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NHL-Attraktion fürs Nationalteam
Erst bei Slowakisch wird es ihm zu bunt

Am späten Sonntagabend traf Kevin Fiala in der lettischen Hauptstadt ein. Am Dienstag wird der Stürmer gegen Kasachstan seinen ersten WM-Match seit 2019 bestreiten.

«Bald hast du es überstanden», sagt Thomas Hobi, der Kommunikationsverantwortliche von Swiss Ice Hockey, zu Kevin Fiala. Eine halbe Stunde lang muss der Stürmer der Los Angeles Kings am Montag den Journalisten im Mediencenter Red und Antwort stehen – und dabei die immer selben Fragen beantworten. In Deutsch, Englisch, ja sogar in Schwedisch. Fiala beherrscht die Sprache dank seiner Frau Jessica. Als ein Radioreporter fragt, ob er ihm auch in slowakischer Sprache Auskunft geben könne, wird es dem Mann mit tschechischen Wurzeln dann aber zu bunt.

Erst am späten Sonntagabend ist Fiala aus Kalifornien kommend und nach einem kurzen Zwischenstopp in Zürich in Riga gelandet. Um halb zwölf Uhr bezog er in einem der insgesamt sieben Radisson-Blu-Hotels sein Zimmer, das er sich mit Gaëtan Haas teilt. Einige Mitspieler kamen auf einen kurzen Schwatz vorbei. Den Rest des Teams traf er am Montagmorgen beim Frühstück. «Er sieht gut aus, hat eine schön braun gebrannte Haut», scherzt Nationaltrainer Patrick Fischer.

Mit Mike Künzle, der unverrichteter Dinge wieder abreisen musste, hatte Fiala bislang keinen Kontakt. «Für ihn ist es schwierig», sagt der Stürmer. «Er hat hart gearbeitet, um an der WM teilnehmen zu können. Schade, dass solche Dinge geschehen. Doch es gehört halt zum Business dazu.»

Der 26-Jährige selbst fühlt sich grossartig. «Ich freue mich, die Jungs wiederzusehen», sagt der Ostschweizer, der vor zwei Wochen mit den Kings in der ersten Playoff-Runde an Edmonton gescheitert ist. Fiala steuerte, nachdem er zuvor neun Spiele wegen einer Knieverletzung verpasst hatte, in drei Partien sechs Skorerpunkte bei. Das Aus schmerzte den Erstrundendraft von 2014. Er sagt: «Es war hart. Wir sind viel zu früh ausgeschieden. Ich brauchte Zeit, um die Enttäuschung zu verarbeiten.»

Fiala musste in den vergangenen zwei Wochen ein Protokoll abarbeiten, erst seine Blessur vollständig auskurieren. Er sagt: «Ich musste in die Reha und abklären, ob ich überhaupt kommen kann.» Es hätten Diskussionen mit den Clubverantwortlichen stattgefunden. «Ich will nicht in die Details gehen», sagt Fiala. «Doch es war ein Kampf, die Freigabe zu bekommen. Ich besitze einen langfristigen Vertrag. Das Wichtigste ist, dass ich jetzt hier bin.»

In Los Angeles zum Star gereift

Erst im Sommer stiess Fiala, nachdem sich Minnesota den Goalgetter aufgrund der Gehaltsobergrenze nicht mehr leisten konnte, zu den Kings. Sein Siebenjahresvertrag bringt ihm umgerechnet rund 7,5 Millionen Franken pro Saison ein. Damit ist er nach Drew Doughty (11,3 Millionen Franken) sowie dem zweifachen Stanley-Cup-Sieger und Captain Anze Kopitar (9,3 Millionen Franken) der drittteuerste Spieler der Franchise. In Kalifornien reifte der läuferisch starke Stürmer, der sich in Manhattan Beach eine Strandvilla mit Pool kaufte, zum Star, erzielte hinter Kopitar am zweitmeisten Punkte, insgesamt resultierten aus 72 Partien 78 Punkte (24 Tore).

Trotz hoher Ambitionen sind die LA Kings mit Kevin Fiala in der ersten Playoff-Runde an Edmonton gescheitert. Nun verstärkt der Ostschweizer in Riga das Nationalteam.

«Es ist nie einfach, in ein neues Team zu kommen und von Beginn weg Leistung zu erbringen. Doch ich habe es gut gemacht. Meine Teamkollegen und die gesamte Organisation machten es mir auch leicht», sagt Fiala, der im Februar als erst sechster Schweizer nach Mark Streit, Jonas Hiller, Roman Josi, Nico Hischier und Timo Meier am NHL-All-Star-Game teilnehmen durfte. 

Die Schweizer Mannschaft verzichtete am Montag auf ein gemeinsames Training. Nur fünf Spieler gingen aufs Eis, unter ihnen Fiala, der im dritten Gruppenspiel am Dienstag gegen Kasachstan (ab 19.20 Uhr im Ticker) erstmals eingreifen wird. Es ist die fünfte WM-Teilnahme des Uzwilers, der mit 17 Jahren debütierte. Letztmals dabei war er im Frühjahr 2019, als die Schweiz im Viertelfinal in Kosice gegen Kanada 0,4 Sekunden vor der Schlusssirene den Ausgleich hinnehmen musste – und schliesslich in der Verlängerung verlor. «Auch die WM 2018 endete mit einer Enttäuschung», sagt Fiala.

Damals vergab er im Endspiel gegen Schweden in der Verlängerung eine Grosschance, die die Schweizer zu Weltmeistern gemacht hätte. Fiala scheiterte aus kurzer Distanz an Anders Nilsson und blieb auch im Penaltyschiessen erfolglos. Zu einem Revival der Sturmlinie mit Nino Niederreiter und Enzo Corvi wird es zumindest vorerst nicht kommen. «Kevin spielte schon zu Juniorenzeiten gemeinsam mit Denis Malgin in einer Linie. Sie mögen sich», erklärt Fischer.

«Das grosse Ziel noch nicht erreicht»

Ab dem vierten Gruppenspiel vom Donnerstag gegen die Slowakei stehen dem 47-Jährigen dann auch Stürmer Nico Hischier und Verteidiger Jonas Siegenthaler zur Verfügung. Der vierte Schweizer bei den New Jersey Devils, Timo Meier, wird aufgrund seines auslaufenden Vertrages definitiv nicht an der WM teilnehmen. Tim Berni, der bisher noch nicht offiziell gemeldet wurde, bleibt vorerst in Riga und soll, sofern sich erneut ein Spieler verletzen sollte, nachnominiert werden.

«Mir gefällt die Mannschaft. Sie ist spielerisch und physisch enorm stark. Nun kommen weitere Elemente hinzu», freut sich Fischer. «Noch immer haben wir unser grosses Ziel nicht erreicht», ergänzt Fiala. «Nun bietet sich eine neue Chance.» Nach zwei Spielen steht die Schweiz mit 10:0 Toren und sechs Punkten mit makelloser Bilanz da.