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Kampf gegen die tiefe Impfquote
Ein Brief vom Bundesrat: So will Berset die Impfkampagne ankurbeln

Mobile Impfangebote wie hier in Yverdon sind extrem wichtig für die Sichtbarkeit der Impfkampagne, aber auch um die Zugangshürden zu senken. Doch sie sind teuer – dort will Berset mit seiner Idee ansetzen.
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Gesundheitsminister Alain Berset will der stockenden Impfkampagne neuen Schub verleihen. Am Freitag unterbreitet er dem Bundesrat dafür gemäss zuverlässigen Quellen einen Plan mit einem ganzen Potpourri von Massnahmen.

Unter anderem schlägt Berset demnach vor, dass der Bundesrat im November eine nationale Impfwoche ausrufen soll. Das Timing ist offenbar bewusst so gewählt, dass die Impfquote rechtzeitig auf Weihnachten noch einmal erhöht werden kann, weil bei den Feierlichkeiten über die Festtage eine neue Ansteckungswelle befürchtet wird.

Vorgängig soll der Gesamtbundesrat die Impfzögerer mit einem Brief dazu aufrufen, sich doch noch impfen zu lassen.

Ein Gutschein für Impf-Werber?

Zudem lancierte Berset den Vorschlag, bereits Geimpfte zu Impfbotschaftern zu machen. Die Idee: Wer eine andere Person davon überzeugt, sich impfen zu lassen, sollte von seinem Kanton einen Gutschein von zum Beispiel 50 Franken erhalten. Dieser könnte etwa in einem Restaurant oder in einer Tourismuseinrichtung eingelöst werden.

Wie die Onlineausgabe des «Blick» am Donnerstagabend berichtete, soll es gegen diesen Vorschlag aber so starken Widerstand aus anderen Departementen gegeben haben, dass Berset noch vor der Bundesratssitzung davon abgerückt sei.

Zudem möchte Berset die Zahl der mobilen Impfequipen massiv erhöhen. Offenbar wäre der Gesundheitsminister sogar bereit, die Kantone dafür mit substanziellen Bundessubventionen zu entschädigen – in welcher Höhe, ist derzeit unbekannt.

In Basel ist derzeit ein Impfbus unterwegs, in dem sich die Bevölkerung spontan impfen lassen kann.

Berset möchte, dass der Gesamtbundesrat das Konzept für eine neue nationale Super-Impfkampagne schon diesen Freitag bei den Kantonen in Konsultation schickt – oder zumindest Teile davon. Definitiv verabschieden würde der Bundesrat die neuen Massnahmen dann an einer seiner nächsten Sitzungen.

Widerstand aus dem Bundesrat

Doch Bersets Ideen stossen dem Vernehmen nach nicht auf einhellige Begeisterung bei seinen Kolleginnen und Kollegen. Mindestens gegen einen Teil seiner Vorschläge gibt es Widerstand aus anderen Departementen. Auch das Bundesamt für Justiz soll Bedenken angemeldet haben, da es für einzelne der vorgeschlagenen Massnahmen gar keine Rechtsgrundlage gebe.

Ursprünglich hatten die Kantone gehofft, dass mit dem Ende der Sommerferien eine zweite grössere Impfwelle einsetzen würde – die ist aber ausgeblieben. Selbst mit der Ausweitung der Zertifikatspflicht hat die Schweiz im Vergleich zum Ausland kaum Boden gut gemacht. Der einzige Erfolg: Die Schweiz konnte letzte Woche Österreich überholen. Die anderen Nachbarländer hingegen scheinen in unerreichbaren Sphären. Daran dürfte sich auch nichts ändern, wenn in den nächsten Tagen der neue Impfstoff von Johnson & Johnson zur Verfügung steht und der Bundesrat am Freitag daran festhält, die Gratistests per 11. Oktober abzuschaffen.

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In den meisten Kantonen hat sich darum eine gewisse Ernüchterung breitgemacht. Wer sich unbedingt impfen lassen wollte, hat das längst getan. Wer sich noch nie gegen irgendetwas impfen liess, wird seine Meinung nicht ändern. Aber wie gross ist das Feld dazwischen? Wie viele Menschen gibt es, die sich in den nächsten Wochen doch noch für die Impfung entscheiden? Und wie holt man sie am besten ab?

«Das Schlimmste, was wir tun können, ist zu früh aufgeben.»

Thomas Steffen, Basler Kantonsarzt

Die Versuchung sei gross, das eine oder andere Impfzentrum zu schliessen. Das wäre verheerend, warnt der Basler Kantonsarzt, Thomas Steffen. «Das Schlimmste, was wir tun können, ist zu früh aufgeben.» Also bloss nicht das Impfangebot verkleinern, nur weil keiner mehr Schlange steht. «Wir müssen es aushalten, dass die Infrastruktur auch einfach einmal nicht genutzt wird», so Steffen. Und das wird in den nächsten Wochen ganz sicher häufig der Fall sein.

Da käme Alain Bersets Schützenhilfe gerade recht. Wenn man sich nämlich anschaut, was für Erfahrungen die Kantone in den letzten Wochen gemacht haben, zeigt sich: Geht man auf die Menschen zu, wird das Angebot auch genutzt. Nur: Wirtschaftlich ist das nicht. «Das ist harte Knochenarbeit», sagt etwa Peter Eberhard, Leiter des Solothurner Gesundheitsamts. Sein Kanton hat sehr gute Erfahrungen mit persönlichen Briefen an die Bevölkerung gemacht. Oder mit Besuchen in Deutsch-Integrationskursen für Migrantinnen und Migranten. Trotz der hohen Kosten hat sich der Kanton entschieden, um jede Impfung zu kämpfen. «Denn wir sind überzeugt, dass uns das billiger kommt als die Folgekosten einer Covid-Infektion.»

Auch in Basel hat man sich darauf eingestellt, dass die Ausgaben für die Impfkampagne nicht so bald sinken werden. «Ich rechne damit, dass wir über die nächsten Wochen gleich viel Geld ausgeben werden, auch wenn wir deutlich weniger Menschen impfen», so Steffen. Das sei eine Grundsatzentscheidung, die man in jedem Kanton treffen müsse. Mit der staatlichen Hilfe fällt dieser Entscheid mancherorts sicher leichter.