AI für iPhone, iPad & Mac Apple Intelligence kommt. Was die neuen Funktionen taugen
Chat-GPT landet auf dem iPhone, es braucht starke Prozessoren – und HomePods gehen leer aus: Wir haben uns die Apple-Zukunft zeigen lassen. 11 Fragen und Antworten.
Nach Monaten oder gar Jahren der Zurückhaltung hat Apple eine Antwort auf den Trend rund um künstliche Intelligenz gefunden und vorgestellt: Apple Intelligence.
Statt wie andere US-Firmen spricht Apple also nicht von Artificial Intelligence, sondern von Apple Intelligence. In der gebräuchlicheren Kurzform AI läuft es aber bei beiden Namen auf dasselbe aus.
Ich habe mir im Anschluss an die jährliche Entwicklerkonferenz Apple-AI im Detail angeschaut und vorführen lassen. Hier erste Antworten auf die wichtigsten Fragen:
Was ist Apple Intelligence?
Es ist ein Bündel aus mehreren Tools rund um künstliche Intelligenz. Sie helfen, Texte zu korrigieren und zu verbessern, löschen störende Dinge aus Fotos, helfen bei der Bedienung von Geräten, erfinden eigene Emoji und beantworten Fragen.
Und das alles direkt auf dem iPhone?
Manche dieser Tools laufen künftig direkt auf den Geräten – also, ohne Daten per Internet an Rechenzentren zu schicken. Manche kommen nicht ohne solche Rechenzentren aus. Dort unterscheidet Apple zwischen eigenen Rechenzentren und solchen anderer Dienste. Apple Intelligence kann Aufgaben nämlich auch an andere Dienste wie Chat-GPT oder (etwas später) auch Google Gemini auslagern. Dieser ganze Blumenstrauss an Funktionen nennt sich Apple Intelligence.
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Wo kann ich das ausprobieren – oder deaktivieren?
Die neuen Funktionen wurden erst gerade vorgestellt und sollen im Verlauf des Jahres in US-Englisch veröffentlicht werden. Zahlreiche Funktionen sollen sogar erst nächstes Jahr dazukommen. Bis wir das in der Schweiz ohne irgendwelche Tricks nutzen können, wird es gut und gerne ein Jahr oder länger dauern – vorausgesetzt, unsere Geräte sind überhaupt kompatibel.
Welche Geräte können Apple Intelligence nutzen?
Besonders auffällig: Es braucht dafür einen von fünf Hochleistungsprozessoren. Infrage kommen nur iPads und Macs, die einen M-Prozessor (M1, M2, M3, M4) haben. Dazu kommt noch das iPhone 15 Pro (Max) mit dem A17-Pro-Prozessor. Alle anderen Apple-Geräte (selbst das iPhone 15) haben nix davon.
Wirklich? Andere Hersteller bringen AI-Funktionen auch auf ältere Smartphones.
In der Tat wäre Apple gut beraten, etwas besser zu erklären, warum diese Funktionen dem neusten und teuersten iPhone vorenthalten bleiben. Auf den ersten Blick sieht es danach aus, als würde Apple in einem ersten Schritt mal mit dem technischen Maximum starten. Ganz wichtig ist Apple auch, dass die meiste Arbeit lokal auf dem Gerät passiert. Der Prozessor muss etwa rasend schnell entscheiden, ob er eine Anfrage selbst beantworten kann oder ober sie an ein Rechenzentrum von Apple oder an andere delegieren möchte.
Apple will mich also zum Kauf neuer Geräte mit schnellen Prozessoren überreden, oder?
Die Kritik höre ich dieser Tage häufig. Längerfristig macht es tatsächlich keinen Sinn, künstliche Intelligenz nur Geräten mit ausgesprochen leistungsfähigen Prozessoren vorzubehalten. Gerade in Lautsprechern oder Uhren braucht es die ja nicht. Aber da das Rennen um künstliche Intelligenz kein Sprint, sondern ein Marathon ist, sollte man nicht zu schnell urteilen. Bis Apple Intelligence dann da ist, kann sich noch viel ändern.
Warum ist Apple eigentlich so langsam?
Weil sich Apple nicht von technischen Möglichkeiten stressen und zu peinlichen Fehlern verleiten lassen will. Das Risiko, sich mit unausgegorenen Technologien zu blamieren, ist bei künstlicher Intelligenz enorm hoch, wie Google mehrfach gezeigt hat. Apple wäre es wohl lieber gewesen, damit noch ein Jahr zu warten. Aber der Druck – gerade von der Börse – war wohl einfach zu gross (Apple ist unter Druck wie noch selten).
Wie gut funktioniert Apple Intelligence heute schon?
Ich habe es mir auf einem MacBook, einem iPad und einem iPhone vorführen lassen. Sofort fällt auf, wie elegant es in die Benutzeroberflächen der jeweiligen Geräte eingebaut ist. Man wird nicht ständig dran erinnert, es zu nutzen, aber wenn man möchte, ist es da. Man muss eine Textpassage nur markieren, und schon erscheint eine kleine Option, den Text zu korrigieren, etwas professioneller umzuformulieren oder zusammenzufassen. In Notizen kann man mit einem speziellen Stift etwas skizzieren, was die KI fertig zeichnet, oder einfach eine leere Stelle umkreisen, sodass ein passendes Bild erstellt wird. Es fällt aber auch auf, dass das alles nicht einfach sofort erledigt ist – da muss man je nach Aufgabe schon mal ein paar Sekunden warten. Freilich kaschiert Apple das mit hübschen Animationen.
Wie merkt man, ob etwas auf dem Gerät oder in einem Rechenzentrum erledigt wird?
Das ist mit das Auffälligste: Man sieht oder merkt es gar nicht. Einzig wenn Apple Intelligence etwas an Chat-GPT auslagern möchte, kommt ein kleines Schild mit der Frage, ob man das zulassen wolle. Diese Warnung lässt sich übrigens nicht abschalten. Die kommt bei jeder Anfrage an externe Dienste. Wenn allerdings Apples eigene Rechenzentren statt der lokalen Prozessoren genutzt werden, merkt man das nicht. Das wird man in Tests dann erst merken, wenn man den Flugmodus aktivieren kann. Dann ist ersichtlich, was lokal und was in der Cloud läuft. Doch das war an der Vorführung nicht möglich.
Wird jetzt auch Siri besser?
Ja. Aber da hat sich Apple bei den Demos und Vorführungen überraschend bedeckt gehalten. Es wurde zwar manches per Sprachbefehl aktiviert, aber Gespräche mit Siri gab es noch keine zu hören. Das ist also noch nicht fertig – oder Apple möchte zu einem späteren Zeitpunkt (etwa zum neuen iPhone) noch mehr zeigen.
Kann man sich auf Apple Intelligence freuen, oder muss man sich eher Sorgen machen?
Das ist wie immer eine sehr persönliche Entscheidung. Tatsächlich ist es Apple in einem ersten Schritt erstaunlich gut gelungen, KI-Skeptiker und KI-Euphorikerinnen etwas zu beruhigen. Nein, Apple verschläft die neue Technologie nicht. Und nein, Apple wirft alle Datenschutzregeln nicht über Bord, um mit der Konkurrenz Schritt zu halten. Am schönsten hat es Apples Software-Chef Craig Federighi an einer Podiumsdiskussion gesagt: «KI ist wie ein Teenager. Den lässt man auch nicht gleich ein Flugzeug fliegen. Aber vielleicht kann er schon ganz gut Hamburger braten.»
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