Verkehrsunfälle am Zürichsee900 Wildtiere starben letztes Jahr auf Strassen und Schienen
Jeder dritte tödliche Wildunfall im Kanton ereignete sich in den Jagdbezirken am Zürichsee. Ein neues Warnsystem soll diese Zahl verringern. Doch die Anlage lässt auf sich warten.

- Im Kanton Zürich starben letztes Jahr 2800 Wildtiere im Verkehr.
- Ein Drittel der Wildunfälle ereignete sich um den Zürichsee.
- Das Weinland ist Spitzenreiter bei Wildunfällen im Kanton Zürich.
- Ein verbessertes Warnsystem soll nächstes Jahr zur Verfügung stehen.
Seit Sonntag gilt wieder die Winterzeit. Während sich einige freuen mögen, dass es morgens etwas früher hell wird, steigt für Wildtiere das Risiko, angefahren zu werden. Denn mit der Zeitverschiebung verlagert sich der Stossverkehr in die Dämmerung, also in die Zeit, in der Wildtiere aktiv sind und beispielsweise nach Futter suchen.
Jährlich ereignen sich in der Schweiz rund 20’000 Wildunfälle, die für das Tier tödlich enden. Am häufigsten trifft es Rehe und Füchse, aber auch Dachse, Feldhasen, Wildschweine und gar Hirsche kommen so ums Leben. Etwa 90 Prozent der Unfälle passieren auf der Strasse, der Rest auf Schienen. Rund die Hälfte der Wildtiere, die nicht durch die Jagd zu Tode kommen, sterben somit im Verkehr.
Das gilt auch für den Kanton Zürich. Im letzten Jahr kamen rund 2800 Wildtiere im Bahn- oder Strassenverkehr ums Leben. Das sind leicht mehr als im Vorjahr aber ähnlich viele wie im Jahr 2021.
Die Zahl umfasst allerdings nur jene Unfälle, die einem Jagdaufseher gemeldet wurden. Wegen der Dunkelziffer dürften also noch deutlich mehr Tiere im Verkehr gestorben sein.
Spitzenreiter Weinland
Etwa ein Drittel der tödlichen Wildunfälle ereignete sich in der Region Zürichsee. Allerdings verfügt diese über zwei grosse Jagdbezirke. 519 tote Wildtiere entfallen auf den Jagdbezirk Pfannenstiel, der auch die Stadt Zürich einschliesst und bis zum Pfäffikersee reicht. Im Jagdbezirk Amt, der neben dem Zimmerberg auch den Uetliberg und das Säuliamt umfasst, starben 392 Wildtiere.
Spitzenreiter im Kanton ist jedoch der Jagdbezirk Weinland, der auch grosse Teile der Region Winterthur umfasst. Jeder vierte Wildunfall im Kanton ereignete sich dort. Insgesamt verzeichnet der Bezirk 757 tote Wildtiere. Danach folgen die Jagdbezirke Unterland (595 Tiere) und Oberland (531 Tiere).
Warten auf das Serienmodell
Eigentlich sollte mittlerweile an verschiedenen Strassen ein elektronisches Warnsystem helfen, Wildunfälle zu verringern. Die Forschungsgruppe Wildtiermanagement der ZHAW in Wädenswil testete ein solches System zwischen 2019 und 2021 an vier Unfallhotspots im Sihltal, im Unterland und im Weinland.
Dazu wurden spezielle Module installiert. Diese erkennen über Bewegungs- und Wärmesensoren Wildtiere, die sich der Strasse auf weniger als 30 Meter nähern. Orange Blinklichter machen daraufhin die Autofahrer auf die Gefahr aufmerksam.

Die Testphase, in der Prototypen verwendet wurden, ist seit Herbst 2021 abgeschlossen. Das Unternehmen, welches die Blinker entwickelt hat, wollte danach Anpassungen vornehmen, sodass im Frühling 2022 Serienmodelle in der Praxis getestet werden könnten.
Doch deren Einsatz verzögert sich. «Wir warten auf die weiterentwickelte Version», sagt Martina Reifler-Bächtiger, Projektverantwortliche der Forschungsgruppe. Nächsten Frühling sollen die Serienmodelle verfügbar sein.
Bis dahin gibt es im Kanton Zürich noch keine Strecken, die mit dem neuen Wildwarnsystem ausgestattet sind. Zwei Strassen im Kanton sind aber mit einem anderen elektronischen Warnsystem ausgerüstet: die Albisriederstrasse in Zürich-Wiedikon am Fuss des Uetlibergs sowie die Strecke zwischen Affoltern am Albis und Mettmenstetten. Beide gelten ebenfalls als Hotspot für Wildunfälle. An diesen Strecken leuchtet eine Warntafel auf, sobald das System eine Bewegung im Bereich der Strasse registriert.
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