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Neue Intendanz
Mathieu Bertholet leitet künftig das Theater Neumarkt

Mathieu Bertholet, neuer Intendant am Theater Neumarkt, Pressekonferenz , Zürich, 15.2.2024, Foto Dominique Meienberg
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Nach dem Frauentrio kommt ein einzelner Mann: Mathieu Bertholet folgt auf Hayat Erdoğan, Tine Milz und Julia Reichert als neue künstlerische Leitung des Theaters Neumarkt. Dies gab das Theater Neumarkt am Donnerstag bekannt. Der Walliser, der derzeit die künstlerische Leitung am Genfer Poche/GVE innehat, übernimmt ab der Spielzeit 2025/2026. Es sei eine langjährige Tradition des Hauses, sagte Neumarkt-Verwaltungsratspräsident Thomas Busin an der Medienkonferenz, dass die Intendanz alle vier bis sechs Jahre wechsle. Das Neumarkt sei ein Theater, das dem Risiko und dem Bruch verpflichtet sei.

«Viele wissen nicht, wer ich bin», sagte der künftige Leiter in einem vom französisch gefärbten, schnell gesprochenen Hochdeutsch. Tatsächlich ist der Name Mathieu Bertholet in der Deutschschweizer Theaterszene weitgehend unbekannt. Der 46-Jährige, aufgewachsen im französischsprachigen Saillon, studierte in Berlin szenisches Schreiben, arbeitete an verschiedenen Genfer Theatern als Hausautor und als Tänzer. 2007 gründete er die Gruppe MuFuThe (Multifunktionstheater).

Christian Pfister, Verwaltungsrat und Leiter der Findungskommission, Mathieu Bertholet und Thomas Busin, Verwaltungsratspräsident des Theaters Neumarkt (v.l.), stellten sich und die Zukunftsvision für das Theater Neumarkt vor.

Seit 2015 leitet er das Theater Poche in Genf, wo er regelmässig und oft erstmals Texte von Deutschschweizer Autorinnen und Autoren auf Französisch inszenierte. Das Bundesamt für Kultur (BAK) zeichnete ihn mit dem Schweizer Preis für Darstellende Künste aus und lobte ihn «als Brückenbauer zwischen der deutsch- und der französischsprachigen Schweiz».

Nachhaltigkeit, Partizipation und Rösti

Diese Qualität, den Röstigraben überwinden zu können, betonte auch Neumarkt-Verwaltungsratspräsident Busin. Als Symbol dafür brachte Mathieu Bertholet drei Päckchen Fertig-Rösti an die Medienkonferenz im Neumarkt. Einmal ist Bertholet und dem Neumarkt die Überwindung des Röstigrabens schon gelungen: Letzten Herbst feierte das vom Neumarkt und Bertholets Theater Poche koproduzierte Stück «Der untalentierte Mr. R.» in Zürich Premiere, ehe es auch in Genf zu sehen war.

Neben Nachhaltigkeit, etwa der mehrmaligen Verwendung von Bühnenbildern für verschiedene Produktionen, betonte Bertholet auch mehrmals die Wichtigkeit von Partizipation. Und zwar nicht nur von Ensemblemitgliedern und Mitarbeitenden, sondern auch von Zuschauerinnen und Zuschauern. Mit Blick auf ein aus mehreren Seiten («Briefpapier meines Grossvaters») zusammengeklebtes Mindmap erklärte Bertholet seine Vision verschiedener Räte und Gremien, die in Zukunft mit ihm das Theater Neumarkt bespielen und gestalten sollen.

Ausgezeichnete Stücke und politisches Engagement

Hayat Erdoğan, Tine Milz und Julia Reichert hatten 2019 zu dritt die Leitung des Theaters Neumarkt übernommen. Ihr Claim: «Love. Play. Fight.» Die drei Frauen sind während ihrer Intendanz mit Publikumserfolgen wie «EWS – Der einzige Politthriller der Schweiz» – einem Stück über Alt-Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf, das vom Bundesamt für Kultur (BAK) als «Theaterproduktion 2022» ausgezeichnet wurde – aufgefallen.

Portraitserie fuer Z-Tipp: Zueri ohne Kultur (wegen Coronavirus)
Intendanz vom Theater Neumarkt:  Tine Milz (blaues Outfit), Julia Reichert (pinke Hose) und Hayat Erdogan (brauner Mantel)

25.03.2020
(Andrea Zahler / Tamedia AG)

Sie haben auch immer wieder mit ihrem politischen Engagement Schlagzeilen gemacht. Kurz nach Beginn ihrer Intendanz fälschten sie zusammen mit der Aktivistengruppe Yes Men eine Medienmitteilung der Ruag, in der sich der Rüstungskonzern angeblich zu «Ruag Green» umbenennen wollte. 2021 war das Theater Neumarkt Teil des vom Kanton mitfinanzierten Kunstprojekts «#bigdreams», das sich mit dem Fall Brian, Menschenrechten und Rassismus beschäftigte.

Zuletzt war das Theater Neumarkt wegen eines internen Arbeitskonflikts in den Medien. Ein israelischer Schauspieler wirft den Leiterinnen Diskriminierung aufgrund seiner Nationalität vor. Diese weisen die Vorwürfe zurück. Derzeit läuft eine externe Untersuchung.