Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Russlands diplomatische Aggression
Auch auf Georgien übt Putin Druck aus

Will die Nato auf ihre Versprechen behaften: Georgiens Premier Irakli Garibaschwili.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Fast 14 Jahre ist eine lange Zeit, wenn man ungeduldig ist. Anfang April 2008 machte die Nato nicht nur der Ukraine, sondern auch dem Kaukasusland Georgien ein grosses Versprechen, nämlich «dass diese beiden Länder Mitglieder der Nato werden». So sagte es damals deren Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer. Aber einen Zeitrahmen, nicht mal so ungefähr, nannte er nicht. Denn die zugesagte Aussicht auf Mitgliedschaft war in der Allianz umstritten, deshalb blieb sie aus Sicht der Kritiker wenigstens sehr vage.

Vor allem US-Präsident George Bush wollte Georgien zügig in der Nato haben, vor allem Deutschland und Frankreich wollten es allerdings nicht; sie hielten es für verfrüht. Seitdem hat die Nato ihre Beitrittszusage an Georgien immer wieder erneuert und doch genauso oft einen konkreten Zeitplan vermieden und das Land vertröstet.

Georgien zeigt sich besorgt

Ginge es nach Russland, würde es sie geben – in seinem Sinne. Moskau drängt die Nato, die Zusagen von einst rückgängig zu machen und auf jegliche Osterweiterung zu verzichten, festgehalten in einem schriftlichen Dokument. Das besorgte Georgien hat sich seitdem mehrmals vergewissern können, dass der Westen zu seinem Wort steht. Dennoch hat sich der diplomatische Austausch zuletzt beschleunigt.

Vizepremier und Aussenminister David Zalkaliani ist am Montag ins Nato-Hauptquartier nach Brüssel zu einem Gespräch mit Generalsekretär Jens Stoltenberg gereist. «Europa zu teilen und seine Einflussgebiete durch Gewaltandrohungen und aggressive Rhetorik zu legitimieren», sagte Zalkaliani, «dies ist absolut inakzeptabel.»

Alte und neue Versprechen

Die ehemalige georgische Verteidigungsministerin Tina Chidascheli sagte, dass die einfachste und klarste Antwort des Westens sein müsse, «nicht neue Versprechen zu machen, sondern alte einzulösen». Andernfalls drohten «noch dramatischere Szenarien» als die im August 2008 und sechs Jahre später in der Ukraine.

Georgien und Russland führten damals einen 5-Tage-Krieg. Diesen hatte Russland nach einem Bericht der EU-Kommission provoziert und Georgien unter dem damaligen Präsidenten Michail Saakaschwili dann begonnen. Seitdem hat Tiflis die Kontrolle über die Gebiete Südossetien und Abchasien verloren, als deren Schutzmacht nun Russland gilt.

Anders als in der Ukraine hat es in der georgischen Bevölkerung seit vielen Jahren eine recht grosse Mehrheit für einen Nato-Beitritt gegeben. Praktisch ist die Zusammenarbeit zwischen Tiflis und der Allianz seit den Neunzigerjahren immer enger geworden.

Washington ist frustriert

Allerdings hat sich der Westen in den vergangenen Monaten zunehmend frustriert gezeigt. Die USA und die EU sorgen sich um die demokratische Entwicklung unter der Regierung der Partei Georgiens Traum. Washington hatte Tiflis bereits aufgefordert, im Fall des inhaftierten Ex-Präsidenten Michail Saakaschwili einen fairen Umgang zu garantieren, der den georgischen Behörden Folter und Misshandlung vorgeworfen hat.

Anfang Januar kritisierte die US-Botschaft in Tiflis, dass ein neues Gesetz die Unabhängigkeit von Richtern und das Vertrauen in die Justiz untergrabe und dass es allzu schnell und «ohne angemessene Beratungen» durchgezogen worden sei. «Schritte, die demokratische Institutionen schwächen, schädigen Georgiens Streben nach einer Nato- und EU-Mitgliedschaft», heisst es in dem Schreiben der US-Botschaft.

Der Chef der Regierungspartei, Irakli Kobachidse, wies die Kritik als unfair zurück. Eka Akobia, Professorin an der Universität Tiflis, sagt, das Beste, was Georgien jetzt tun könne, sei, sich daheim auf Fortschritte in der Demokratie zu konzentrieren. Das würde es dem Westen auch leichter machen, Georgiens Interessen zu schützen.