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Meinung

Am liebsten hat sie es unbehaglich

Alles an ihr ist im Superlativ: Die 18-Jährige Billie Eilish. Foto: Jordan Strauss (AP)
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Bevor «Bad Guy» losgeht – ein Lied über sie selber, sie hat es mit ihrem älteren Bruder Finneas geschrieben, der Song geriet ihr zum ersten Nummer-eins-Hit in der Billboard 200 –, hört man die beiden ausgelassen lachen. Dann geht es los – eingängig, unbekümmert, lasziv mit einer erotisch atmenden Stimme, wie man es von einem Popsong erwarten würde.

Gleichzeitig läuft aber ein drohender Unterton mit und produziert Unbehagen; die vorgezeigte Heiterkeit bleibt angeschminkt. Das Video zeigt die Künstlerin in allen möglichen Garderoben, eine schmale Frau in XL-Grössen und blauem Haar. Dann wieder läuft ihr das Blut über das Gesicht. Der Clip ist geistreich mit Überraschungen und gezielten Schreckmomenten. Genau wie sie: Billie Eilish, gerade 18 Jahre alt geworden und bereits ein Weltstar, ist die letzte Sensation einer jugendversessenen Popkultur.

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Dass sie jetzt den Titelsong für den neuen Bond-Film einsingen soll, den letzten mit Daniel Craig, und das als jüngste Interpretin von allen in dieser Serie, wird als Superlativ gefeiert. Aber alles an Billie Eilish kommt einem superlativ vor. Eine solche Karriere hat das Genre noch selten erlebt.

Die Sängerin hat mit ihrem ersten, zu Hause aufgenommenen, von der Kritik für seine Vielseitigkeit gelobten Album «When We Fall Asleep, Where Do We Go?» über vier Milliarden Streams ausgelöst und es in den USA und Grossbritannien auf Anhieb zur Nummer eins gebracht. Sie wurde 2017 für die vier wichtigsten Grammys nominiert, tourte in ausverkauften Hallen, bringt ihre Fans zum Sieden. Sie ist, ohne es zu wollen, zur Sprecherin der Generation Z geworden.

Schon mit 13 Jahren machte die Tochter eines Musikerpaars aus Los Angeles mit ihren Auftritten und Songs von sich reden. Was mit erklärt, warum sie schon mit 18 Jahren weiter gekommen ist als viele in ihrer gesamten Karriere. Ihr Welterfolg – sie trat auch mehrmals in Zürich auf – hängt einerseits mit einem Marketing zusammen, das keine Gelegenheit auslässt, den Ruhm der Sängerin über alle Kanäle zu mehren. Billie Eilish wirbt für alle möglichen Produkte, setzt mit ihrem ­exaltierten Kleiderstil Trends oder greift sie auf.

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Aber da ist schon noch mehr. Anders als die meisten Popstars ihres Alters redet die Sängerin offen über ihre Ängste und Sehnsüchte und spricht damit die zerrissenen Gefühle ihres gleichaltrigen Publikums an. In ihren Videos inszeniert sie sich als Mörderin und Gifttrinkerin und hat es gern gotisch; Männer rammen Spritzen in ihren Rücken, Spinnen klettern aus ihrem Mund, sie feiert Schreck und den Ekel, und wenn sie in ihren Interviews sagt, sie liebe es, sich unwohl zu fühlen, dann glaubt man ihr sofort.

Billie Eilish durchlitt Depressionen und leidet am Tourettesyndrom, das ist diese unkontrolliert ausbrechende, von Ticks und Fluchwörtern begleitete Erbkrankheit, die schon Mozart plagte. Und die den Patienten nur dann in Ruhe lässt, wenn er Musik macht. Auch Eilishs Texte, vieldeutig und intelligent, haben nichts mit der Lolita-Anmache einer Britney Spears zu tun. «Ich will mein Publikum allem aussetzen, was es in den Wahnsinn treibt», sagte sie einmal. So etwas hätte auch den Dadaisten gefallen.

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