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Die USA im Griff der Pandemie
200’000 Corona-Tote – und doch schon abgestumpft

20’000 Fähnchen für 200’000 Tote: Gedenken an die Corona-Toten vor dem Washington-Obelisken.
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Im Rasen vor dem Washington-Monument, in der Nähe des Weissen Hauses, stecken jetzt 20’000 kleine USA-Fähnchen. Sie sind ein Zeichen des Gedenkens an die 200’000 Amerikaner, die an den Folgen des Coronavirus gestorben sind. Und sie sind ein Zeichen des Protests, organisiert von einer Gruppe von Freunden und Freiwilligen aus der Hauptstadt.

«Diese Regierung hat nichts dafür unternommen, der verlorenen Leben zu erinnern», schreibt die Gruppe: keine Trauerfeier, kein Gedenktag. «Dabei sind diese Leben mehr als eine Statistik. Es waren unsere Familienmitglieder, Freunde, Nachbarn.»

Kein Land hat mehr Corona-Tote zu beklagen als die USA. Das Land stellt weniger als fünf Prozent der globalen Bevölkerung, aber mehr als zwanzig Prozent der weltweiten Todesopfer der Pandemie. «Ernüchternd» und «schockierend» nannte dies Anthony Fauci, der stets zurückhaltende Chef-Immunologe der Regierung.

«Absolut unfassbar»

Andere Wissenschaftler drücken sich noch deutlicher aus: Es sei «absolut unfassbar», dass ausgerechnet die USA diesen Punkt erreicht hätten, sagte Jennifer Nuzzo von der Johns Hopkins University. Der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden sagte über die Bewältigung der Pandemie: «Es hätte nicht so schlimm kommen müssen.»

Die Fähnchen-Aktion in Washington ist aber auch eine Warnung vor der Abstumpfung, die bei vielen Amerikanern längst eingesetzt hat – auch in den Medien. Zwar blenden die grossen Nachrichtensender am Bildschirmrand immer noch die täglichen Fallzahlen ein. Aber die Berichterstattung ist zunehmend abstrakt geworden: weniger Nachrufe und persönliche Schicksale, mehr nackte Daten.

Und nachdem die USA am Dienstag die Marke von 200’000 Toten überschritten hatten, bestritt kaum eine der führenden Zeitungen damit ihre Titelseite – so, wie das bei den ersten 100’000 Toten noch der Fall gewesen war.

Trump: Es betrifft niemanden

Das ist ganz im Sinn von Donald Trump, der für sein Management der Pandemie schlechte Noten erhält. Der Präsident hält derzeit fast täglich wieder einen Wahlkampfauftritt ab, vor Tausenden von Anhängern, von denen nur wenige eine Maske tragen. Die 200’000 Toten seien eine «schreckliche Sache», sagte Trump am Dienstag.

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Doch einen Tag zuvor hatte er bei einer Rally behauptet: «Es betrifft faktisch niemanden.» Das stimmt natürlich nicht: Bei fast 6,9 Millionen Corona-Fällen seit Beginn der Pandemie kennen die meisten Amerikaner jemanden, der sich mit dem Virus angesteckt hat.

Doch was die schweren Krankheitsverläufe und die Todesopfer angeht, so sind sie tatsächlich sehr ungleich verteilt. Schwarze und Latinos sterben proportional viel häufiger an den Folgen des Virus als Weisse – und in einem jüngeren Alter. Vielleicht sei das der Grund für die «fehlende Empathie», mit der das Land den Toten und ihren Hinterbliebenen begegne, sinnierte das Magazin «Atlantic».

Weit weg von Normalität

Im Gegensatz zu den meisten europäischen Ländern ist auch der Alltag in den USA nie zu einem gewissen Mass an Normalität zurückgekehrt. 30 Millionen Menschen sind arbeitslos gemeldet. Eine Mehrheit der Schüler besucht den Unterricht immer noch virtuell. Die landesweite Zahl der täglichen Neuinfektionen ist kaum mehr unter den Stand vor dem Lockdown im Frühling zurückgefallen, sondern hat sich auf hohem Niveau stabilisiert – mit zuletzt wieder steigender Tendenz.

Wenn die Ansteckungen in einer Gegend zurückgehen, steigen sie anderswo wieder an. Und nicht zuletzt sterben immer noch rund 800 Amerikaner am Tag am Virus. Die nächste Wegmarke ist also nur eine Frage der Zeit.

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