Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Russland reagiert wütend 
Explosion an Krim-Brücke – was wir bis jetzt wissen 

Die beschädigte Krim-Brücke, welche Russland mit der 2014 annektierten Krim verbindet.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Am frühen Montagmorgen war zunächst noch von einem «Notfall» auf der Krim-Brücke die Rede, doch dann wurde schnell klar, dass ein Anschlag auf das Prestigebauwerk des russischen Präsidenten Wladimir Putin den Verkehr von Russland auf die Halbinsel zum Erliegen gebracht hat. Laut übereinstimmenden russischen Angaben wurde bei dem Angriff ein Ehepaar aus der Region Belgorod an der Grenze zur Ukraine, welche seit Wochen regelmässig beschossen wird, getötet. Seine Tochter wurde verletzt.

Russland regierte wütend auf den Angriff auf die Brücke, die trotz massiver Sicherheitsvorkehrungen und einer mächtigen Raketenabwehr beschädigt wurde. Die Ukraine habe diesen Angriff ausgeführt, heisst es in einer Stellungnahme Moskaus, das Regime in Kiew sei «terroristisch» und trage «alle Merkmale einer internationalen Verbrecherorganisation». Dabei macht Moskau auch dem Westen massive Vorwürfe: Amerikanische und britische Geheimdienstler und Politiker würden dem ukrainischen Militär helfen, Entscheidungen zu treffen, so das Statement. «Die USA und Grossbritannien sind verantwortlich für eine terroristische Staatsstruktur.»

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Die Ukraine weist in der Regel jede Schuld an Angriffen auf Russland oder die annektierte Krim zurück. Doch diesmal haben gleich mehrere anonyme Quellen aus der Führung gegenüber ukrainischen Medien den Beschuss bestätigt. «An der nächtlichen Sprengung der Krim-Brücke waren der ukrainische Geheimdienst und die Seestreitkräfte der Ukraine beteiligt», zitiert etwa das ukrainische Internetportal «Ukrainskaja Prawda» eine Quelle aus den Sicherheitsdiensten.

Den ersten Angriff auf die Krim-Brücke letzten Herbst hat Kiew inzwischen nach langem Leugnen offiziell bestätigt: «273 Tage sind vergangen, seit wir mit dem ersten Schlag auf der Krim-Brücke die Logistik der Russen lahmgelegt haben», erklärte die stellvertretende Verteidigungsministerin Anna Maljar vor einer Woche in ihrem Bericht zu 500 Tagen Krieg.

Für den ersten Angriff auf die Krim-Brücke im Oktober 2022 hat die Ukraine die Verantwortung übernommen: Nach einer Explosion brennen Teile des Trassees.

Beim Anschlag im Oktober gab es eine schwere Explosion auf der Brücke, sie war monatelang nur einseitig befahrbar. Diesmal sollen Unterwasserdrohnen zum Einsatz gekommen sein, auch dies bestätigen ukrainische Quellen. Wie stark die Brücke beschädigt ist, ist unklar. Videos zeigen oberflächlich nur minimale Schäden, ein Teil der Fahrbahn scheint abgesackt, und es wurde ein Loch in die Autobrücke gerissen. Zunächst wurde der ganze Verkehr gestoppt, später wurde zumindest die Zugverbindung, die auf einem separaten Trassee verläuft, wieder aufgenommen. Auf den ukrainischen offiziellen Telegram-Kanälen werden die Schäden offenbar zum Teil massiv übertrieben. Auf den Bildern versinkt eine ganze Fahrbahn im Wasser. 

In Russland hatte man offenbar schon lange mit einem neuen Angriff gerechnet, die letzten Tage seien im Gebiet der Brücke mehrere Raketen abgefangen worden, hiess es auf russischer Seite. Die Sicherheitsmassnahmen waren auch auf der Brücke selber massiv ausgebaut worden: Weil jedes einzelne Auto genauestens kontrolliert wurde, das die Brücke passieren wollten, bildeten sich Anfang Juli zu Beginn der Sommerferien Schlangen von bis zu 13 Kilometern vor der Krim-Zufahrt. Ein staatlicher Telegramkanal rät den Krim-Reisenden, die mit dem Auto unterwegs sind, die «Landbrücke» auf die Krim zu benutzen und über von Russland besetztes Gebiet der Südukraine zu fahren.

Staatliche Kanäle auf den sozialen Medien raten Urlaubern, über okkupiertes Gebiet in der Südukraine auf die Krim zu fahren. 

Doch die Krim ist keineswegs mehr die Lieblingsdestination von Russinnen und Russen, die Tourismuszahlen sind massiv eingebrochen die letzten Monate. Die 2014 von Russland annektierte ukrainische Halbinsel wird seit Monaten regelmässig von ukrainischen Drohnen oder Raketen beschossen. Ziele sind Militärbasen, Munitionsdepots, Nachschub für die Armee, aber auch der Hafen von Sewastopol, wo auch Unterwasserdrohnen zum Einsatz kommen.

Das Ziel des Beschusses ist es, die Nachschublinien der russischen Armee zu schwächen, aber auch auf der Halbinsel ein Klima der Angst zu verbreiten. Russinnen und Russen sollen sich auf dem okkupierten Gebiet nicht mehr sicher fühlen.

«Es liegt an uns, zu entscheiden, wie wir diesen Feind töten.»

Waleri Saluschni, der Oberkommandierende der Streitkräfte der Ukraine

Und nicht nur dort: Auch Russland selber wird von Kiew als legitimes Angriffsziel angesehen. Das machte unlängst Waleri Saluschni, der Oberkommandierende der Streitkräfte der Ukraine, in einem Interview mit der «Washington Post» klar, obwohl Amerikaner und Europäer Kiew von direkten Schlägen auf russisches Territorium abraten. «Es liegt an uns, zu entscheiden, wie wir diesen Feind töten», sagt Saluschni. «Es ist möglich und notwendig, in einem Krieg auf seinem Territorium zu töten. Wenn unsere Partner Angst haben, ihre Waffen einzusetzen, werden wir mit unseren eigenen töten. Aber nur so viel wie nötig.»