Geldberater über strukturierte ProdukteWie man mit vertretbaren Risiken etwas mehr Rendite erzielt
Wer mehr Zins wünscht, aber nicht zu viel Risiko eingehen möchte, kann neben Obligationen auch «Barrier Reverse Convertible»-Produkte beimischen.

Wir sind ein Paar, 75 und 79 Jahre alt. Wir hatten ein Vermögensverwaltungsmandat. Während des Anstiegs an den Börsen fassten wir den Entschluss, die Vermögensverwaltung aufzulösen, und verkauften alles zu guten Konditionen. Jetzt stellt sich die Frage, was machen. Wir sind auf einen regelmässigen Vermögensverzehr angewiesen, müssen immer eine grössere Summe kurzfristig abholen können. Es ist so, dass wir die Summe, die wir noch haben, nicht riskieren dürfen, wenn wir das Leben, so wie wir es jetzt führen, bis zu unserem Tod beibehalten möchten. Was raten Sie? C. N.
Es ist ein typisches Dilemma, in dem sich Anleger befinden: Wenn man in guten Zeiten Buchgewinne ins Trockene bringt, ist man danach mit der Frage konfrontiert, wie man den Erlös neu investieren soll.
Hohe Sicherheit, wie Sie sie nun anstreben, hat immer einen Preis: Man muss sich mit tiefen Renditen zufriedengeben. Da Sie auf einen Vermögensverzehr angewiesen sind, würde ich einen Teil flüssig behalten und auf einem Sparkonto, als Festgeld oder in Geldmarktfonds parkieren.
Den anderen Teil würde ich in zwei Tranchen mit unterschiedlichem Anlagehorizont aufteilen. Den Teil mit einem Anlagehorizont von zwei bis drei Jahren würde ich in Obligationen mit kürzerer Laufzeit von guten Schuldnern investieren. Dabei würde ich sowohl Franken-Anleihen als auch Fremdwährungsanleihen in Euro und Dollar nutzen.
Bei den Fremdwährungsanleihen sind wesentlich höhere Renditen möglich als bei vergleichbaren Frankenanleihen. Allerdings tragen Sie bei diesen ein Währungsrisiko. Dieses können Sie aber vermindern oder ausschliessen, indem Sie Fonds mit einer Währungsabsicherung nutzen. Zusätzlich könnten Sie auch da Geldmarktfonds beimischen.
Etwas mehr Risiko bei längerem Anlagehorizont
Bei der zweiten Tranche mit einem Anlagehorizont von drei bis sechs Jahren können Sie Obligationen mit etwas längerer Laufzeit und ein paar Schweizer Dividendenperlen wie Swisscom, Swiss Life Nestlé, Roche, Novartis, Swiss Re, Zurich Insurance und Holcim beimischen, welche attraktive Dividendenrenditen aufweisen.
Hier sind Sie mit stärkeren Kursschwankungen konfrontiert. Solange Sie die Titel nicht verkaufen und nur an den Dividenden interessiert sind, ist dies mehr ein psychologisches Problem – dann nämlich, wenn die Börsen wieder mal tauchen.
Alternativ könnten Sie auch «Barrier Reverse Convertible»-Produkte verwenden, welche die meisten Banken anbieten. Diese strukturierten Produkte bieten einen festen Zins, sind aber an Referenzwerte wie zum Beispiel die erwähnten Schweizer Dividendenperlen gekoppelt. Die Laufzeiten sind in der Regel ein bis zwei Jahre. Der meist hohe Zins ist garantiert.
Falls aber die definierte Barriere erreicht oder unterschritten wird, riskieren Sie, dass Sie nicht das Kapital nominal wie bei einer Obligation aufs Konto zurückbezahlt bekommen, sondern eine der Aktien, an welche das Produkt gebunden ist, in Ihr Depot ausgeliefert erhalten.
Daher ist es wichtig, dass Sie Produkte mit einer möglichst tiefen Barriere und mit gekoppelten Aktien verwenden, die Sie problemlos ins Depot aufnehmen könnten und die Sie ohne Kopfschmerzen einige Zeit in Ihrem Portfolio liegen lassen können, um von Dividenden zu profitieren.
Zudem sollten Sie wegen des Emittentenrisikos nur Produkte von erstklassigen Banken nutzen. Bei diesen Produkten tragen Sie ein höheres, aber vertretbares Risiko. In Ergänzung zu sicheren und wenig schwankungsanfälligen Obligationen können Sie damit Ihre Gesamtrendite steigern.
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