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Chaos im Bahnhof Bern
Zug fährt nicht los wegen zu vieler Passagiere

Passen alle in den Zug rein? Menschenmenge im Bahnhof Bern.

Schon als sie am Samstagmorgen die Menschenmenge im Bahnhof Bern sah, zweifelte sie daran, dass alle in einen Zug reinpassen. «Das ganze Perron war voll mit Leuten», sagt eine Augenzeugin, «darunter viele mit grossen Koffern auf dem Weg zum Flughafen.» Der Zug fuhr dann pünktlich ein – allerdings nicht ein Doppelstöcker, wie sonst auf der Strecke nach Zürich, sondern eine normale, eher kurze Komposition.

Es folgten chaotische Szenen. Alle drängten sich in die Wagen, bis die Gänge komplett verstopft waren. Dann die Durchsage: Der Zug könne nicht losfahren wegen Überfüllung, man bitte jene, die nicht in Zeitnot seien, auszusteigen. Doch niemand verliess die Wagen. Bei der nächsten Durchsage hiess es, der Zug falle komplett aus. Dann erst bewegten sich die Leute. Als genügend Passagiere draussen waren, fuhr der Zug doch los, mit 19 Minuten Verspätung. «Jene, die drin geblieben sind, haben alle applaudiert, zum Teil sogar gejohlt», sagt die Augenzeugin.

Weiterfahrt liegt im Ermessen des Zugchefs

Die SBB bestätigen den Vorfall. «Der reguläre Zug fiel wegen einer Fahrzeugstörung aus, deshalb mussten wir auf einen einstöckigen Dispozug zurückgreifen», sagt Sprecher Jürg Grob. Liege die Auslastung der Wagen bei über 160 Prozent (140 auf der Neat-Gotthardstrecke), dürfe der Zug aus Sicherheitsgründen nicht losfahren. Es würden allerdings keine Passagiere gezählt. «Der Chef oder die Chefin Kundenbegleitung schätzt die Lage ein und entscheidet nach eigenem Ermessen», sagt Grob. «Es geht vor allem darum, dass die Fluchtwege nicht verstopft sind und der Zug im Notfall rasch evakuiert werden kann.»

Laut SBB passiert dies nur sehr selten. «Bei den Zügen durch den Gotthardbasistunnel kommt es bei 1 von ungefähr 850 Zügen vor, dass Passagiere aus Sicherheitsgründen aussteigen müssen.» Allerdings haben die Zeitungen von CH Media erst Anfang dieser Woche von einem ähnlichen Vorfall berichtet: Im Interregio von Baden nach Bern wurden die Passagiere mit Destination Brugg und Aarau aufgefordert, wieder auszusteigen. «Es befinden sich zu viele Leute im Zug», lautete die Begründung. Weil dem Aufruf auch dort – wenn überhaupt – nur zögerlich Folge geleistet wurde, verspätete sich die Abfahrt um 15 Minuten.

Während beim Fall von Baden die Augenzeugen bezweifelten, dass der Zug tatsächlich mit über 160 Prozent belegt war, zeigt die Passagierin aus Bern Verständnis für das Vorgehen: «Es gab in dem Wagen kein vor und zurück mehr, das hätte gefährlich werden können.»