Sport in ZürichDichtestress auf Liegedeck: Zürich lehnt Gratiseintritt in Frauenbadi ab
Die AL will bei der Frauenbadi freien Eintritt, der Stadtrat sieht nur Probleme.
![Frauenbadi am Zürcher Stadthausquai. Der Eintritt in das nostalgische Jugendstilbad bleibt weiterhin kostenpflichtig.](https://cdn.unitycms.io/images/4R0cVk7SKHr8qgVq51yl4P.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=epZwVTfpcNw)
- Der Stadtrat lehnt eine kostenfreie Frauenbadi ab.
- Zürich bietet bereits viele kostenlose Sportangebote für finanziell Schwächere an, argumentiert die Stadt.
- Ein Gratiseintritt könnte zu unerwünschtem Badetourismus und Platzmangel führen.
In Zürich sind die Flussbäder Oberer und Unterer Letten, das Männerbad Schanzengraben und Au-Höngg gratis. Einzige Ausnahme: die Frauenbadi am Stadthausquai. Dort kostet der Einzeleintritt für Erwachsene 8 Franken.
Die Alternative Liste wollte diese Ungleichbehandlung beheben und reichte im vergangenen September im Stadtparlament eine Motion ein, die verlangte, dass künftig alle Frauen gratis die Frauenbadi besuchen können. «Mit einem kostenlosen Eintritt möchten wir allen Frauen, unabhängig von ihrer finanziellen Situation, den Zugang zum Frauenbad offenhalten», heisst es im Vorstoss. Schliesslich förderten Bewegung, Entspannung und Ruhe die physische- und mentale Gesundheit.
Die Stadtregierung sieht allerdings keinen Grund, vom bisherigen System abzurücken, wie sie in der nun veröffentlichten Antwort auf die AL-Motion schreibt. Zürich biete schon jetzt ein breites Spektrum an kostenlosen und vergünstigten Sportmöglichkeiten, besonders für Menschen mit wenig Geld. Auch sei der Zugang zum Seebad Katzensee und zu den Flussbädern Unterer und Oberer Letten sowie Au-Höngg für alle kostenlos.
Bestehendes System bewährt
Das aktuelle, stark subventionierte Gebührensystem für städtische Sport- und Badeanlagen hat sich laut dem Stadtrat bewährt – und es werde von der Bevölkerung akzeptiert. Dies zeige auch das Ergebnis der Volksabstimmung vom November 2020. Damals lehnte die Stimmbevölkerung mit 54,1 Prozent Nein-Stimmen eine Vorlage ab, die unter anderem vorsah, dass die Benutzung der Freibäder der Stadt kostenlos sein soll. «Demnach haben die Stimmberechtigten entschieden, dass der Eintritt in die städtischen Freibäder weiterhin entgeltlich sein soll, was auch für das Frauenbad gilt. Dieser Volkswille ist zu respektieren», schreibt der Stadtrat.
Stadtrat: «Erhebliche unerwünschte Folgen»
Der Gratiszugang zu dem jetzt schon stark genutzten Frauenbad hätte zudem aller Voraussicht nach «erhebliche unerwünschte Folgen auf die Aufenthaltsqualität der Badegäste». Es müsse mit massiv mehr Eintritten gerechnet werden. Mit zunehmendem Andrang würde der ohnehin schon sehr begrenzte Platz auf dem Liegedeck noch knapper. In Stosszeiten stehe schon heute pro Badegast weniger als ein Quadratmeter Liegefläche zur Verfügung.
Einnahmeverlust von 330’000 Franken
Der freie Eintritt dürfte ausserdem zusätzliche auswärtige Badegäste anziehen. Dieser Badetourismus könnte dazu führen, dass der Zugang zum Frauenbad auf eine bestimmte Anzahl Badegäste beschränkt werden müsste. «Dies wäre ein grosser Nachteil für die Stadtzürcher Badegäste», schreibt der Stadtrat.
Ein kostenloser Eintritt würde zudem kaum zu deutlich mehr sportlicher Betätigung führen, heisst es in der Antwort weiter. Laut dem Bericht «Sport in der Stadt Zürich 2020» sind finanzielle Gründe nicht der Hauptgrund für sportliche Inaktivität der Bevölkerung. Vielmehr werden Zeitmangel, Arbeitsbelastung, Gesundheitsprobleme oder fehlende Motivation genannt. Somit wäre der Gratiseintritt ins Frauenbad eine «ineffiziente Sportförderungsmassnahme», durch die der Stadt jährliche Gebühreneinnahmen von geschätzt 330’000 Franken entgehen würden.
Stadtrat: Beckenbad, kein Flussbad
Weiter gibt der Stadtrat zu bedenken, dass es sich beim Frauenbad genau genommen um ein Beckenbad und kein Flussbad handle. Ein kostenloser Eintritt würde demnach zu einer Ungleichbehandlung gegenüber den anderen gebührenpflichtigen Beckenbädern führen.
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