TV-Kritik «Tatort»Zwei Münchner im Himmel, pardon, im Frauenkloster
Die bayerischen Kommissare ermitteln unter Nonnen. Der Fall ist beschaulich und am Ende doch stimmig.
Ein Klosterkrimi zum vierten Advent? So mit Kerzen, Halleluja und einer Leiche im Schnee? Weit gefehlt. Der neue «Tatort» spielt zwar tatsächlich in den kirchlichen Gemäuern, in denen Nonnen leben. Aber es ist Juli. Heiss. Und der in der Stadt zurückgelassene Polizeiassistent verrichtet seinen Dienst direkt vom Schwimmbecken aus.
Wieso ein vor einem Jahr abgedrehter Fall noch nicht ausgestrahlt wurde und stattdessen diese sommerliche Folge namens «Wunder gibt es immer wieder» den Vorzug erhalten hat, bleibt das Geheimnis der Münchner. Deren Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) scheinen auf jeden Fall nichts gegen ein paar Tage im Nonnenkloster zu haben. Um sich dort langsam in den Fall einzuarbeiten, bei dem es um den Tod des klösterlichen Rechnungsprüfers geht.
Ziemlich weltliche Probleme für die Nonnen
Klar, das ist nicht Umberto Ecos «Der Name der Rose» mit den wahrlich göttlichen Kirchenrätseln. Und auch nicht «Benedetta» (jetzt im Kino) mit lesbischen Nonnen, Sex und Folter. Wobei Kommissar Batic tatsächlich einmal einer sich peitschenden Schwester begegnet. Aber das entpuppt sich nur als einer seiner Albträume.
Die Kirchenfrauen im Landkloster haben weltliche Probleme. Die eine betreibt einen Onlineshop mit Kräutern und Tee. Eine andere handelt mit Aktien. Alle scheinen etwas zu verbergen. Und die Gemeinschaft ist bedroht, weil sich auch da das marktwirtschaftliche Denken durchgesetzt hat: Bald könnte das Kloster wegen Unrentabilität geschlossen werden. Zwei undurchsichtige Gesandte aus dem Vatikan schnüffeln auf jeden Fall schon herum.
Wer war es? Die Kräuternonne, die Schierling anbaut (was für ein herrlich altmodisches Gift)? Der Gärtner beziehungsweise Abwart des Hauses, der schon im Gefängnis sass? Der Jüngling, der offensichtlich in eine der Nonnen verknallt ist (sie dagegen behauptet, nur Jesus zu lieben)?
Am Ende gibts ein Wunder
Leitmayr und Batic lösen den Fall in klassischer Agatha-Christie-Manier. Sie fragen, beobachten, und am Ende versammeln sie alle in einem Raum, um die Lösung zu präsentieren. Zu sagen, diese sei verblüffend, wäre übertrieben. Aber Spannung kommt doch auf.
Der «Wunder»-Tatort lebt von den Schauspielerinnen. Nicht zuletzt, weil man unter den weissen Hauben zum Beispiel die wunderbare Corinna Harfouch (als Oberin) entdeckt. Oder die Österreicherin Maresi Riegner, die im Sommer im Schweizer Film «Monte Verità» noch einer ganz anderen Gemeinschaft angehörte.
Am Ende gibt es doch ein Wunder. Das war bei der Anlage dieses Falles aber von Anfang an so sicher wie das Amen in der Kirche.
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