Zwei Schweizer unter den Todesopfern in Sri Lanka
Unter den über 290 Opfern der Terroranschläge sind auch zwei Schweizer Bürger, wie das EDA am Montagabend mitteilte.
Bei der Anschlagsserie auf Kirchen und Luxushotels in Sri Lanka sind am Ostersonntag auch zwei Schweizer Staatsangehörige getötet worden. Das bestätigte das Aussendepartement EDA am Montagabend.
Eines der Schweizer Opfer besass demnach eine zweite Staatsangehörigkeit. Ein drittes Familienmitglied, das über zwei ausländische Nationalitäten verfügte, starb ebenfalls. Das EDA sei mit den Angehörigen in Kontakt und unterstütze sie im Rahmen des konsularischen Schutzes, teilte das Aussendepartement weiter mit.
Die Schweizer Botschaft in Colombo unterstützt ausserdem eine in der Schweiz lebende schweizerisch-srilankische Familie, die sich dort in den Ferien befunden hatte. Deren Eltern sind unter den Todesopfern.
35 Ausländer unter den Toten
Bei der Anschlagserie sind am Ostersonntag mindestens 290 Menschen getötet, darunter 35 Ausländer. Über 500 weitere Menschen wurden verletzt. Die Regierung macht eine einheimische radikal-islamische Gruppe für das Blutbad verantwortlich.
Nach Einschätzung der Regierung gehen die verheerenden Selbstmordanschläge auf das Konto der Gruppe National Thowheeth Jama'ath (NTJ). Die Regierung sei jedoch überzeugt, dass die NTJ die Attacken nur mit Unterstützung eines internationalen Netzwerks verübt haben könne, sagte Kabinettssprecher Rajitha Senaratne.
Vor den Attacken hatte es Hinweise auf Anschlagspläne der Gruppe gegeben. Erste Informationen über mögliche Anschläge auf Kirchen und Touristenziele hätten der Polizei bereits am 4. April vorgelegen, sagte Senaratne.
«Wir glauben nicht, dass diese Angriffe von einer Gruppe von Menschen verübt wurden, die auf dieses Land begrenzt waren», ergänzte er. «Es gab ein internationales Netzwerk, ohne das diese Angriffe nicht gelungen wären.»
Motiv unklar
Die Motive der Attentäter waren auch am Montagmorgen noch unklar. Nach Polizeiangaben wurden 24 Verdächtige festgenommen, die verhört würden. Islamistische Terrorangriffe hatte es bisher in dem tropischen Inselstaat nicht gegeben. Nur rund zehn Prozent der Bevölkerung Sri Lankas sind Muslime, die Mehrheit sind Buddhisten.
Premiermister Ranil Wickremesinghe erklärte, Sri Lanka wolle mit Hilfe der internationalen Gemeinschaft möglichen Verbindungen der Attentäter ins Ausland auf den Grund gehen. Nach seinen Worten stammten alle Festgenommenen aus Sri Lanka. Dem Geheimdienst Sri Lankas hätten Hinweise auf einen möglichen Anschlag vorgelegen. Es müsse untersucht werden, warum keine entsprechenden Massnahmen ergriffen worden seien.
Die Regierung rief am Montag den Ausnahmezustand aus. Das Büro von Präsident Maithripala Sirisena teilte mit, der Ausnahmezustand mit zusätzlichen Befugnissen für die Sicherheitskräfte gelte ab Mitternacht (20.30 Uhr MESZ), um der Polizei und dem Militär zu ermöglichen, «die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten». Für die Nacht zum Dienstag galt wie für die Nacht zuvor wieder eine Ausgangssperre.
Nahezu zeitgleiche Explosionen
Die Explosionen in drei Kirchen und drei Luxushotels hatten sich am Sonntagvormittag (Ortszeit) nahezu zeitgleich ereignet - sie wurden nach Angaben eines Forensikers des Verteidigungsministeriums von insgesamt sieben Selbstmordattentätern verübt. Ob sie zu den 290 Toten gezählt wurden, war am Montag noch unklar.
In den Kirchen fanden zur Zeit der Explosionen gerade Ostergottesdienste statt. Dort gab es die meisten Opfer. Zu zwei späteren Detonationen in einem weiteren Hotel und einer Wohngegend in Vororten der Hauptstadt Colombo gab es zunächst keine näheren Angaben.
Weitere Sprengsätze entschärft
Am Sonntagabend wurde in der Nähe des grössten Flughafens der Insel, rund 30 Kilometer von Colombo entfernt, ein Sprengsatz gefunden und entschärft, wie ein Sprecher der Luftwaffe mitteilte. In der Nähe einer der betroffenen Kirchen wurde am Montag ein Sprengsatz in einem geparkten Auto gefunden.
Bombenentschärfer sprengten das Fahrzeug in der Nähe der St.-Antonius-Kirche in der Hauptstadt Colombo, nachdem darin ein Sprengkörper entdeckt worden war, wie die Polizei mitteilte. An einem anderen Ort der Stadt seien an einer Bushaltestelle 87 Zünder sichergestellt worden.
Der Fund des Sprengsatzes und die Sprengung lösten in der Umgebung eine Panik aus, wie Videos in sozialen Medien zeigten. Zeugen berichteten auf Twitter zudem, dass die Polizei einen in der Nähe Festgenommenen vor einer aufgebrachten Menge schützen musste.
Premier nicht über Anschlagspläne informiert
Mehr als eine Woche vor der Anschlagsserie hatte die Polizei des Landes Hinweise auf mögliche Angriffe auf Kirchen. Vize-Polizeichef Priyalal Dissanayake verfasste am 11. April ein Schreiben, in dem er von Anschlagsplänen einer einheimischen radikal-islamischen Gruppe auf katholische Kirchen sowie die indische Botschaft in Sri Lanka warnte.
Namentlich genannte Verdächtige hätten nach dem Anschlag auf zwei Moscheen im März im neuseeländischen Christchurch gegen andere Religionen gehetzt, hiess es. Der Kabinettssprecher bestätigte die Echtheit des an mehrere Polizeieinheiten adressierten Schreibens, das Telekommunikationsminister Harin Fernando auf Twitter veröffentlicht hatte. Premier Wickremesinghe sei aber nicht informiert worden.
Senaratne, der auch Gesundheitsminister ist, kritisierte das angespannte Verhältnis zwischen Wickremesinghe und den Sicherheitsdiensten unter Staatspräsident und Verteidigungsminister Sirisena.
Sirisena hatte Wickremesinghe Ende vergangenen Jahres überraschend entlassen und ersetzt. Wickremesinghe gewann aber den Machtkampf und blieb im Amt. «Dies ist das einzige Land, wo, wenn der Premierminister den Sicherheitsrat einberuft, sie (gemeint sind deren Mitglieder) nicht erscheinen», sage Senaratne.
Weltweites Entsetzen
Die Anschlagsserie sorgte international für Entsetzen. Papst Franziskus gedachte der Opfer vor Zehntausenden Gläubigen in Rom. Uno-Generalsekretär António Guterres zeigte sich «schockiert über die terroristischen Attacken auf Kirchen und Hotels an Ostersonntag, einem heiligen Tag für Christen überall auf der Welt».
Staats- und Regierungschefs - darunter US-Präsident Donald Trump, Russlands Präsident Wladimir Putin, die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Ueli Maurer - verurteilten die Angriffe scharf.
SDA/anf
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch