Zufallsfund in Grossbritannien10 Meter langer versteinerter Ichthyosaurier entdeckt
Per Zufall wurde in einem britischen Stausee das Fossil eines riesigen Meeresreptils freigelegt. Der gut erhaltene «Meeresdrache» begeistert nicht nur Paläontologen.
Es ist kein Dinosaurier, aber ebenfalls ein Reptil, das zur selben Zeit lebte; der Ichthyosaurier. Vom Äusseren her ähnlich wie ein Delfin, konnte er bis zu 25 Meter lang werden. Nun ist ein Fossil der Meeresechse freigelegt worden – das grösste und besterhaltene, das in Grossbritannien je entdeckt wurde, meldet die BBC.
Gefunden wurde die Riesenechse im Rutland Water, einem Stausee rund 130 Kilometer nordwestlich von London gelegen. Angestellte des dazugehörigen Naturschutzgebiets waren mit der Trockenlegung einer Laguneninsel beschäftigt, um die Landschaft neu zu gestalten, als sie im Februar 2021 etwas Seltsames aus dem Schlamm ragen sahen.
«Wir hatten keine Dinosaurierabteilung»
«Ich sagte, das sieht ein bisschen organisch aus, ein bisschen anders», sagt Joe Davis, Leiter des Naturschutzteams des Rutland Water Nature Reserve. «Dann sahen wir etwas, das fast wie ein Kieferknochen aussah.» Weil es keine Abteilung für Dinosaurier gab, wurde ein Team von Paläontologen hinzugezogen.
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«Grossbritannien ist der Geburtsort der Ichthyosaurier», sagt Paläontologe Dean Lomax, der schon Tausende von Ichthyosauriern untersucht hatte und das Ausgrabungsteam leitete. Ihm zufolge werden auf der Insel die Fossilien der Meeresreptilien seit mehr als 200 Jahren ausgegraben. Die Briten nennen die Echsen aus einer Zeit, in der die Kontinente der Erde ganz anders aussahen, «sea dragons», also etwa Meeresdrachen.
Trotz der vielen Ichthyosaurier-Fossilien, die in Grossbritannien gefunden wurden, ist das Exemplar von Rutland bemerkenswert. Denn laut Lomax ist es das grösste jemals in Grossbritannien gefundene Skelett. Es ist 10 Meter lang und allein sein Schädel wog nach der Ausgrabung zusammen mit dem versteinerten Ton mehr als eine Tonne. Das Fossil ist rund 180 Millionen Jahre alt.
«Einer der grössten Funde in der britischen paläontologischen Geschichte»
Auch der Fundort erstaunt Lomax. «Normalerweise denken wir an Ichthyosaurier und andere Meeresreptilien, die entlang der Juraküste in Dorset oder der Küste von Yorkshire entdeckt wurden», sagt er. Dort habe die Erosion viele Fossilien entlang der Klippen freigelegt. Im Landesinneren wie am Rutland-Water-Stausee sei das sehr ungewöhnlich. «Es ist eine beispiellose Entdeckung und einer der grössten Funde in der britischen paläontologischen Geschichte.»
Auch Davis zeigt sich begeistert: «Der Fund war absolut faszinierend und ein echtes Karrierehighlight. » Es sei grossartig, so viel aus dieser Entdeckung zu lernen. Auch der Gedanke fasziniert ihn, dass diese erstaunliche Kreatur einst durch unsere Meere schwamm.
Das Fossil wird derzeit an einem unbekannten Ort in Shropshire in der Nähe von Birmingham untersucht. Nachdem es konserviert wurde, dürfte es wieder nach Rutland zurückgebracht werden – für eine dauerhafte Ausstellung. Die Betreiberfirma des Stausees, Anglian Water, hat dem fossilen Reptil bereits eine Webseite gewidmet.
Ichthyosaurier starben schon 30 Millionen Jahre vor den Dinosauriern aus, nämlich vor 93 Millionen Jahren. Der Grund für ihr Aussterben ist nicht bekannt. Einer Theorie zufolge könnten veränderte klimatische Bedingungen zu einem Sauerstoffmangel in den Ozeanen geführt haben, woraufhin die Nahrungsgrundlage der Ichthyosaurier verschwand. In ihre ökologische Nische traten später die Mosasaurier und grosse Raubfische.
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