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Abtreibungsgegner in Oerlikon
Marsch fürs Läbe: Polizei umstellte Gegendemonstranten

Die Polizei riegelt die Gegendemonstration an der Schaffhauserstrasse ab. 
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Zum elften Mal haben diverse christliche Organisationen, aber auch die konservativ-christliche Partei EDU und die Stiftung CH zum «Marsch fürs Läbe» aufgerufen. In Oerlikon diesmal, Versammlung der Abtreibungsgegner war auf dem Marktplatz.

2019 hatte das Sicherheitsdepartement das Gesuch zur Durchführung des Umzugs der Abtreibungsgegner noch abgelehnt, mit der Begründung, die Sicherheit könne nicht gewährleistet werden – weil Gegendemonstranten den «Marsch fürs Läbe» in der Vergangenheit empfindlich gestört hatten.

Das Zürcher Verwaltungsgericht hob diesen Entscheid allerdings kurzfristig noch auf. Der Marsch fand statt. Die befürchtete Gegendemonstration auch. Die Folgen waren Krawalle, Sachbeschädigungen und Verletzte.

Im September 2020 verzichteten die Organisatorinnen und Organisatoren selber auf eine Demonstration in Zürich. Der erneute Widerstand der Stadt und Unsicherheiten im Zusammenhang mit Corona seien dafür der Grund gewesen, sagte damals die Mediensprecherin Beatrice Gall. Stattdessen wurde eine Veranstaltung im Kongresszentrum G 27 der Freien Evangelischen Gemeinde geplant. In Winterthur also, nahe dem Bahnhof. Wegen massiver Drohungen aus der linksradikalen Szene wurde dann aber der Event von den Veranstaltern ganz abgesagt.

Auch dieses Jahr wurde in den sozialen Medien und mit gesprayten Aufrufen an Wänden zu einer Gegendemonstration mobilisiert. Bereits am Mittwoch wurde zudem das Büro der Schweizerischen Evangelischen Allianz an der Josefstrasse «besucht und die Fassade mit Farbe eingedeckt», wie eine Informationsplattform bekannt gab.

Am Samstagmorgen in Oerlikon sind die Gegner schon mit Graffiti präsent. «My Body, my Choice» steht in violetten Lettern an einer Hauswand beim Marktplatz.

Aber er fand statt, der «Marsch fürs Läbe». Willkommen, so stand es auf dem Flyer der Veranstalterinnen, seien alle: Kinder, Teenies, Frauen, Männer und Omas und Opas. Das Motto der Kundgebung: «Jung, schwanger, hilflos?». Das Anliegen sei es, «junge schwangere Frauen in einer Notsituation für die Möglichkeit einer Weiterführung ihrer Schwangerschaft zu sensibilisieren».

Mord an Kleinkindern: Demonstranten bei der Vorbereitung auf dem Oerliker Marktplatz.

Die Route des Marschs selber wurde bis zuletzt geheim gehalten und die Kundgebung zuvor, mit Infoständen und Reden auf dem Marktplatz, blieb dank des Grossaufgebots der Polizei von den erwarteten Gegendemonstrantinnen ungestört. Eine ältere Frau antwortet auf unsere Frage, ob sie keine Angst vor Ausschreitungen habe: «S’Läbe isch s’Läbe.»

Polizisten in Montur begleiteten den Demonstrationszug durch Oerlikon.

Der Marktplatz selber wurde zudem bereits ab 13 Uhr, mit Ausnahme von zwei Eingängen, komplett eingezäunt. Die Mediensprecherin der Abtreibungsgegner, Beatrice Gall, sagte: «Ich bin traurig, dass diese Einzäunung notwendig ist», doch die Erfahrung vergangener Jahre zeige, dass es sie brauche.

Und ganz unrecht hatte sie nicht. Denn um 15 Uhr versammelten sich etwa zehn Gehminuten vom Marktplatz entfernt, bei der Haltestelle Salersteig, die Gegendemonstrantinnen und -demonstranten. Als sich geschätzte 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingefunden hatten, griff die Polizei rigoros durch, kesselte sie ohne Vorwarnung und blitzschnell ein und begann ihre Personalien zu kontrollieren.

Rund 200 Gegendemonstrantinnen und -demonstranten trafen sich an der Haltestelle Salersteig.

So konnte um 16.10 Uhr, nachdem die Polizei grünes Licht gab, mit Verspätung dann auch der «Marsch fürs Leben» losziehen. Entlang der Edison-Strasse in die Franklin- und dann weiter in die Schwamendingerstrasse. Skandiert wurde in Frage-Antwort-Rufen «Wir sind?» – «Für die Mütter!» – «Wir sind?» – «Fürs Baby!» oder «Wem danken wir?» – «Unseren Eltern».

Während des Umzuges, welcher links und rechts von Polizisten in Montur und zu Fuss begleitet wurde, bleibt es sehr ruhig, auch wenn vereinzelt auf der Strecke ein paar Gegnerinnen den Marsch mit Stinkefinger ihre Meinung wissen liessen.

Gegendemonstrantinnen skandieren – abgeschirmt von der Polizei: «Kein Gott! Kein Staat! Kein Patriarchat!»

Auch als sich der Umzug auf dem Rückweg dem Albert-Näf-Platz nähert, stehen dort, aber bereits umzingelt von der Polizei, einige Gegnerinnen. Hier werden ebenfalls Stinkefinger gezeigt und «Kein Gott! Kein Staat! Kein Patriarchat!» gerufen.

Der Marsch fürs Läbe 2021 endet nach rund 40 Minuten da, wo er begonnen hat: auf dem Marktplatz. Eine Band spielt, während die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich umarmen und voneinander verabschieden, noch eine Art Pop-Gospel-Ballade und singt: «Wir preisen dich! Halleluja, Halleluja! Allmächtiger Gott.»

Abtreibungsgegner unter sich: Der Oerliker Marktplatz ist mit einem Zaun abgeriegelt.

Fazit? Für Beatrice Gall, Mediensprecherin des «Marsch fürs Läbe», war es ein gelungener Tag, mit einer grösseren Teilnahme als erwartet. Sie hätten 1400 Personen gezählt. Von mehreren Hundert spricht die Polizei. Auch für sie lief der Tag erfolgreich ab. Sie konnten eine direkte Begegnung verhindern, der Marsch konnte durchgeführt werden, es mussten, soweit am Samstagabend bekannt war, nur zwei Personen für weitere Abklärungen auf eine Polizeiwache gebracht werden, und Sachschäden seien auch keine bekannt, so Marc Surber, Mediensprecher der Stadtpolizei.