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Meinung

Sexismus und Benachteiligung
Die Diskrimi­nierung im Frauen­sport ist Realität

12.07.2024; Izmit; Fussball Frauen Nationalmannschaft - EM Qualifikation - Tuerkei - Schweiz; 
Viola Calligaris (SUI) Miray Cin (TUR) Luana Buehler (SUI) 
(Emre Oktay/freshfocus)
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In Afghanistan haben die Taliban ein Sportverbot für Frauen und Mädchen verhängt. Eine der Konsequenzen davon ist, dass das afghanische Frauen-Fussballteam nicht unter offizieller Flagge spielen darf. Beim Weltfussballverband Fifa stösst das Team mit der Forderung nach Anerkennung auf taube Ohren. 

Gastgeberland Frankreich verwehrt kopftuchtragenden Athletinnen aus dem eigenen Land die Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen. Egal wie gut sie auf dem Spielfeld sind, französische Volleyballerinnen, Basketballerinnen und Fussballerinnen, die einen «Sport-Hijab» tragen, werden sich in Paris nicht mit den Besten ihrer Disziplin messen dürfen. Das Internationale Olympische Komitee lässt diese Diskriminierung zu, obwohl sie in klarem Widerspruch steht zu den propagierten Werten.

In Mali werden Basketballerinnen der Jugendteams U-18 von Trainern und Verbandsfunktionären jahrzehntelang sexuell missbraucht. Nachdem Menschenrechtsorganisationen die schweren Verstösse aufdecken, gibt der internationale Basketballverband eine Untersuchung in Auftrag. Er agiert jedoch nur halbherzig: Weder setzt er sich wirkungsvoll für den Schutz der Whistleblowerinnen ein, noch ringt er sich zu einer Entschädigung für die von sexualisierter Gewalt Betroffenen durch. 

Sportverbände werden geschont

Sexismus und strukturelle Benachteiligung im Frauenfussball sind auch ein Jahr vor der Fussball-EM der Frauen in der Schweiz noch immer Realität. Sowohl der Schweizerische Fussballverband wie auch der europäische Verband Uefa scheinen sich der Dringlichkeit der Thematik zu wenig bewusst zu sein. Zwar hat Swiss Olympic jüngst entschieden, dass künftig 40 Prozent der Sportverbände von Frauen geleitet werden sollen. Mehr Frauen an den Schalthebeln der Macht mag sich positiv auf das Problembewusstsein auswirken. Quoten alleine reichen jedoch nicht, um der Diskriminierung im Sport ein Ende zu setzen.

Eines haben all diese Beispiele von geschlechtsspezifischer Diskriminierung im Sport gemeinsam: Die mächtigen internationalen Dachverbände haben es versäumt, frühzeitig hinzuschauen, sich beherzt gegen Diskriminierung einzusetzen und dafür zu sorgen, dass Frauen und Mädchen im Sport gleichermassen gefördert, bestärkt und geschützt werden wie ihre männlichen Berufskollegen.

Und es gibt eine weitere Gemeinsamkeit: Alle erwähnten Sportverbände haben ihren Sitz in der Schweiz. Es ist eine Tatsache, dass die Sportverbände in der Schweiz punkto Rechenschaftspflicht durch alle Maschen fallen. Jüngstes Beispiel dafür ist der vom Bundesrat lancierte Vorschlag für die Berichterstattungspflicht über nachhaltige Unternehmensführung, der Sportverbände mit keinem Wort erwähnt – dies obwohl Fifa, IOK, Uefa und Co. Einnahmen in Milliardenhöhe verbuchen und als eigentliche Sportkonzerne gehandelt werden müssten.

Dass diese Laisser-faire-Haltung im Umgang mit Sportverbänden ein Versäumnis mit spürbaren Konsequenzen für die Betroffenen von Missbrauch und Diskriminierung ist, zeigen die eingangs beschriebenen Sachverhalte. Um Sportlerinnen, Fans, Arbeiter und andere von Sportgrossanlässen tangierte Menschen besser zu schützen, ist es dringlich, dass der Bundesrat griffige Massnahmen erlässt, um Sportverbände zur Verantwortung zu ziehen.

Lisa Salza ist Kampagnenleiterin bei Amnesty International.