Amokfahrt von US-VeteranZahl der Todesopfer auf 14 korrigiert, die Schuldzuweisungen beginnen
Der Attentäter von New Orleans fuhr mit seinem Geländewagen an Sicherheitsabsperrungen vorbei und tötete mindestens 14 Menschen. Er hatte zum Islam konvertiert und berief sich auf die Terrorgruppe IS.

- Ein Veteran der US-Armee ist in New Orleans in eine Menschenmenge gefahren.
- Mindestens 14 Menschen sind dabei gestorben. Polizisten erschossen den Täter.
- Im Auto des Angreifers fanden die Ermittler Waffen und Sprengsätze.
- US-Präsident Joe Biden sagte, der Täter habe sich von der Terrormiliz IS inspirieren lassen.
New Orleans hat schon viel Schreckliches durch- und überlebt. Im kommenden Sommer begeht die Stadt den 20. Jahrestag ihres buchstäblichen Untergangs. Mehr als 700 Menschen starben, als die Deiche dem Wirbelsturm Katrina nachgaben und das Wasser in der Stadt fünf Meter hoch stand. Es dauerte Jahre, bis New Orleans seine alte Lebensfreude wiedergefunden hatte, für die es weltberühmt ist.
Als in der Neujahrsnacht die Menschen in New Orleans wieder einmal unbeschwert feierten, ist das Unglück nun erneut über die Stadt hereingebrochen. Ein Veteran der US-Armee raste morgens um 3.15 Uhr mit einem Ford-Geländewagen in eine Menschenmenge in der Bourbon Street in der Altstadt. Mindestens 14 Menschen sind ums Leben gekommen, weitere rund drei Dutzend wurden zum Teil schwer verletzt.
IS-Fahne, Sprengsätze und Schusswaffen im Auto
Den Täter erschossen Polizisten bei einem Schusswechsel. Die Behörden identifizierten ihn als den 42-jährigen Texaner Shamsud J. Auf die Pritsche des Geländewagens hatte er eine Fahne der Terrorgruppe IS gebunden, die Polizei fand selbst gebaute Sprengsätze und Schusswaffen in dem Auto.
US-Präsident Joe Biden sagte am Mittwochabend bei einer Medienkonferenz auf dem Landsitz Camp David, der Attentäter habe sich von der Terrormiliz anregen lassen. «Vor dem Angriff hatte er Videos auf sozialen Medien veröffentlicht, die darauf hinwiesen, dass er vom IS inspiriert war», sagte Biden.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Er war in Afghanistan und hatte zum Islam konvertiert
Die Bundespolizei FBI untersucht nun die Verbindungen zwischen dem Mann und der Terrorgruppe, die hauptsächlich in Syrien und im Irak aktiv ist. Sie geht davon aus, dass der Mann nicht gänzlich allein gehandelt hatte, ohne konkreter zu werden. Das FBI veröffentlichte ein Passfoto des Attentäters mit der Bitte um sachdienliche Hinweise.
Shamsud J., wurde in Texas geboren, wo er wohnhaft war und den weissen Ford-Geländewagen gemietet hatte. Er leistete fast acht Jahre lang Dienst in der US-Armee, unter anderem war er in Afghanistan im Einsatz, danach war er bei der Reserve eingeteilt. Laut einer Stellungnahme der Armee war er Personalfachmann und IT-Spezialist. Im Juli 2020 schied er aus der Reserve aus. Zuletzt arbeitete Shamsud J. bei einer privaten Beratungsfirma. Amerikanischen Medien zufolge hatte er zum Islam konvertiert; allerdings kursierten widersprüchliche Angaben dazu, wie weit sein Glaubenswechsel zurücklag.
Polizei untersucht Verbindungen zu Tesla-Explosion
Weiter gehen Ermittler der Frage nach, ob ein Zusammenhang besteht mit der Explosion eines Geländewagens vor dem Trump-Hotel in Las Vegas. Dort war am Neujahrstag morgens um 8.30 Uhr Ortszeit ein Tesla-Cybertruck in Flammen aufgegangen. Tesla-Chef Elon Musk ist der wichtigste Geldgeber und ein enger politischer Verbündeter von Donald Trump. Laut dem Sheriff von Las Vegas befanden sich im Kofferraum des Elektrofahrzeugs Feuerwerksraketen, Gaskartuschen und Kanister mit Brennstoff; die Ermittlungen zur Identität des Fahrers und möglichen Motiven laufen. Präsident Biden sagte, derzeit gebe es keine Hinweise, dass die Fälle zusammenhingen.

Eine Gemeinsamkeit zwischen den beiden Ereignissen tauchte aber bald auf. Beide Fahrer hatten die Geländewagen von Privaten gemietet. Sie benutzten dabei die Plattform Turo, die Autos privater Anbieter an Mieter vermittelt, ähnlich wie sich auf AirBnB Wohnungen finden lassen. Allerdings wird Turo in den USA millionenfach benutzt. Bluttaten mit Autos geschehen in den USA einigermassen regelmässig, etwa während der Black-Lives-Matter-Proteste im Jahr 2020.
Strassensperren in New Orleans waren abgebaut
Biden warnte vor voreiligen Schlussfolgerungen. Zu jenem Zeitpunkt hatten die Schuldzuweisungen allerdings längst begonnen. Kritik ertönte etwa an den Sicherheitsvorkehrungen der Behörden von New Orleans. Der Tatort, die Bourbon Street in der Altstadt, dem französischen Viertel, ist eine beliebte Ausgehmeile, die belebteste in der Touristendestination, die im vergangenen Jahr mehr als 17 Millionen Besucher empfing. Normalerweise riegeln Poller die Strasse ab. Allerdings wurden diese vor kurzem demontiert, weil die Stadt neue metallene und versenkbare Poller installieren wollte, wie Polizeichefin Anne Kirckpatrick einräumte. «Dieser Mann wollte so viele Menschen umfahren, wie er konnte. Er war wild entschlossen, ein Blutbad anzurichten», sagte sie.
Die Arbeiten an den Strassensperren gehörten zu den Vorbereitungen für den Super Bowl, das Finalspiel der Football-Saison, das am 9. Februar in New Orleans stattfinden wird. Anfang März folgt dann der meistbesuchte Anlass der Stadt, der Karneval Mardi Gras. Wohl hatte die Polizei in der Neujahrsnacht ein Patrouillenfahrzeug in der Zufahrt zur Bourbon Street abgestellt. Doch der Täter umfuhr die Blockade auf dem Gehsteig, wie Kirckpatrick sagte. Louisianas Gouverneur Jeff Landry versprach, transparent über allfällige Mängel zu informieren.
Republikaner erheben Vorwürfe gegen FBI
Beim rechten Fernsehsender «FoxNews» wurden am Mittwoch allerdings bald ganz andere Schuldzuweisungen erhoben. Die Bundespolizei FBI und die Terrorabwehr der Geheimdienste hätten versagt, behaupteten mehrere Gäste. Schuld daran seien Präsident Joe Biden und die Demokraten. Das entspricht ganz den Vorstellungen von Donald Trump, der am 20. Januar das Weisse Haus übernehmen wird. Er will das Justizministerium, die Bundespolizei und die Geheimdienste grundlegend umkrempeln, weil diese Ermittlungen gegen ihn geführt hatten, wegen des Sturms auf das US-Kapitol vor vier Jahren und wegen liederlichen Umgangs mit Geheimakten. Trump schimpfte in einer kurzen Stellungnahme zu dem Attentat in New Orleans über kriminelle Migranten, ohne aber einen direkten Zusammenhang herzustellen.

Die Altstadt von New Orleans im Südstaat Louisiana ist eine Ausnahmeerscheinung, nicht nur für den konservativen Süden, sondern für die gesamten Vereinigten Staaten. Sie gilt als Stadt der Ausgelassenheit. Das französische Viertel vibriert bis heute mit der mediterranen Lebensfreude der Stadtgründer; erst 1803 verkaufte Frankreich das Gebiet an die noch jungen USA. Hier suchen Amerikaner bei oft alkoholgeschwängerten Feiern Abwechslung zur gewohnten angelsächsischen Prüderie.
Zu den Attraktionen gehören der weltberühmte Karneval Mardi Gras und die vielen Bars und Konzertlokale mit Live-Musik in der Geburtsstadt des Jazz. Auch Feiern zum Jahreswechsel ziehen Touristen an. Am Neujahrsabend sollte zudem im nahen Sportstadion Super Dome der Sugar Bowl stattfinden, ein Playoff-Spiel der College-Football-Saison. Der Wettkampf zwischen Georgia und Notre Dame wurde auf Donnerstag verschoben.
Fehler gefunden?Jetzt melden.