Automatisierung am BauArbeiter müssen künftig Roboter steuern
Noch sind Roboter auf der Baustelle eine Seltenheit. Doch Firmen wie ABB stehen in den Startlöchern, um die Branche zu automatisieren. Das Interesse der Baufirmen ist gross.
Während immer mehr Industriezweige ihre Arbeit automatisieren, läuft auf der Baustelle bislang noch vieles traditionell: Maurer, Zimmerer, Schreiner und Spengler setzen auf lang bewährte Handwerkskunst. Die Vorstellung, dass ihren Job künftig ein Roboter übernehmen könnte, passt da nicht recht ins Bild.
Doch Automatisierung und Digitalisierung halten auch auf dem Bau Einzug. Und so gibt es in der Schweiz zunehmend Beispiele von Bauten, bei denen Roboter eingesetzt wurden, die ihre Arbeit selbstständig und ohne menschliches Zutun erledigen. Bei der Firma Tripema in Reichenburg SZ beispielsweise werden Mauern nicht mehr von Hand mit Mörtel aufgezogen. Das erledigt ein Roboter, der die Ziegel aufeinanderklebt. Die vorgefertigten Wände werden dann auf die Baustelle transportiert. Doch im Massenmarkt ist die Technik bislang nicht etabliert.
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Roboterbauer ABB erhofft sich neues Geschäft
Abhilfe schaffen will nun der Elektronikkonzern ABB, der sich von der fortschreitenden Digitalisierung am Bau ein neues Geschäft erhofft. «In den vergangenen 18 Monaten haben wir grosses Interesse der Baubranche an Robotern gesehen», sagt der zuständige ABB-Spartenchef Sami Atiya.
Grund dafür sei nicht nur der Mangel an Fachkräften, sondern auch der zunehmende Kostendruck. Mithilfe von Robotern könnten vorgefertigte Modulhäuser rund ein Drittel günstiger gebaut werden. Zudem werde viel Abfall vermieden, wenn Gebäudeteile in der Fabrik vorgefertigt würden und vor Ort nur noch verbaut werden müssten, so Atiya.
Besonders gut geeignet sind Roboter laut ABB im Holzbau. Dort können sie schwere Lasten heben, in die richtige Position bringen und schneiden. Gemeinsam mit der ETH hat ABB einen Holzbau-Roboter entwickelt.
Schweizer Baufirmen sind offen
Baufirmen in der Schweiz zeigen sich offen: Denn damit könnten sich Unternehmen angesichts des starken Wettbewerbs einen Vorteil verschaffen, so der Schweizerische Baumeisterverband SBV. Implenia interessiert sich grundsätzlich für Roboter am Bau und arbeitet dazu bereits mit anderen Firmen und Universitäten zusammen, wie eine Sprecherin erklärt.
Bereits im Einsatz ist ein Roboter beim Liftbauer Schindler: Dort hilft er beim Einbau von Liftanlagen – in schwindelerregender Höhe, in der Menschen nicht gerne arbeiten wollen.
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Gefahr für Arbeitsplätze?
Doch was bedeutet das für die Arbeitsplätze am Bau? Werden dort innerhalb kürzester Zeit nur noch Roboter und keine Menschen mehr arbeiten? «Nein», ist ABB-Manager Atiya überzeugt. Roboter könnten gut repetitive, gefährliche und schwere Arbeiten übernehmen. «Aber sie werden nie Menschen mit ihrer Kreativität ersetzen.»
Zudem sind die Einsatzmöglichkeiten von Robotern am Bau in der Schweiz begrenzt, so Guido Schluep, Branchenleiter bei der Gewerkschaft Syna. «Das funktioniert vielleicht, wenn man schnell und günstig bauen muss, wie bei Industriegebäuden oder in Katastrophengebieten. Aber bei unserer Schweizer Bauweise wird sich das nicht durchsetzen, davon bin ich überzeugt.» Die Baustellen seien zu verschieden und komplex. Daher werde es kurz- bis mittelfristig auch nicht zu einem grösseren Stellenabbau kommen.
Jobs am Bau werden anspruchsvoller
Die Roboter könnten jedoch die Arbeit am Bau ergänzen, erleichtern und sicherer machen, sagt der Co-Leiter für den Bausektor bei der Gewerkschaft Unia, Chris Kelley. Und das hat Auswirkungen auf die Beschäftigten. «Das Jobprofil ändert sich. Technische Fähigkeiten in der Frage der Digitalisierung gewinnen an Gewicht. Darauf müssen die Arbeitnehmer vorbereitet werden.»
Ob es längerfristig zu einem Stellenabbau kommt, hängt seiner Ansicht nach davon ab, wie die Baufirmen die neuen Möglichkeiten durch Roboter einsetzen. «Es geht eigentlich um die gleichen Fragen wie seit Beginn der industriellen Revolution. Wird der Fortschritt benutzt, um die Produktivität zu erhöhen und die Arbeit zu erleichtern, oder dazu, Stellen abzubauen und die Profite zu erhöhen?»
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