Fotografie: Blick ins ArchivAls der Pöstler noch auf Ski kam
Telefonieren als Schulfach und schicke PTT-Uniformen: Das Berner Museum für Kommunikation digitalisiert seine
Fotobestände und bringt Schätze ans Licht.
Bringt er etwa ein Weihnachtsgeschenk? Zerbrechlich darf die Ware jedenfalls nicht gewesen sein, bei dem Tempo, mit dem der Pöstler die Piste hinunterrast. Da spritzt der Schnee in alle Richtungen, das Paket fliegt fast durch die Luft, und die adrette Uniform will nicht so ganz zu dieser sportlichen Leistung passen.
Das Foto, das ungefähr 1930 von Carl Franz Julius Brandt geschossen wurde, befindet sich in der Sammlung des Museums für Kommunikation in Bern. Zurück geht diese auf die PTT, die Vorgängergesellschaft der heutigen Post und der Swisscom und bis zu ihrer Auflösung 1997 die grösste Arbeitgeberin der Schweiz. Durch die PTT wurde der Bundesstaat auch in den abgelegenen Ecken des Landes repräsentiert, und so durften imposante Postgebäude nicht fehlen – und auch die schicke, fast militärisch wirkende Uniform des Pöstlers kommt nicht von ungefähr, denn gut aussehen musste er, der Bund.
Das Museum für Kommunikation ist in Besitz der grössten und vielseitigsten Schweizer Fotosammlung zur Geschichte und Gegenwart der Post und der Telekommunikation; dazu kommen Bestände zum Personenverkehr auf Strasse und Schiene, zum Reisen, dem Tourismus und dem Alpinismus. Eine halbe Million Fotografien schlummern im Archiv des Museums und werden nun Stück für Stück ans Licht gebracht. Während zehn Jahren läuft ein Digitalisierungsprojekt, das diesen Schatz für ein breites Publikum aufarbeitet. Die Fotos schlagen die Brücke von den umfangreichen Objektsammlungen des Museums zum Menschen, denn hier sieht man, wie frühe Computer verwendet wurden oder wie die Leute auf Neuerungen wie das Radio reagierten.
Hier werden alle möglichen Interessen bedient: Postautofans können die geliebten Gefährte durch alle Regionen des Landes fahren sehen, während sich im Hintergrund weit mächtigere Gletscher auftürmen als heute – ein gefundenes Fressen für Klimaforscherinnen. Interessiert man sich für Mediengeschichte, locken Fotos von gestellten Schulstunden, in denen man das Telefonieren noch richtig gründlich lernte.
Beeindruckend sind Bilder vom Kabelverlegen, von Menschenkolonnen, die die Grundlagen der heutigen Infrastrukturen schufen. Werbeaufnahmen von glücklichen Menschen am Telefon zeigen, wie geschickt, aber auch wie aggressiv Vereine wie Pro Telefon für die neuen Medien lobbyierten. Und bizarr-spektakuläre Zugunfälle lehren Gross und Klein das Gruseln.
Die bereits digitalisierten Bilder können auf http://datenbanksammlungen.mfk.ch abgerufen werden.
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