Columbia-Drama vor 20 Jahren16 Minuten fehlten zur Landung – Crash veränderte Raumfahrt für immer
Die 7-köpfige Crew hatte keine Chance, als ihr Spaceshuttle am 1. Februar 2003 am Himmel in Stücke brach. Es war auch ein Wendepunkt, Raumfahrt geht heute anders.
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Weltweit blickten Millionen Menschen via Fernseher in den wolkenlos-blauen Himmel über Texas in Erwartung des Landeanflugs. Nur noch 16 Minuten war die Columbia vom Boden entfernt – doch dann geschah das Unglück: Der Spaceshuttle zerbrach und verglühte beim Eintritt in die Erdatmosphäre, alle sieben Crew-Mitglieder starben. Am Mittwoch (1. Februar) ist das genau 20 Jahre her.
Im Kontrollzentrum in Florida, wohin um 8.59 Uhr Ortszeit die letzten unverständlichen Worte aus der Columbia übermittelt worden waren, bevor der Kontakt abbrach, stand in den Gesichtern der Familienmitglieder der Astronauten und der Ingenieure blankes Entsetzen. Es war eine der grössten Tragödien der Raumfahrtgeschichte.
Stücke stürzten auf Autobahnen und in Büros
«Die Menschheit wird von der Inspiration der Entdeckung und der Sehnsucht nach Verstehen in die Dunkelheit geleitet», sagte der damalige Präsident George W. Bush kurz darauf an sein Land gewandt. «Unsere Reise in den Weltraum wird weitergehen.»
Teile der Columbia fanden sich später in einem Radius von 200 Kilometern über Texas und den Nachbarstaat Louisiana verstreut – auf Autobahnen, in Büros, in Wäldern. Ein Tag, der zum Triumph für die US-Raumfahrtbehörde Nasa und die bemannte Weltraumforschung werden sollte, endete in einem Desaster. Bei einer Gedenkfeier erinnerte die Nasa vor wenigen Tagen an die Opfer der Columbia-Katastrophe und an alle anderen, die bei der Arbeit rund um die Raumfahrt ums Leben gekommen sind.
Desaster beim Landeversuch war unausweichlich
Die Columbia war nicht irgendeine Raumfähre – sie war die erste, der Grundstein einer Flotte nationaler Ikonen. Am 12. April 1981 hob sie vom Startplatz 39A des Kennedy Space Center im Bundesstaat Florida ab. Auf STS-1, so der Codename der ersten Mission, folgten in einer 30 Jahre dauernden Spaceshuttle-Ära vier weitere Raumfähren und mehr als 1300 Tage im All bei 134 Flügen – bis die Atlantis am Ende der Mission STS-135 im Juli 2011 zum endgültig letzten Mal aus dem Weltraum kommend auf der Erde aufsetzte.
Schon beim Start der Unglücksmission STS-107 war etwas schiefgelaufen, was – wie Untersuchungen später ergaben – das Desaster beim Landeversuch unausweichlich machte. Ein Stück Schaumstoffisolierung eines Tanks der Raumfähre brach ab und schlug ein Loch in die Vorderkante des linken Flügels. Wissenschaftler der Nasa hatten das zwar bemerkt, aber das Ausmass des Schadens wohl unterschätzt.
Rettungsmission wäre möglich gewesen
Einige Nasa-Manager hätten Sorgen gehabt, schrieb ein ehemaliger Nasa-Ingenieur vor kurzem in einem Gastbeitrag für den «York Daily Record». Es habe auch die Bitte um bessere Fotos des Schadens gegeben, die sei aber abgelehnt worden. Eine Notfall-Rettungsmission wäre wahrscheinlich möglich gewesen, ergaben spätere Untersuchungen. Doch die Nasa unternahm nichts.
Das Isolierschaum-Stück hatte den Hitzeschutz der Raumfähre beschädigt. Beim Eintritt in die Erdatmosphäre fielen nacheinander die Instrumente im linken Flügel wegen Überhitzung aus, und die Columbia geriet kurz vor ihrer geplanten 28. Landung ausser Kontrolle und zerbrach schliesslich. Die sieben Astronauten – fünf Amerikaner, darunter eine Frau, sowie der erste Israeli im All und eine Inderin – hatten Untersuchungen zufolge keine Chance, sich zu schützen. Rick Husband, William McCool, Michael Anderson, Kalpana Chawla, David Brown, Laurel Clark und Ilan Ramon waren innerhalb von Sekunden tot.
Obwohl das Desaster der Columbia nicht das erste der Shuttle-Geschichte war – 1986 starben sieben Astronauten, als die Challenger kurz nach dem Start auseinanderbrach –, sollte es die Raumfahrt doch für immer verändern. Die Raumfähren-Flotte wurde zunächst vorübergehend für rund zwei Jahre in den Hangar verbannt und umfangreiche Tests, Untersuchungen und Verbesserungen angeordnet. Das Resultat waren unter anderem bessere Sitze und Anschnallgurte.
Konstruktionen sind heute anders
Inzwischen sind die Shuttles komplett aussortiert – und die Nasa-Ingenieure von der Idee der Raumfähren abgekommen, auch wenn diese schwere Frachten transportieren können. Der Fokus liegt anstelle dessen auf Kapseln, wie beispielsweise der Crew Dragon der privaten Raumfirma Spacex von Elon Musk, mit der bereits Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS gebracht werden. Die von der Nasa selbst für die Artemis-Missionen zum Mond und später auch zum Mars entwickelte Kapsel Orion absolvierte Ende 2022 erfolgreich ihren ersten richtigen Testflug.
Weil diese Kapseln beim Start auf der Rakete angebracht sind und nicht daneben, sind sie möglichen Trümmern nicht so ausgesetzt. Zudem könnten die Astronauten bei einem Notfall vor oder während des Starts von oben heraus aus der Kapsel befreit werden. «Wir arbeiten dafür, unsere Fehler aus der Vergangenheit nie zu wiederholen», sagte Nasa-Chef Bill Nelson.
DPA/cpm
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