Mission WM-GoldAbsage um Absage bei den Gegnern – und die Schweiz wird immer stärker
Mit Nico Hischier und Jonas Siegenthaler sind die NHL-Spieler Nummer 5 und 6 zum Nationalteam gestossen. Dass sie in Riga dabei sind, hat gute Gründe.

Joe Cocker war da, Bryan Adams, George W. Bush, Angela Merkel, ja selbst Königin Elizabeth II. und König Charles III. nächtigten einst im Radisson-Blu-Hotel an der Daugava, dem 1020 Kilometer langen Fluss, der in den Waldai-Bergen in Russland entspringt, durch Belarus und Lettland fliesst – und hinter Riga in die Ostsee mündet. Nun haben am späten Dienstagabend auch Nico Hischier und Jonas Siegenthaler eingecheckt.
Das Medieninteresse? Es war schon bei der Ankunft von Kevin Fiala enorm. Und erreicht am Mittwoch eine neue Dimension. Rund 50 Journalistinnen und Journalisten aus aller Welt finden sich im Schweizer Teamhotel ein, fragen den beiden Spielern der New Jersey Devils Löcher in den Bauch. Die Akteure der Slowakei, die am Donnerstagabend auf die Schweizer Mannschaft treffen und im selben Hotel nächtigen, aber über einen separaten Speisesaal verfügen, beobachten das Treiben mit grossen Augen.
Hischiers und Siegenthalers Aussagen ähneln sich denen Fialas. Der Bemerkung eines Reporters, dass viele NHL-Spieler ihrem Nationalteam abgesagt hätten, entgegnet der 26-jährige Siegenthaler: «Für mich war immer klar, dass ich mein Land vertreten werde, sofern ich fit bin. Das Schweizer Kreuz tragen zu dürfen, erfüllt mich mit Stolz.» Hischier ergänzt: «Körperlich und auch mental geht es mir wieder gut. Ich fühle mich bereit. Sonst wäre ich ‹Fischi› gegenüber ehrlich gewesen.»
Mit «Fischi» ist Nationaltrainer Patrick Fischer gemeint. Der 47-Jährige kontaktierte die Spieler nach dem Viertelfinal-Out gegen Carolina zunächst per Whatsapp. «Als ehemaliger Spieler weiss er, wie man sich nach Niederlagen fühlt», sagt Hischier. «Er gratulierte zur Saison und sagte, wir sollen uns melden, sobald wir Zeit hätten.»
«Der Körper fühlt sich nicht mehr gleich an»
Die Devils zeigten eine starke Spielzeit, legten unter Trainer Lindy Ruff die nach Punkten (112) erfolgreichste Regular Season der Clubgeschichte hin und eliminierten in der ersten Runde mit den New York Rangers den grossen Rivalen. «Wir kehrten nach einem 0:2-Rückstand in die Serie zurück, gewannen das entscheidende siebte Spiel, mussten aber nach einem Tag Pause gegen Carolina wieder bereit sein. Eine emotionale Achterbahnfahrt», beschreibt Hischier. Man habe sich mehr erhofft, könne aber eigentlich stolz sein, ergänzt Siegenthaler.
Dass Fischer und Nationalmannschaftsdirektor Lars Weibel die NHL-Cracks in Übersee besucht und sich mit den Verantwortlichen ausgetauscht hätten, zeige ihre Wertschätzung – und habe den Entscheid zusätzlich erleichtert. «Sie müssten das alles nicht machen, tun es aber, weil sie sich um uns kümmern und wissen wollen, wie es uns geht. Eine schöne Geste», sagt der ehemalige ZSC-Junior Siegenthaler. «Nun möchte ich etwas zurückgeben. Mein Körper fühlt sich nicht an wie zu Beginn der Saison. Aber ich kann noch immer auf hohem Niveau Leistung erbringen.»
Siegenthaler und Hischier freuen sich, ihre Teamkollegen wiederzusehen. Die Augen des Wallisers funkeln. «Alles fühlt sich so familiär an. Viele Jungs kenne ich seit meiner Zeit aus der Juniorennationalmannschaft. Wir haben eine geile Gruppe hier», sagt Hischier. Alle hätten dieses eine Ziel vor Augen, den WM-Titel. «Ich spüre, dass in diesem Jahr etwas möglich ist.»
Berni bleibt in der Warteschleife
Die ersten drei Gruppenspiele hat die Schweiz gegen Slowenien (7:0), Norwegen (3:0) und Kasachstan (5:0) allesamt gewonnen. Man habe zwar gegen drei schwächere Gegner gespielt, dennoch seien die Resultate nicht selbstverständlich. Siegenthaler: «Es ist nicht leicht, gegen Kasachstan ein 5:0 hinzulegen. Andere Teams bekunden gegen schwächere Gegner Mühe. Unser Team ist reif und nimmt solche Duelle ernst.» Das Spiel gegen die Slowakei sei nun aber ein guter Test, um zu sehen, wo man genau stehe.

Mit Hischier und Siegenthaler hat die Schweiz nun das Maximum von 25 Spielern beim Weltverband gemeldet. Ein Wechsel ist nur noch möglich, wenn sich jemand verletzen sollte. Für diesen Fall weilt Verteidiger Tim Berni weiter in Riga.
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