Abstimmung in Zürich am 9. JuniWache in Wiedikon soll für 70 Millionen ausgebaut werden
Dank der Erweiterung der Wache Süd sollen Rettungsdienste schneller am Einsatzort sein. Die Kostensteigerung beim Projekt sorgte für Misstöne.
Darum geht es
Bei einem Notfall sollen Feuerwehr und Rettungsdienst in Zürich ihren Einsatzort innert zehn Minuten nach dem Alarm erreichen. So lautet die offizielle Zeitvorgabe. Mit den bestehenden Standorten Wache Süd, Wache Zentrum und Wache Flughafen kann Schutz & Rettung Zürich diese Vorgabe nicht immer erfüllen, wie der Stadtrat in der Abstimmungszeitung für den 9. Juni schreibt. Gleichzeitig zeichne sich gerade in den Aussenquartieren ein starkes Bevölkerungswachstum ab. Deshalb plant die Stadt neue Standorte für Feuerwehr und Sanität.
2021 hiessen die Stimmberechtigten 107 Millionen Franken für den Neubau der Wache Nord an der Binzmühlestrasse gut. Nun soll die Wache Süd an der Ecke Manesse-/Weststrasse in Wiedikon für 70 Millionen Franken instand gesetzt, umgebaut und erweitert werden. Damit haben neben der Berufsfeuerwehr künftig auch die Sanität und die Milizfeuerwehr auf dem Areal Platz. Dadurch werden die Einsatzzeiten verkürzt, wie der Stadtrat schreibt.
Was wird gebaut?
Die bestehende Wache der Feuerwehr wird mit einem Neubau für die Sanität und einem Logistikgebäude erweitert. Ein Teil des Gebäudes wird umgebaut, was laut dem Stadtrat «effiziente Einsatz- und Logistikprozesse» ermöglichen und Platz für die Milizfeuerwehr schaffen soll. Im Neubau befinden sich im Erdgeschoss die Fahrzeughalle und Lagerräume für das Einsatzmaterial der Sanität. In den Stockwerken darüber werden weitere Betriebsflächen und Büros untergebracht.
Beim Bau will die Stadt auf nachhaltiges und wiederverwendbares Material setzen, wie sie verspricht. Die Wache soll zudem mit fossilfreier Wärme und Kälte versorgt werden; Dächer und Umgebung werden begrünt.
Für die Erweiterung der Wache Süd müssen kleinere Werkgebäude im Innenhof sowie ein älteres Wohnhaus der Stadt an der Weststrasse 18 abgebrochen werden. Nach Angaben des Hochbaudepartements steht der Abbruch des baufälligen Gebäudes seit 2020 fest, dieses sei in den vergangenen Jahren ausschliesslich zwischengenutzt worden.
Wann ist die neue Wache bezugsbereit?
Bei einem Ja der Stimmberechtigten könnte Anfang 2025 mit dem Bau begonnen werden. Die Arbeiten werden im laufenden Betrieb ausgeführt. Ende 2028 soll die erweiterte Wache Süd ihren Betrieb aufnehmen.
Wer ist dafür, wer dagegen?
Die Vorlage ist unumstritten. Das Stadtparlament stimmte ihr mit 108 zu 0 Stimmen zu. Allerdings gab es im Vorfeld Misstöne wegen der Kostensteigerung. Anfang 2021 waren die Fachleute der Stadt noch von Ausgaben von 50 Millionen Franken für die Erweiterung der Wache Süd ausgegangen. Zwei Jahre später hiess es plötzlich, das Ganze koste 70 Millionen Franken. Damit kam es auch hier zu einer deutlichen Kostensteigerung – wie schon bei der Wache Nord, die derzeit in Bau ist. Die Stadt sei mit dem Bau von Wachen für Feuerwehr und Sanität überfordert, kritisierte etwa die GLP.
Das Hochbaudepartement von André Odermatt (SP) weist die Kritik zurück. Weder bei der Wache Nord noch bei der Wache Süd könne von Planungsfehlern gesprochen werden, die beiden Bauvorhaben könnten punkto Kostenentwicklung nicht verglichen werden. Bei der Wache Nord hätten zuletzt unvorhersehbare Probleme mit dem Baugrund zu einer Verteuerung geführt. Bei der Wache Süd führten der laufende Betrieb, die engen Platzverhältnisse und der Eisenbahntunnel im Untergrund zu einer anspruchsvollen Bausituation. Dies wirke sich auf die Erstellungskosten aus. Auch die Wärmeversorgung, Anpassungen an der Notstromversorgung, eine Verbesserung der Statik sowie die Teuerung fielen bei den Kosten ins Gewicht.
Wie weit ist die Planung der anderen Wachen?
Die Standortstrategie der Stadt sieht vor, dass Schutz & Rettung Zürich (SRZ) zusätzlich zu den bestehenden Wachen Süd an der Weststrasse, Zentrum am Neumühlequai und Flughafen mit drei neuen Wachen Nord, West und Ost operieren wird. Alle Wachen sollen mit Einheiten der Berufsfeuerwehr und der Sanität besetzt werden, sodass gerettet, gelöscht und medizinisch behandelt werden kann. Ausnahme ist die Wache Zentrum, wo aus Platzgründen weiterhin ausschliesslich die Sanität stationiert sein wird.
Ein Neubau der Wache auf dem Flughafengelände wurde von der Flughafen Zürich AG erstellt und im August 2020 in Betrieb genommen. Die Bauarbeiten für die Wache Nord an der Binzmühlestrasse sind im Gang und dauern voraussichtlich bis 2027. Für den Neubau der Wache West auf dem Centravo-Areal im Hard-Quartier hat das Stadtparlament 2022 einen Projektierungskredit bewilligt, der Architekturwettbewerb wurde im vergangenen August abgeschlossen. Für die Wache Ost ist der genaue Standort noch nicht festgelegt, wobei der Stadtrat ein Areal bei der Universitätsklinik Balgrist favorisiert.
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