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Gedenkfeier in Zumikon
«Elisabeth Kopp hat einen zu hohen Preis gezahlt»

Während sich geladene Gäste in der Zumiker Dorfkirche versammelt haben, steht die Turnhalle Farlifang allen Menschen offen. 
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«Pionierin», dieser Begriff fiel an der Gedenkfeier für Elisabeth Kopp am Mittwochnachmittag in Zumikon immer wieder. Ihre Rolle als erste Frau im Bundesrat würdigten mit Bundesrätin Karin Keller-Sutter und Regierungsrätin Carmen Walker Späh zwei freisinnige Frauen, die als Politikerinnen in Kopps Fussstapfen getreten sind. Auch Bundesrätin Viola Amherd war vor Ort. 

Überdies erwiesen die früheren Bundesräte Johann Schneider-Ammann, Adolf Ogi, Arnold Koller, Ruth Metzler und Christoph Blocher der Verstorbenen die letzte Ehre. «Elisabeth Kopp und ich wurden am selben Tag in den Nationalrat gewählt», erzählte Blocher vor Ort den Medien. Er habe sie stets geschätzt, auch wenn sie oft verschiedener Meinung gewesen seien.

Die geladenen Persönlichkeiten nahmen in der Dorfkirche Abschied von Elisabeth Kopp. Die von Zumiker Pfarrerin Adelheid Jewanski geleitete Feier wurde in die Turnhalle Farlifang übertragen, wo auch Zumikerinnen und Zumiker an der Abdankung teilnehmen konnten. Vor allem ältere Menschen hatten sich vor den beiden Monitoren versammelt, die von Blumengebinden und Schwarzweissporträts der Verstorbenen flankiert wurden. Eine ins Gespräch vertiefte Gruppe erinnerte sich beim Warten daran, wie Gemeindepräsidentin Kopp einst die Gemeindeversammlungen geleitet hatte. Voll war die Halle mit ihren 500 Sitzplätzen bei weitem nicht: Nur etwa 70 Gäste fanden sich ein. 

«Ich habe mehr Glück als Elisabeth Kopp, ich habe Kolleginnen. Das hätte sie sich sehnlichst gewünscht.»

Bundesrätin Karin Keller-Suter

Wie Kopp Frauen den Weg in die Politik geebnet hatte, war das vorherrschende Thema in Walker Spähs Würdigung. Elisabeth Kopp sei eine einzigartige und mutige Frau gewesen. Als Ausdruck dessen beschrieb die Regierungsrätin auch den Modestil von Bundesrätin Kopp. 

Starke und im Namen des Bundesrates vor allem selbstkritische Worte wählte Keller-Sutter. «Ich habe mehr Glück als Elisabeth Kopp, ich habe Kolleginnen. Das hätte sie sich sehnlichst gewünscht», sagte die erst zweite freisinnige Bundesrätin. Der Bundesrat als Institution habe eines seiner Mitglieder im vielleicht schwierigsten Moment des Lebens alleingelassen, erinnerte Keller-Sutter an den erzwungenen Rücktritt Kopps 1989. Auch auf die Frauen und auf die Partei habe Elisabeth Kopp damals nicht zählen können. 

Die Menschlichkeit habe sich in Form des Gemeindepräsidenten Felix Müller und des Gemeindeschreibers Paul Imhof gezeigt, die Kopp am Tag ihres Rücktritts nach Hause begleiteten. Imhof, der zehn Jahre Seite an Seite mit Kopp gearbeitet hatte und zum engen Freund geworden war, sprach ebenfalls an der Feier. «Wie waren wir stolz auf unsere Elisabeth», erinnerte er sich an den Tag, als sie zur ersten Bundesrätin gewählt wurde. Und er erinnerte sich auch an den Tag ihres Rücktritts. «Wir waren immer noch stolz auf unsere Elisabeth.»

Kritik an den Medien

In die gesellschaftliche Ächtung katapultiert worden zu sein, sei eine schwere Erfahrung für sie gewesen, beschrieb Imhof, wie es Kopp nach dem Rücktritt erging. Und er sprach über die Gründe, die zu ihrem Rücktritt nach dem verhängnisvollen Telefonat mit ihrem Mann geführt hatten. Er erinnerte daran, dass Kopp vom Vorwurf der Amtsgeheimnisverletzung freigesprochen worden war und alle Behauptungen und Unterstellungen in sich zusammengefallen seien.

Ex-Gemeindeschreiber Paul Imhof, der zehn Jahre an Kopps Seite gearbeitet hatte und zum engen Freund geworden war, sprach ebenfalls an der Feier.

Die Medien hätten eine Wächterrolle in der Demokratie, aber die Menschlichkeit dürfe dabei nicht auf der Strecke bleiben, mahnte er in kämpferischem Tonfall. «Elisabeth Kopp hat einen hohen, einen zu hohen Preis bezahlt.» Imhof lobte die Zielstrebigkeit von Kopp, aber auch, wie sie auf ihre Gegner zugegangen sei. «Sie wollte nur eines, unserem Land, der Demokratie und den Menschen dienen.»

Verbundenheit mit Zumikon

Auch als Privatmensch, als Mutter sollte Kopp den Menschen an der Trauerfeier in Erinnerung bleiben. Ihre Tochter Brigitt Küttel sprach in sehr persönlichen Worten über ihre «Mums». «Du hast die Öffentlichkeit nicht gesucht. Du bist deinen Überzeugungen gefolgt und so zur öffentlichen Person geworden.» Eine besondere Note verlieh die Tochter der Musik, indem sie beim «kleinen Chor Zug» mitsang, etwa bei «Somewhere over the rainbow». 

Kopps Tochter, Brigitt Küttel, sprach in sehr persönlichen Worten über ihre «Mums».

Und auch dank Küttels Worten wurde klar, wie verbunden Kopp ihrer Heimatgemeinde Zumikon war: «Du wolltest hier sein bei deinen Zumikerinnen und Zumikern, die zu dir gestanden sind.» Mit den Worten «liebe Mums, du fehlst als Mutter, Grossmutter, Gotte, Urgrossmutter» schloss die Tochter und konnte die Tränen in diesem Moment nicht zurückhalten. 

Spätestens bei der Segnung zum Ende der Feier hatte wohl jeder in der Turnhalle eine Gänsehaut. Selbst wenn es speziell war, zwischen Sprossenwand und Basketballkörben von einer Zumikerin Abschied zu nehmen, die Schweizer Geschichte geschrieben hat. 

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