Angriff in BagdadUSA üben Vergeltung für Drohnenangriff
Das amerikanische Militär hat in der irakischen Hauptstadt zwei Anführer einer proiranischen Miliz getötet. Es war ein Vergeltungsangriff – und wohl nicht der letzte.
Die Drohne griff in der Nacht auf Donnerstag an und traf ein Auto im Zentrum von Bagdad, das völlig zerstört wurde. Darin sassen zwei Anführer der proiranischen Miliz Kataib-Hizbollah – Kämpfer, die auch zur «Achse des Widerstandes» gerechnet werden. So wird die Gruppe von Terrororganisationen bezeichnet, die von den Huthi im Jemen über die Hamas im Gazastreifen bis zur Hizbollah im Libanon reicht.
Sie alle werden vom Mullah-Regime im Iran unterstützt und haben sich den Kampf gegen die USA und die Zerstörung Israels zum Ziel gesetzt. Bei einem Drohnenangriff auf einen US-Stützpunkt in Jordanien waren im Januar drei US-Soldaten ums Leben gekommen, die USA hatten damals Hinweise für eine Mittäterschaft der Kataib-Hizbollah gesehen und Gegenschläge angekündigt, auch gegen andere Gruppen im Irak und in Syrien. Seitdem seien 80 Ziele unbrauchbar gemacht worden, teilte das Pentagon mit.
Die in der irakischen Hauptstadt Getöteten seien «für die direkte Planung und Beteiligung an Angriffen auf US-Streitkräfte in der Region verantwortlich», teilte das Pentagon mit, ohne deren Namen zu nennen. «Die Vereinigten Staaten werden weiterhin die notwendigen Massnahmen ergreifen, um unser Volk zu schützen.»
Eine weitere Eskalation
Der Angriff mitten in der irakischen Hauptstadt ist eine weitere Eskalation des Konfliktes in Nahost, der sich neben Israel und dem Gazastreifen auch auf den Jemen, den Libanon, Syrien und den Irak ausgebreitet hat. Dort sind nach Angaben der Regierung bei Angriffen mindestens 16 Zivilisten ums Leben gekommen. Das bringe die Region an den «Rand des Abgrundes», sagte ein irakischer Regierungssprecher.
Das irakische Militär verurteilte den Angriff und sprach von einer «neuen Aggression der Vereinigten Staaten», die «alle Absprachen» zwischen dem Irak und den USA untergrabe. Der Drohnenangriff mitten in einer Wohngegend habe stattgefunden «ohne Rücksicht auf das Leben von Zivilisten oder internationales Recht».
Ein Beamter der US-Regierung erklärte gegenüber CNN unterdessen, dass es sich bei dem Angriff nicht um den letzten Vergeltungsschlag gehandelt habe. Fast gleichzeitig mit dem Angriff in Bagdad war US-Aussenminister Antony Blinken in Israel eingetroffen, um über die Freilassung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln und einen Waffenstillstand Gespräche zu führen.
In den vergangenen Wochen hatten die USA die Bemühungen für einen Waffenstillstand in Gaza intensiviert und immer wieder von Fortschritten gesprochen. Sowohl Israel als auch die Hamas beharren aber auf schwer zu überbrückenden Forderungen.
Israel bereitet Angriff auf Rafah vor
Nur ein kompletter Sieg werde es Israel erlauben, Sicherheit wiederherzustellen, sagt Benjamin Netanyahu. Er wies die Armee an, einen Angriff auf Rafah im Süden des Gazastreifens vorzubereiten. Dort hält sich die grosse Mehrzahl der 2,3 Millionen Palästinenserinnen und Palästinenser auf, die meisten von ihnen in Zelten und provisorischen Unterkünften.
UNO-Generalsekretär António Guterres warnte, ein weiteres Vorrücken der israelischen Armee in den Süden des Gazastreifens würde das, «was bereits ein humanitärer Albtraum mit ungeahnten regionalen Folgen ist, exponentiell verstärken. Die regionalen Folgen sind unvorstellbar».
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters vom Donnerstag berichten Augenzeugen von Luftangriffen auf Rafah. Der Internationale Gerichtshof hatte Israel vor zwei Wochen dazu aufgefordert, mehr für den Schutz der Zivilbevölkerung zu tun und mehr Hilfe in den Gazastreifen zu lassen. In den vergangenen zehn Tagen sind durchschnittlich 160 Lastwagen täglich mit Hilfsgütern in das Gebiet gekommen, vor dem Krieg waren es 500.
Deutschland schickt Kriegsschiff
In der niedersächsischen Hafenstadt Wilhelmshaven lief am Donnerstag die Fregatte Hessen in Richtung Rotes Meer aus, sie soll sich dort am EU-Militäreinsatz gegen die Huthi (lesen Sie hier eine Analyse über die Huthi-Truppen) beteiligen, die seit Mitte Oktober Handelsschiffe auf dem Weg zum Suezkanal unter Beschuss nehmen, an Bord des Kriegsschiffes sind etwa 240 Soldaten.
Die USA fingen auch am Donnerstag mehrere aus dem Jemen abgefeuerte Huthi-Raketen ab. Die ständigen Angriffe haben dazu geführt, dass viele Reedereien ihre Schiffe um das Horn von Afrika leiten, was deutlich länger dauert und mehr Treibstoff kostet, was sich wiederum in höheren Preisen für die Beförderung von Containern niederschlägt. Auch kam es in den vergangenen Wochen deswegen zu Lieferengpässen, wovon auch mehrere europäische Länder betroffen waren.
Fehler gefunden?Jetzt melden.