Arbeitsbedingungen Theater NeumarktUntersuchung zum Fall Balistoy liegt vor – und befriedigt nicht alle
Ende 2023 hatte der Schauspieler Yan Balistoy kritisiert, er werde wegen seiner israelischen Wurzeln nicht immer eingesetzt. Die Klärung dieser Frage fehlt im Bericht.
Der Arbeitsrechtsfall am Theater Neumarkt warf vergangenen Dezember hohe Wellen. Ensemblemitglied Yan Balistoy suchte damals die Öffentlichkeit, weil er sich wegen seiner Herkunft bei der Arbeit diskriminiert fühlte. Ihm, einem Israeli, seien gewisse Rollen verwehrt geblieben, weil eine Ensemblekollegin aus dem Libanon nicht gleichzeitig mit ihm auf der Bühne stehen könne. Das libanesische Gesetz untersage ihr, mit Menschen aus Israel zusammenzuarbeiten.
Das Theater Neumarkt leitete daraufhin eine externe Untersuchung ein. Deren Ergebnisse liegen nun vor. Sie besagen, dass Diskriminierung am Theater Neumarkt «in keiner Form» geduldet werde, wie die NZZ schreibt. Die Theaterleitung setze sich zudem bewusst und ausreichend mit dem Schutz der persönlichen Integrität ihrer Mitarbeitenden auseinander. Der zuständige Rechtsanwalt stützt seinen Befund auf die Aussagen von 18 Mitarbeitenden des Theaters und interne sowie externe Dokumente.
Gesundheitlich angeschlagen
Aussagen des betroffenen Schauspielers Balistoy fehlen in der Untersuchung. Ein Gespräch mit ihm kam nicht zustande. Die explizite Frage zu seiner Beanstandung, dass er wegen seiner Herkunft bei der Arbeit diskriminiert werde, war nicht Teil der Untersuchung. Darin wurde lediglich die Frage gestellt, ob am Theater ein Betriebsklima bestehe, in welchem es zu Diskriminierungen, insbesondere Ausgrenzungen aufgrund der Herkunft komme. Und ob am Theater die notwendigen und ausreichenden organisatorischen Massnahmen zum Schutze der persönlichen Integrität am Arbeitsplatz bestünden. Unklar bleibt auch, ob Balistoy tatsächlich getrennt von der Schauspielkollegin aus dem Libanon in Stücken eingesetzt worden war.
Der Fokus der Untersuchung sei bewusst auf das mögliche Vorhandensein einer systematischen Diskriminierung gerichtet gewesen, sagt Verwaltungsratspräsident Thomas Busin. Balistoys Frage zu seiner Rolle im Ensemble müsse ein Arbeitsgericht klären.
Das Umfeld von Balistoy kritisiert den Bericht. Der Schauspieler sei wegen der Vorfälle nach wie vor gesundheitlich angeschlagen und habe deshalb den Gesprächstermin nicht wahrnehmen können. Er sei auch nicht von Anfang an in die Untersuchung miteinbezogen worden.
Die Stadt Zürich, welche das Theater mit 4,5 Millionen Franken pro Jahr unterstützt, ist über die Ergebnisse der Untersuchung informiert. Das Präsidialdepartement will sich zu einem späteren Zeitpunkt dazu äussern.
ema
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