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Tamedia-Nachbefragung
Nicht einmal die Jungen sagten Ja zur Umwelt­verantwortungs­initiative

Lisa Mazzone und Magdalena Erni geben Interviews beim Treffpunkt der Initianten der Umweltverantwortungsinitiative in Bern.
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In Kürze:
  • Bei allen Altersgruppen fiel die Umwelt­verantwortungs­initiative durch. Die Zustimmung der jüngsten Stimmberechtigten war nur leicht höher.
  • Das Geschlecht hatte einen Einfluss auf das Stimmverhalten. Männer sagten noch deutlicher Nein als Frauen.
  • Ein leichter Stadt-Land-Graben ist sichtbar. Viele grosse Westschweizer Städte sagten Ja.
  • Das Einkommen beeinflusste den Stimmentscheid kaum.

Man könnte denken: Wenn eine Jungpartei 100’000 Unterschriften für eine Initiative sammelt, stösst das bei jungen Menschen auf Anerkennung – besonders wenn es um Klimaschutz geht. Doch bei der Umweltverantwortungsinitiative der Jungen Grünen zeigt sich ein anderes Bild. Selbst in der jüngsten Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen sagten nur 36 Prozent Ja. Mit zunehmendem Alter nahm die Zustimmung zwar noch weiter ab, aber nur bis auf 27 Prozent. Das heisst: Das Alter hatte keinen entscheidenden Einfluss auf das Stimmverhalten. Das zeigt die Nachbefragung von Leewas im Auftrag von Tamedia.

Die Umweltverantwortungsinitiative verlangte, dass die Bevölkerung der Schweiz nur so viele Ressourcen verbrauchen und Schadstoffe freisetzen darf, wie es ihr aufgrund ihrer Bevölkerungszahl zusteht. Dadurch sollten die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten bleiben. Die Initiative sah eine Übergangsfrist von zehn Jahren vor. Eingereicht wurde die Vorlage von den Jungen Grünen. Sie wurden unterstützt von einer Allianz von Umweltverbänden.

Es handelte sich um eine klassische Links-rechts-Vorlage: Sie fand einzig bei den Wählerinnen und Wählern von SP und Grünen eine Mehrheit. Aber selbst im linken Lager kamen offenbar bei weitem nicht alle zum Schluss, dass die Initiative der richtige Weg ist, um den Klimawandel oder den Biodiversitätsverlust zu bekämpfen.

Während bei den Grünen 75 Prozent Ja stimmten, waren es bei den Sozialdemokraten nur 62 Prozent. Zum Vergleich: Bei der Initiative zur 13. AHV-Rente der Gewerkschaften betrug der Ja-Anteil bei SP-Anhängern 82 Prozent. Bei der GLP-Basis sagten derweil immerhin 40 Prozent Ja zur Umweltverantwortungsinitiative – obwohl die Partei klar die Nein-Parole beschlossen hatte. Bei Mitte, FDP und SVP lag die Zustimmung unter 15 Prozent.

Frauen stehen linken und umweltpolitischen Anliegen in der Regel positiver gegenüber als Männer. Das gilt auch in diesem Fall. Allerdings wäre die Umweltverantwortungsinitiative auch dann nicht angenommen worden, wenn die Frauen allein entschieden hätten. Denn auch sie sagten Nein, und zwar deutlich, mit 61 Prozent. Bei den Männern fiel der Nein-Anteil mit 79 Prozent wuchtiger aus.

Nur 11 Gemeinden im ganzen Land nahmen die Umweltverantwortungsinitiative an, wie Daten des Bundesamts für Statistik zeigen. Die Gemeinden liegen ausnahmslos in der Westschweiz, und die meisten sind grosse Städte. Dazu gehören Freiburg, Neuenburg, Biel, Lausanne und Bern.

Es gab also sowohl einen Röstigraben als auch einen Stadt-Land-Graben, doch beide waren weniger ausgeprägt als bei früheren linken Vorhaben. So lag der Ja-Anteil für die Initiative der Jungen Grünen laut der Nachbefragung auch in Städten nur bei 37 Prozent. Im linken Basel fiel die Initiative durch, in der Stadt Zürich ebenfalls. Und mit Genf wollte auch eine grosse Westschweizer Stadt nichts von der Umweltverantwortungsinitiative wissen. Auf dem Land stimmten nur mickrige 26 Prozent dem Vorhaben zu.

Das Einkommen hatte kaum Einfluss auf den Stimmentscheid. Am höchsten war die Zustimmung bei den Personen mit dem geringsten Einkommen (unter 4000 Franken pro Monat): 34 Prozent von ihnen sagten Ja. In den darauf folgenden Einkommensgruppen nimmt die Zustimmung leicht ab, auf bis zu 28 Prozent. Bei den Grossverdienern, die ein Einkommen zwischen 13’001 und 16’000 Franken pro Monat haben, nimmt sie dafür wieder leicht zu. In dieser Gruppe sagten 32 Prozent Ja.

Beim Bildungsabschluss sind die Unterschiede zwar etwas grösser, aber auch hier lehnten sämtliche Gruppen die Initiative ab. Eine klare Korrelation zwischen der Höhe des Bildungsabschlusses und dem Anteil Ja-Stimmen lässt sich ebenfalls nicht ausmachen.

Wer eine Berufslehre abgeschlossen oder ein Handelsdiplom erlangt hat, stand der Initiative am kritischsten gegenüber: In dieser Gruppe sagten 78 Prozent der Stimmberechtigten Nein. Am höchsten war die Zustimmung derweil bei Uni- und Fachhochschulabgängern (42 Prozent Ja).

Insgesamt haben 16’711 Personen aus der ganzen Schweiz an der Umfrage teilgenommen. Leewas hat die Umfragedaten nach demografischen, geografischen und politischen Variablen modelliert. Der Fehlerbereich liegt bei plus/minus 2 Prozentpunkten.