Baustelle in ZürichJetzt wird die Bellerivestrasse zweispurig
Notfallmässig saniert die Stadt unter der Bellerivestrasse ab Sommer 2025 Leitungen. Damit kommt es zu einem temporären Spurabbau auf der Einfallsachse.
- Die Stadt Zürich saniert die Bellerivestrasse zwischen 2025 und 2026.
- Alte Wasserleitungen und Abwasserleitungen werden vollständig erneuert.
- Während der Bauzeit wird die Strasse auf zwei Spuren reduziert.
- Der geplante Verkehrsversuch ist weiterhin blockiert.
Plötzlich soll es schnell gehen. Das Tiefbauamt der Stadt Zürich hat am Freitag ein Bauprojekt für die Bellerivestrasse ausgeschrieben.
Von Sommer 2025 bis Ende 2026 erneuert die Stadt die teilweise 100-jährigen Wasserleitungen in der Bellerivestrasse und dem Utoquai im Abschnitt Kreuzstrasse bis Ida-Bindschedler-Strasse, teilte die Stadt am Freitag mit. Im Bereich Kreuz- bis Feldeggstrasse werden ausserdem die Abwasserleitungen ersetzt.
Insgesamt sind rund 1,6 Kilometer betroffen. Kostenpunkt: 22,5 Millionen Franken.
18 Bäume fällt die Stadt, um die Sanierung vorzunehmen – 17 auf städtischem, einer auf privatem Grund. Die Bäume werden neu gepflanzt.
Rohrbrüche beschleunigten Zeitplan
Auslöser für das Bauprojekt waren diverse Leitungsbrüche, heisst es in der Mitteilung.
Ein aussergewöhnlicher Wasserrohrbruch ereignete sich in der Nacht auf den 1. August 2023. «Was anfänglich nach einem herkömmlichen Wasserrohrbruch aussah, der im Normalfall rasch unter Kontrolle ist, wurde für die Feuerwehr von Schutz & Rettung zu einem aufwendigen Einsatz», schreibt Schutz & Rettung Zürich (SRZ) in einer Mitteilung. Eine grössere Versorgungsleitung leckte über einen grösseren Zeitraum viel Wasser. Dieses überschwemmte die Bellerivestrasse und flutete die Keller, während die Betroffenen schliefen.
Auf den Grosseinsatz der Blaulichtorganisationen folgte das nun vorliegende Notreparaturprojekt der Werkleitungen unter der Bellerivestrasse. Läuft alles nach Plan, beginnen die Bauarbeiten im Sommer 2025 und dauern rund eineinhalb Jahre.
14 Monate nur zwei Spuren
Dies wird den Autoverkehr auf der wichtigsten, rechtsufrigen Einfallsachse stark beeinflussen. Zwischenzeitlich kommt es zum Spurabbau von vier auf zwei Spuren. Das Tiefbauamt teilt das Verkehrsregime in zwei Phasen auf.
Ab August 2025 soll es während rund 14 Monaten nur eine Spur pro Fahrtrichtung geben. Eine Zufahrt zum Seefeld zwischen Kreuz- und Ida-Bindschedler-Strasse ist stadtauswärts nicht möglich. Der öffentliche Verkehr wird aufrechterhalten, die Bushaltestelle Chinagarten vorübergehend aufgehoben.
In der Phase zwei wird die Bellerivestrasse wieder vierspurig befahrbar sein, aber durch die Bauarbeiten leicht beeinträchtigt sein.
Politisches Ringen um Spurabbau-Versuch
Den Notfallplänen der Stadt geht ein langes politisches Hickhack voraus. Im Zentrum: Wie soll dereinst die definitive Spurführung des Goldküsten-Zubringers aussehen. Studien der Stadt besagen, zwei Spuren könnten die gleiche Verkehrsmenge wie deren vier befördern.
Im Jahr 2020 überraschte der damalige Tiefbauvorsteher Richard Wolff (AL) das politische Zürich. Beiläufig erwähnte er im Gemeinderat, dass ein Grossteil der Bellerivestrasse von ungefähr der Badi Tiefenbrunnen bis vor das Opernhaus für einen halbjährigen Versuch zwei der bisher vier Autospuren verlieren würde. Es ging ihm darum, die theoretische Studie in der Praxis zu prüfen.
Es sollte aber bis heute nie so weit kommen.
Mit seinem Vorpreschen brüskierte Wolff viele Beteiligte. Bürgerliche, Autoverbände und die Gemeinde Zollikon haben Vorbehalte gegen den Versuch. Sie fürchten mehr Stau und wollen eine funktionierende überkommunale Verkehrsachse.
Es kam zum Versuchsabbruch und dem Neustart unter der Federführung von Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart (Grüne). Weil sie die Werkleitungen sanieren muss, plante sie diesen von August 2023 bis April 2024.
Rekurs hängig
Doch auch dieses Vorhaben wurde abrupt gebremst. Zwei Monate vor dem geplanten Versuchsstart – Ende Mai 2023 – verweigerte die Kantonspolizei Zürich die Zustimmung zum geplanten Verkehrsversuch. Dagegen rekurrierte die Stadt bei der Rekursabteilung des Kantons. Diese hat die Einsprache im Mai 2024 abgewiesen. Aktuell liegt der Fall beim Verwaltungsgericht.
Ursprünglich plante die Stadt deshalb, vor den Bauarbeiten auf der Bellerivestrasse einen Verkehrsversuch mit einem temporären Spurabbau durchzuführen, schreibt sie in der Mitteilung. Aus zeitlichen Gründen könne nun der Verkehrsversuch nicht mehr vor den Reparaturarbeiten stattfinden.
Wenn der Rekurs erfolgreich sei, würde die Planung des Verkehrsversuchs nach Abschluss der Arbeiten wieder aufgenommen. Das Verkehrsregime der Baustelle tauge nicht als Versuchsersatz, sagt eine Sprecherin auf Anfrage. Es werde daher auch kein besonderes Monitoring eingerichtet.
Schon einmal Spurabbau
Einen kleinen Vorgeschmack auf die bevorstehende Baustelle lieferten Arbeiten für Fernwärmeleitungen im Bereich des Zürichhorns vor rund einem Jahr. Auf rund 100 Metern wurde damals der Verkehr ebenfalls zweispurig geführt.
Spurabbau-Befürworter versuchten, diese Baustelle politisch zu nutzen. Der Quartierverein Riesbach sagte, es gebe kaum mehr Staus, obwohl die Zahl der Fahrzeuge gleich geblieben sei. Damit sah der Quartierverein den Beweis erbracht: Der Engpass sei das Bellevue, ein Spurabbau-Versuch problemlos.
Auch Karin Rykarts Dienstabteilung Verkehr sagte damals, die Verkehrsmenge bei der Zählstelle Tiefenbrunnen sei während der Bauphase gleich geblieben, einen «übermässigen Rückstau» habe es keinen gegeben. Allerdings gebe es keine belastbaren Zahlen.
Der TCS sprach von einer «Nebelpetarde des politisch links stehenden Quartiervereins Riesbach». Die Baustelle am Zürichhorn sei in keiner Weise geeignet, um irgendwelche Schlüsse zu ziehen.
Korrektur, 6.12.2024, 14.43 Uhr: Ursprünglich illustrierte das Bild einen falschen Abschnitt der Einfallsachse. Das Bild wurde angepasst.
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