

Wie geht man da am besten vor?

Anfangen sollte man mit Aktivitäten bei moderater Hitze, am besten am Morgen. Danach aber auch am Nachmittag; zuerst nur kurz, dann allmählich auch länger. Ideal sind zum Beispiel Spaziergänge.

Wie lange dauert dieser Anpassungsprozess?

Eine vollständige Adaption an die Hitze ist individuell und kann bis 14 Tage dauern.

Von Menschen, die Sport machen, weiss man, dass es schneller geht, weil sie effizienter schwitzen: Hilft Sport also, die Hitze leichter zu ertragen?

Das ist tatsächlich der Fall. Sportlerinnen und Sportler haben eine Schweissrate von bis zu drei Litern pro Stunde und können so ihren Körper besser kühlen als Sportmuffel.

Nun treiben nicht alle Sport, und gesund sind auch nicht alle: Für wen ist die Hitze wirklich ein Problem?

Für Herzkranke und ältere Leute ist Vorsicht geboten. Bei Letzteren ist die Regulierung der Körpertemperatur verlangsamt und das Durstgefühl reduziert. Auch Menschen mit neurologischen Erkrankungen müssen aufpassen, da bei ihnen die Wärmeregulation gestört sein kann.

Hört man Ihren Erklärungen zu, sollten sich aber alle anderen bewusst auch hohen Temperaturen aussetzen?

Ja – zumindest wenn sie Aktivitäten an der Hitze planen. Dann ist es auch für hitzeempfindliche Menschen empfehlenswert, sich vorgängig dosiert an die hohen Temperaturen heranzutasten. Wer hingegen nicht an der Hitze arbeiten muss und auch sonst nichts draussen unternehmen möchte, der muss sich auch nicht der Hitze aussetzen. Dann reicht es, sie zu meiden.