In eigener SacheWie wir die Umfragen zur AHV-Abstimmung vor Beeinflussung schützen
Beide Lager rufen vor der Abstimmung vom 3. März zur Teilnahme an der Umfrage von Tamedia und 20 Minuten auf. So verhindern wir, dass die Ergebnisse verzerrt werden.
Nachdem unsere Redaktionen die aktuelle Umfrage zur Volksabstimmung vom 3. März online gestellt hatten, fiel intern schnell auf: Das Interesse ist – verglichen mit anderen Abstimmungen – enorm.
Das hat zwei Gründe: Einerseits brennt das Thema AHV der Bevölkerung unter den Nägeln, viele Leute wollen sich insbesondere zur 13. AHV-Rente informieren und auch äussern. Hinzu kommt, dass beide Seiten, sowohl die Ja- als auch die Nein-Kampagne, über ihre Kanäle aktiv zur Teilnahme an der Umfrage aufrufen. So hat zum Beispiel das Nein-Komitee auf X (ehemals Twitter) den Link zur Erhebung verschickt.
Ein Sprecher des Gewerkschaftsbundes, der zum Ja-Lager gehört, schreibt auf Anfrage: «Wir haben den Link der Umfrage an Personen geschickt, die sich bereits in der Ja-Kampagne engagieren, die zum Beispiel schon Flyer bestellt haben oder sich auch sonst aktiv beteiligen wollen.» Ein Sprecher des Nein-Komitees bestätigt ein ähnliches Vorgehen.
Beide Seiten verteidigen sich gegen den Vorwurf der Beeinflussung mit dem Argument, das Mobilisieren bei Onlineumfragen sei «völlig normal» und werde bei praktisch allen Abstimmungskampagnen so gemacht.
Anders gesagt: Solche Aktivitäten lassen sich nicht verhindern.
Ein Paket von Gegenmassnahmen
Die Politologen Lucas Leemann und Fabio Wasserfallen führen mit ihrer Firma Leewas GmbH die Umfragen im Auftrag von Tamedia und 20 Minuten seit zehn Jahren durch. Auch sie stellen eine «hohe Fieberkurve» rund um die Abstimmung fest, wie Fabio Wasserfallen sagt.
«Gleichzeitig ist es wichtig, zu betonen: Wir sind solche Aufrufe gewohnt.» Bereits im September 2022 habe es im Vorfeld eine ähnliche Diskussion rund um die damalige Abstimmung zu zwei AHV-Vorlagen gegeben, und auch damals habe man am Ende ein sehr gutes Resultat vorgelegt. «Wir haben schon länger ein ganzes Paket von Gegenmassnahmen implementiert, um Verzerrungen des Umfrageresultats zu verhindern», so Wasserfallen.
Um der Beeinflussung der Umfrage nicht Vorschub zu leisten, wollen die beiden Politologen nicht bis ins letzte Detail erklären, wie diese Massnahmen funktionieren. Was sich sagen lässt: Die Antworten werden jeweils nach bestimmten Methoden gefiltert; es fliessen also nicht alle Angaben in das Resultat ein. Neben der Bereinigung der Rohdaten gibt es auch in der eigentlichen Analyse der Umfragedaten verschiedene Massnahmen.
Fabio Wasserfallen sagt, Leewas werde auch in diesem Fall die Daten akribisch analysieren. Es deute nichts darauf hin, dass trotz der starken Mobilisierung der beiden Lager ein verzerrtes Resultat vorliegen werde. «Die Erfahrung zeigt, dass wir mit unserer Methode auch bei sehr hohem Interesse zuverlässige Ergebnisse erzielen.»
Weiter haben Tamedia und 20 Minuten für die Legislatur 2023–2027 das Paket der Umfragen leicht angepasst. Leewas aktualisiert die Vorkehrungen gegen Manipulationen fortlaufend. Weil dies die einzelnen Umfragewellen aufwendiger macht, haben Tamedia und 20 Minuten die Wellen von drei auf zwei pro Abstimmung reduziert.
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