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Attenborough vs. Freeman
Wer ist der bessere Erzähler?

Wer ist der grösste Erzähler? Morgan Freeman (l.) und David Attenborough entzweien über diese Frage gerade die Alte und die Neue Welt.
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Gerade geistert ein Witz durchs Internet: Morgan Freeman und David Attenborough sitzen in der gleichen Bar. Attenborough wendet sich fragend an Freeman. «Wenn ich hier bin», sagt er, «und du ebenso …» Bis es Freeman dämmert und er sagt: «Wer zum Teufel erzählt dann diesen Witz?!»

Freeman und Attenborough sind seit Jahrzehnten auf der Leinwand und im Fernsehen präsent. Der eine ist mit seinem Südstaaten-Akzent und mittlerweile 86 Jahren eine unverwechselbare Grösse im amerikanischen Kino, der andere ist mit gar 97 Jahren eine bekannte Stimme in gefühlt jedem britischen Haushalt.

Der schnurrende Freeman

Tatsächlich sind die beiden gerade die dominierenden Erzählstimmen im Fernsehen, zumindest wenn es um Naturdokumentarfilme geht. Fast zeitgleich sind im Herbst Serien mit ihrem Off-Kommentar erschienen: «Life on Our Planet», die aufwendig inszenierte Antwort von Netflix auf die BBC-Apple-Produktion «Prehistoric Planet», eine Schöpfungsgeschichte allen Lebens auf der Erde, kommentiert von Freeman, der im Spielfilm «Bruce Almighty» (2003) ja bereits Gott höchstpersönlich verkörperte; und die dritte Staffel von «Planet Earth», durch die Attenborough für die BBC mit dem Enthusiasmus führt, der ihm im Königreich schon längst den Titel eines «Sirs» eingebracht hat.

Als Erklärer alles Irdischen ist Freeman relativ neu, während Attenborough auf eine ganze Karriere als Naturfilmer zurückblickt und in der Szene die unbestrittene Ikone ist. Beide besitzen einzigartige Stimmen: In «Life on Our Planet» gerät Freeman mitunter in eine Form des Schnurrens, etwa wenn er ehrfürchtig die Jägerqualitäten eines präpleistozänischen Dunkleosteus beschreibt. Während Attenborough in «Planet Earth» auch die Paarung von Pfeilgiftfröschen mit echter Begeisterung begleitet.

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Wer der bessere Erzähler für das Genre ist, wird nicht nur auf den sozialen Medien eifrig verhandelt – in UK- und US-Medien ist darüber eine Debatte mit dem Subtext «Old vs. New World» entstanden.

Der britische «Independent» beschrieb Morgan Freeman in einem Text als die amerikanische Antwort auf David Attenborough und die BBC und die Naturdokumentation als britisches Terrain, in das der US-Konkurrent Netflix nun langsam vordringt. Dass sich Attenborough für die preisgekrönte Reihe «Our Planet» schon vor Jahren auch von Netflix hat einspannen lassen, wird hier grosszügig verschwiegen.

Die Briten mäkeln, die Amis staunen

Der «Guardian» mäkelte kürzlich, dass Freeman in «Life on Our Planet» das evolutionäre Geschehen viel zu überschwänglich wiedergebe und die unter der Leitung von Steven Spielberg in aufwendiger Computerarbeit generierten Dinosaurier kaum je passieren lassen könne, ohne sie als «ikonische Dynastie» zu bezeichnen.

Der «Telegraph» aus London befand gar, dass Freeman mit seiner grollenden Stimme und den markigen Worten das Publikum so überbeanspruche, «dass man sich nach einer Stille sehne, die höchstens von Attenboroughs ehrfürchtigem Flüstern unterbrochen» werde.

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Auf der anderen Seite kommen amerikanische Medien trotz teils harscher Kritik an der Netflix-Serie nicht umhin, Freeman als prägenden Erzähler für das Genre hervorzuheben. So packend, schreibt etwa das «Wall Street Journal», sei «Life on Our Planet» dank Morgan Freeman, der auch den manchmal etwas banalen Text «in einem göttlich inspirierten Tonfall» vortrage.

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Die «New York Times» rief nach der Netflix-Premiere kurzerhand bei Freeman zu Hause in Clarksdale, Mississippi, an, um ihn zu fragen, wie sich denn das Erzählen am Mikrofon vom Schauspielen vor der Kamera unterscheide. Beim Erzählen, so Freeman, müsse man noch viel klarer sprechen, um nicht in Monotonie zu verfallen. «Ich scheine ziemlich gut darin zu sein», sagte er weiter, aber am absolut talentiertesten sei darin David Attenborough – «ich bin ein grosser Fan von ihm».

Jedenfalls will Netflix Freeman für eine zweite Staffel von «Life on Our Planet» gewinnen. Ob David Attenborough eine neue Serie dreht, ist nicht bekannt.

«Life on Our Planet», acht Folgen, auf Netflix. «Planet Earth» ab 2024 auf ZDF.