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Schweizer Armeechef
Thomas Süssli: Schweiz könnte 200 Soldaten für Ukraine-Friedenstruppen stellen

Thomas Süssli, Chef der Schweizer Armee, im Porträt während eines Interviews, in Uniform mit Abzeichen und Orden. Foto von Yvain Genevay.
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Im Falle eines Einsatzes von UNO-Friedenstruppen in der Ukraine könnte sich die Schweiz mit rund 200 Soldaten beteiligen. Das sagte Armeechef Thomas Süssli in einem Interview mit dem «Sonntagsblick». «Wenn wir den Auftrag erhalten, uns an einer Mission zu beteiligen, würden wir ein Ausbildungskonzept entwerfen, um unsere Milizangehörigen zu trainieren und auf den Einsatz vorzubereiten.» Das würde neuen bis zwölf Monate dauern, so der Armeechef.

Süssli betonte allerdings, dass es sich dabei um ein hypothetisches Szenario handle. «Peacekeeping setzt voraus, dass sich Russland und die Ukraine darauf einigen, die Kriegshandlungen einzustellen, und zustimmen, dass die UNO eine Friedenstruppe schickt, um den Frieden zu sichern», sagte Süssli. «Es gibt noch keinen Frieden, und es liegt kein Gesuch der UNO vor.» Letztlich hätten Bundesrat und Parlament über einen solchen Einsatz zu entscheiden.

«2027 wird für die Schweiz das gefährlichste Jahr»

Für die Schweiz kann es in zwei Jahren brenzlig werden. Russland sei dann gemäss europäischen Politikern und Nachichtendiensten bereit, Europa weiter zu destabilisieren und den Konflikt eskalieren zu lassen, so Süssli. «2027 wird für die Schweiz das gefährlichste Jahr – dann ist der Unterschied zwischen der Bedrohung von aussen und unseren Möglichkeiten am grössten. Das Flugabwehrraketen-System Patriot und die F-35 erhalten wir erst nach 2027.»

Weil die USA Europa vermehrt die kalte Schulter zeigten, müsse sich auch die Schweiz Gedanken über ihre Wehrfähigkeit machen. «Wir sind Teil der Sicherheitsarchitektur in Europa», so der Armeechef. Die Schweiz dürfe kein Sicherheitsrisiko für den Kontinent darstellen, als neutraler Staat bestehe die Erwartung, dass sie sich selbst verteidigen könne.

«Zeitenwende ist tatsächlich eingetreten»

Vor diesem Hintergrund ist für Süssli eine Schweizer Beteiligung an Nato-Übungen denkbar. «Die Schweiz grenzt an die Nato-Länder Deutschland, Frankreich und Italien. Die Nato trainiert, was passiert, wenn ein Nato-Land angegriffen wird. Bei einer Beteiligung an diesen Übungen trainieren wir, wie sich die Schweiz in so einer Situation als neutrales Land verhalten würde.» Aber: «Wir werden an keinen Übungen teilnehmen, die die Neutralität tangieren», so der Armeechef.

Die Frage der europäischen und schweizerischen Verteidigungsfähigkeit wurde nach der Münchner Sicherheitskonferenz von letzter Woche akut: US-Vizepräsident J. D. Vance sagte dort, Europa müsse mehr Verantwortung für die eigene Sicherheit übernehmen. «Für mich ist das ein Anzeichen dafür, dass die Zeitenwende tatsächlich eingetreten ist», sagte Süssli zu «Sonntagsblick». «Wir leben in einer multipolaren Welt – die Machtzentren USA, China und Russland sprechen jetzt miteinander und suchen Lösungen für die grossen Themen. Die Schweiz hat in der Vergangenheit immer auf multilaterale Wege gesetzt – diese Zeit ist vorbei.«