Folge der CoronakriseArbeitslosenquote steigt rasant – am heftigsten in Graubünden
Der Ansturm aufs Arbeitsamt ist gewaltig – vor allem in bestimmten Branchen und Kantonen. Und dabei sind die Kurzarbeitenden nicht einmal mitgezählt.
Von 2,5 auf 2,9 Prozent in einem einzigen Monat: Derart drastisch ist die gesamtschweizerische Arbeitslosenquote im März gestiegen. Und dies ist erst der Anfang. Läuft doch bei vielen Gekündigten noch die Kündigungsfrist, weshalb sie erst später Arbeitslosengelder beziehen werden.
Kommt hinzu, dass derzeit viele Unternehmen versuchen, die gravierenden Folgen der Coronakrise mit Kurzarbeit abzufedern. All diese Kurzarbeitenden fliessen nicht die die Arbeitslosenstatistik ein. Aber auch ohne sie waren Ende März bereits über 135’000 Personen in der Schweiz arbeitslos – rund 18’000 mehr als noch vor einem Monat.
Starker Anstieg im Gastgewerbe
Am brutalsten trifft es das Gastgewerbe. Hier war die Arbeitslosigkeit schon vor dem Ausbruch der Krise besonders hoch. Im März stieg nun die Quote von 5,2 auf 7,5 Prozent. Das sind allein in dieser Branche 4378 Menschen mehr, die nach einem Job suchen. Auch den Unterhaltungs- und den Bildungsbereich hat die Coronakrise weit überdurchschnittlich beschädigt. Hier nahm die Zahl der Arbeitslosen im März um rund 25 Prozent zu. In der Landwirtschaft ist sie dagegen sogar leicht zurückgegangen.
Beträchtliche Unterschiede gibt es auch unter den Kantonen:
Am stärksten leidet bislang Graubünden unter der Coronakrise. Dort hat sich die Arbeitslosenquote innert eines Monats fast verdoppelt – von 1,2 auf 2,0 Prozent.
Abruptes Ende der Wintersaison
Paul Schwendener, Chef des Bündner Amts für Industrie, Gewerbe und Arbeit, sieht mehrere Gründe für diesen rasanten Anstieg. Zum einen habe das abrupte Ende der Wintersaison dazu geführt, dass viele Angestellte von Bergbahnen, Hotels und Zulieferbetrieben ihre Arbeit verloren hätten. Normalerweise ende die Saison erst drei bis vier Wochen später. Zu einem Zeitpunkt, an dem in der Regel das Arbeitsvolumen im Baugewerbe langsam anziehe, was die Arbeitslosigkeit dämpfe.
Doch in diesem Jahr harzt es auch dort. Viele halten sich mit Bauinvestitionen zurück, weil die wirtschaftliche Zukunft zu ungewiss ist. Das gilt nicht nur für Firmen, sondern auch für Private, die angesichts der getrübten Aussichten die Renovation ihres Eigenheims lieber hinausschieben, bis sie mehr Sicherheit haben.
Hinzu kommt laut Schwendener, dass etliche Saisonarbeiterinnen und Saisonarbeiter nicht in ihre Heimat zurückgekehrt sind, weil sie fürchten, für die Sommersaison nicht mehr einreisen zu können. Lieber bleiben sie in der Schweiz und beziehen hier Arbeitslosengelder. So stieg im Kanton Graubünden die Arbeitslosenquote der Ausländerinnen und Ausländer von 3,3 auf 5,5 Prozent.
Tessin weniger betroffen
Besonders stark betroffen sind im Tourismuskanton auch die Frauen. Bei ihnen kletterte die Arbeitslosenquote im März von 0,7 auf 1,8 Prozent. Sie hat sich also mehr als verdoppelt. Grund dafür ist, so Schwendener, der hoche Frauenanteil in den Restaurants und Hotels.
Auch in den Kantonen Waadt, Genf, Zürich und Wallis ist die Arbeitslosenquote relativ stark gestiegen. Im Tessin hingegen, wo sich das Coronavirus früher und intensiver verbreitet hat als anderswo, ist die Quote bis anhin lediglich um 0,2 Prozentpunkte angewachsen. Noch glimpflicher kam bislang Appenzell Innerrhoden davon – mit einem Zuwachs von 0,1 Prozentpunkten.
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Unter den verschiedenen Altersklassen sind die Jungen (15 bis 24 Jahre) etwas stärker vom Anstieg der Arbeitslosigkeit betroffen als die Älteren. Bei ihnen stieg die Zahl der Arbeitslosen um über 20 Prozent.
Wenig Unterschiede sind dagegen unter den Nationalitäten auszumachen. Bei allen ist die Arbeitslosenquote als Folge der Coronakrise in etwa ähnlich stark angestiegen. Und für alle – Schweizer und Ausländer – gilt: Das war erst der Anfang.
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