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Weisser Polizist tötet Schwarzen
Atlanta zieht nach Schüssen die Konsequenzen

Wut über den Tod von Rayshard Brooks: Demonstranten vor dem Fast-Food-Restaurant, wo der 27-Jährige angeschossen wurde.
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Die Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus in den USA werden durch einen weiteren Vorfall angeheizt. In Atlanta hat am Wochenende ein weisser Polizist den Schwarzen Rayshard Brooks erschossen, der auf dem Parkplatz eines Fast-Food-Restaurants in seinem Auto eingeschlafen war.

Beim Versuch, den offenbar angetrunkenen Mann festzunehmen, kam es zu einer Rangelei, in deren Verlauf der Polizist Brooks anschoss. Der 27-Jährige starb wenige Zeit später im Spital. In der Stadt kam es danach zu Protesten, die Polizei setzte Tränengas und Blendgranaten gegen Demonstranten ein.

Bürgermeisterin spricht Klartext

Anders als bei früheren Todesfällen dieser Art, die oft ohne Folgen für die beteiligten Polizisten bleiben, zog die Stadtregierung von Atlanta aber dieses Mal rasch Konsequenzen. Der Beamte, der den tödlichen Schuss abgefeuert hatte, Garrett Rolfe, wurde aus dem Polizeidienst entlassen. Ein Kollege, der bei dem Zwischenfall anwesend war, wurde strafversetzt.

Zudem trat die Polizeichefin von Atlanta, Erika Shields, am Wochenende zurück – offenbar auf Druck der Bürgermeisterin der Stadt, Keisha Lance Bottoms. Diese sagte, dass sie den Einsatz von Gewalt bei dem Vorfall für ungerechtfertigt halte, obwohl Brooks einem der Polizisten einen Taser entwendet und Rolfe damit bedroht hatte. «Ich glaube fest daran, dass es einen klaren Unterschied gibt zwischen dem, was man tun kann, und dem, was man tun sollte», sagte Bottoms. «Ich glaube nicht, dass dies ein gerechtfertigter Einsatz tödlicher Gewalt war.»

Verantwortung übernommen: Die Polizeichefin von Atlanta, Erika Shields, trat nach dem Vorfall zurück.

Diese schnelle Reaktion zeigt, wie gross der öffentliche Druck auf Politiker in den USA inzwischen ist. Als am 25. Mai der weisse Polizist Derek Chauvin in Minneapolis den Schwarzen George Floyd getötet hatte, dauerte es Tage, bis der Beamte entlassen und angeklagt worden war. Diese Verzögerung war ein Grund dafür, dass in der Stadt – und später in den gesamten USA – gewalttätige Krawalle ausbrachen.

Auch Atlanta, eine boomende Südstaatenmetropole, in der mehrheitlich Schwarze leben, wurde damals von der Protestwelle überrollt. Einen zweiten grossen Gewaltausbruch wollte Bürgermeisterin Bottoms nach dem Tod von Brooks unbedingt verhindern. Die 50 Jahre alte Demokratin ist Afroamerikanerin. Berichten zufolge erwägt der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden, sie zur Vizekandidatin zu machen.

Zu viele Waffen im Umlauf

Die Vorfälle setzen auch dem Selbstbild vieler amerikanischer Polizisten zu, die sich oft kaum als Freunde und Helfer der Bürger sehen, die sie beschützen und denen sie dienen sollen. Sie sehen sich vielmehr als «the law» – als «das Gesetz». Und manche sehen sich auch als Soldaten, die einen «Krieg» gegen Kriminalität oder Drogen führen, die aber de facto die eigene Bevölkerung bekämpfen.

Hunderte Amerikaner, schwarze und weisse, bezahlen das jedes Jahr mit ihrem Leben – mehr, als in jedem anderen westlichen Land. Allerdings sterben in den USA auch jedes Jahr 40 bis 50 Polizisten durch Kugeln. Das sehen Experten als Hinweis darauf, dass neben den sozialen Problemen auch die umfassende Bewaffnung der Amerikaner schuld daran trägt, wenn Zusammentreffen von Polizisten und Bürgern tödlich enden.