Mamablog: Von wegen Mutters Schuld46 Gründe, warum Babys weinen
Schreiende Babys lassen Eltern besonders abends und nachts an ihren Qualitäten zweifeln. Diese Liste beruhigt ungemein.
Dieser Artikel erschien erstmals am 21. April 2022.
Es gibt viele Gründe, warum Erwachsene abends weinen. Bei Babys hingegen haben sich ein paar wenige Erklärungen etabliert. Eine der beliebtesten: wegen der Mutter. Entweder weint das Baby, weil es Hunger hat, und zwar weil die stillende Mutter zu wenig, zu «blähende» oder nicht genug «nahrhafte» Milch hat. Dabei bedeutet Weinen nicht immer Hunger (vgl. Largo, S. 259). Oder aber weil die Mutter zu gestresst ist. Denn: entspannte Mutter, entspanntes Baby, so die Gleichung. Auch das ist grosser Quatsch: Denn dass Babys weinen, hat meist nicht sehr viel mit der Mutter und auch nichts mit dem Vater zu tun (vgl. Largo s. 261).
Statt unsere Kinder verzweifelt beruhigen oder ablenken zu wollen, lohnt sich folgendes Experiment: Innehalten.
Ausserdem sind zwei Stunden Schreizeit pro Tag in den ersten Monaten üblich. Dennoch haben viele Eltern das Gefühl, dass es sofort aufhören müsse. Aber statt unsere Kinder verzweifelt beruhigen oder ablenken zu wollen, lohnt sich folgendes Experiment: Innehalten. Das Weinen aushalten und ihm zuhören, anstatt es «abstellen» zu wollen. Gilt übrigens genauso für ältere Kinder. Und vielleicht auch für unsere Beziehungen im Allgemeinen.
Bevor also jemand wieder einmal der Mutter die Schuld geben will, in der Folge eine Liste mit Gründen für das Weinen von Babys:
46 Gründe, warum Babys abends weinen
Weil sie noch nicht müde sind.
Weil sie saumässig müde sind.
Weil sie einschlafen wollen, aber noch nicht gelernt haben wie.
Weil sie nicht einschlafen wollen.
Weil sie uns etwas zu erzählen haben. Und Weinen (noch) die einzige Sprache ist, die sie beherrschen.
Weil sie zwischen 0 und 3 Monate alt sind.
Weil sie überreizt sind und ihre Ruhe brauchen.
Weil sie tagsüber zu wenig geschlafen haben.
Weil sie tagsüber zu viel geschlafen haben.
Weil Clusterfeeding.
Weil sie zu wenig gegessen haben.
Weil sie zu viel gegessen haben.
Weil Blähungen.
Weil sie heiss haben.
Weil sie kalt haben.
Weil sie sich langweilen.
Weil sie unsere Zuwendung brauchen. Und Geborgenheit. Und Oxytocin.
Weil sie gepuckt werden wollen (damit ist eine spezielle Wickeltechnik gemeint).
Weil sie Körpernähe brauchen und getragen werden wollen.
Weil sie sanft geruckelt werden wollen.
Weil keine Ahnung.
Weil sie die Gebärmutter vermissen.
Weil die Windel voll ist.
Weil sie nicht in die Windel machen, sondern abgehalten werden wollen.
Weil der Body kratzt.
Weil ihnen etwas weh tut.
Weil sie krank sind.
Wegen der Evolution: Babys, die in der Steinzeit abends nicht schrien, wurden von Hyänen gefressen.
Weil sie nicht alleine sein wollen.
Weil sie Angst haben.
Weil sie einen Schub haben.
Weil zu viel Licht.
Weil zu wenig Licht.
Weil es zu laut ist.
Weil zu ruhig.
Weil sie ein Gute-Nacht-Lied hören wollen.
Weil sie das Gute-Nacht-Lied nicht mehr hören können.
Weil es eine Phase ist.
Weil sie pupsen müssen.
Weil sie aufstossen müssen.
Weil sie in den Fliegergriff wollen.
Weil die Zähne drücken.
Weil es heute viel Besuch gab und sie diese neuen Eindrücke und Reize nun verarbeiten müssen.
Weil sie Mama vermissen.
Weil sie Papa vermissen.
Weil sie Babys sind und schreien zu ihrer Jobbeschreibung gehört.
Hilfe holen
Wenn Sie denken, Ihr Baby weine tatsächlich vor Hunger, kontaktieren Sie eine Stillberaterin (IBCLC oder LLL). Die ersten drei Stillberatungen werden von den Krankenkassen übernommen und reichen für gewöhnlich aus. LLL-Stillberaterinnen arbeiten sogar ehrenamtlich und sind unglaublich kompetent, was das Stillen angeht (können Ihnen z. B. eine Gewichtskurve Ihres Babys berechnen). Wenn Sie den Verdacht haben, Ihr Baby sei krank, rufen Sie die Kinderärztin an. Wenn es Wochenende oder schon spät ist: Wenden Sie sich an das Ärztefon.
Und wenn alles gut ist, Sie das Weinen allerdings dennoch an die Grenzen bringt: Gehen Sie mit Ihrem Baby immer behutsam um. Holen Sie Hilfe. Lassen Sie sich Arbeit abnehmen. Geben Sie Ihr Baby ab und gehen Sie 10 Minuten raus an die frische Luft. Trinken Sie ein Glas kaltes Wasser. Schliessen Sie die Augen, stellen das Smartphone ab und atmen tief ein. Und wieder aus.
Und wenn all das nicht hilft: Melden Sie sich bei der Hotline des Vereins Schreibabyhilfe (da nehmen andere Mütter ehrenamtlich das Telefon ab und werden versuchen, Sie zu trösten).
Dieser Text ist auch auf dem Blog unserer Autorin zu lesen: chezmamapoule.com
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