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Lücken bei Homeoffice-Empfehlung
Warum die Züge und Trams immer noch voll sind

Trotz Homeoffice-Empfehlung pendeln viele Schweizerinnen und Schweizer zur Arbeit: SBB-Passagiere am Bahnhof Locarno.
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Es war eine klare Ansage: Martin Ackermann, Leiter der Corona-Taskforce des Bundesrats, sagte am Dienstag, es brauche harte Massnahmen, um die Pandemie einzudämmen. «Also die Schliessung von Restaurants, nicht essenziellen Geschäften und die Umsetzung von striktem Homeoffice.»

Am Freitag dürfte der Bundesrat über die nächsten Schutzmassnahmen informieren. Dabei soll es um das Recht auf Homeoffice gehen. Das wäre laut Hansjörg Schmid, Mediensprecher beim Verband Angestellte Schweiz, der 16’000 Beschäftigte in der Maschinen-, Elektro-, Chemie- und Pharmaindustrie vertritt, ein wichtiger Schritt: «Wir fordern, dass die Homeoffice-Pflicht ein Teil der nächsten Massnahmen des Bundesrats ist.» Damit könnten auch Unternehmen, bei denen Homeoffice möglich wäre, die sich aber nicht darum bemühen, zum Umdenken gebracht werden.

Der Kaufmännische Verband Schweiz sieht das ähnlich. «Wenn es wegen der epidemiologischen Lage notwendig ist, unterstützen wir die Homeoffice-Pflicht des Bundesrats. Der Gesundheitsschutz steht an erster Stelle», sagt Sprecherin Claudia Agnolazza.

Recht auf Homeoffice wird wahrscheinlich

Es zeichnet sich ab, dass der Bundesrat besonders gefährdeten Arbeitnehmern das Recht auf Homeoffice gewähren wird. Die Massnahmen dürften in etwa denjenigen vom Frühling entsprechen. Können die Arbeitnehmer ihre Aufgabe nicht von zu Hause aus erfüllen, bekommen sie eine Ersatzarbeit zugewiesen, die von daheim aus erledigt werden kann.

Müssen die gefährdeten Arbeitnehmer aus betrieblichen Gründen bei der Arbeit erscheinen, braucht es dort besonders strenge Schutzmassnahmen. Die Homeoffice-Regelung hätte während der Festtage kaum Wirkung, sie dürfte aber bis Mitte Januar gelten. Eine Verlängerung darüber hinaus wäre möglich.

«Wir haben am ehesten Anfragen von Mitarbeitern aus KMU, denen das Homeoffice von der Firma untersagt wird.»

Pierre Derivaz, Anwalt bei Angestellte Schweiz

Die Arbeitnehmervertreter hoffen auf eine solche Regelung, denn solange das Arbeiten zu Hause keine vom Bundesrat verordnete Pflicht ist, bleibt Mitarbeitern einzig ein Recht auf Mitsprache.

Bei etlichen kleineren und mittelgrossen Betrieben finden die Angestellten aber offenbar kein Gehör. «Wir haben am ehesten Anfragen von Mitarbeitern aus KMU, denen das Homeoffice von der Firma untersagt wird», sagt Pierre Derivaz, Anwalt bei Angestellte Schweiz. Oft handle es sich bei den besorgten Mitgliedern um Personen aus Risikogruppen. «Wir versuchen, die Unternehmen zu sensibilisieren, und unterstützen die Arbeitnehmervertretungen bei Verhandlungen.»

Dass noch viele Arbeitnehmer in die Büros pendeln, zeigt eine Auswertung der Mobilitätsdaten der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF). Die Bewegungsdaten zeigen deutlich höhere Niveaus als im Frühling. Das liege laut der KOF auch daran, dass die Appelle, wieder auf Homeoffice umzustellen, bislang weniger eindringlich waren als während der ersten Corona-Welle.

Grossbetriebe haben kein Problem mit Homeoffice – viele KMU schon. 

Vielen Grossbetrieben fällt die Umstellung auf das Homeoffice leichter, denn sie haben in den vergangenen Jahren in die Digitalisierung investiert. Bei vielen KMU fehlen die technischen Voraussetzungen dafür.

«Dies ist sicher ein Grund, weshalb kleine Unternehmen im Moment weniger Homeoffice anbieten», sagt Claudia Agnolazza vom Kaufmännischen Verband. Daher sollten auch Ausnahmen von einer Homeoffice-Pflicht möglich sein – etwa bei Unternehmen, die zu wenig digitalisiert sind und bei denen die Arbeit im Betrieb sicher sei. «In KMU gibt es oftmals mehr Einzel- als Grossraumbüros», sagt Agnolazza.

Homeoffice-Pflicht im Thurgau funktioniert

Vor einigen Tagen ist der Kanton Thurgau vorgeprescht. Dort gibt es seit einer Woche eine Homeoffice-Vorgabe. «Wir haben im Contact-Tracing gesehen, dass es viele Ansteckungen am Arbeitsplatz gibt. Daher haben wir die Homeoffice-Pflicht eingeführt», sagt Urs Martin, Gesundheitsdirektor des Kantons Thurgau.

«Nach einer Woche merken wir, dass sich viele Betriebe daran halten», so Martin: Es seien weniger Leute in den Zügen, die Anzahl der Kontakte sinke, und auch die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung falle kleiner aus.

«Am Anfang war die Unsicherheit bei den Betrieben gross.»

Hansjörg Brunner, Thurgauer Gewerbeverbandspräsident

Der kantonale Gewerbeverband lehnte die Homeoffice-Pflicht zuerst ab, da sie im industriell-gewerblich geprägten Kanton nicht sehr plausibel sei. Die Aufregung hat sich laut dem Thurgauer Gewerbeverbandspräsident Hansjörg Brunner inzwischen gelegt: «Am Anfang war die Unsicherheit bei den Betrieben gross.» Nun hätten die Betriebe mit einem hohen Büroanteil ihre Leute wieder stärker ins Homeoffice geschickt, während Angestellte in Produktions- und Handwerksbetrieben weiter an den Arbeitsplatz kommen.

«Es zeigt sich, dass das gut funktioniert», so Brunner. Das könnte es wohl auch in der ganzen Schweiz.

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