Bildungszentrum für ErwachseneUmbau der Zürcher Kaserne soll im Herbst beginnen
Die Stadt Zürich und die kantonale Denkmalpflege haben den 180-Millionen-Franken-Umbau bewilligt. Offen ist, ob der Heimatschutz Rekurs einlegt.
Der Umbau der alten Militärkaserne in der Nähe des Zürcher Hauptbahnhofs ist einen wichtigen Schritt weiter. Die Bausektion des Stadtrats mit André Odermatt, Simone Brander und Filippo Leutenegger hat die Bewilligung für das Bauvorhaben des Kantons erteilt. Dies geht aus dem 33-seitigen Entscheid hervor, der dieser Redaktion vorliegt.
Die Kaserne gehört dem Kanton und steht unter Denkmalschutz. Deshalb braucht der Umbau auch die Genehmigung der kantonalen Denkmalpflege. Diese liegt inzwischen ebenfalls vor, wie aus einer Verfügung hervorgeht.
Bewilligt ist damit auch das auffälligste neue Element: ein Glasdach auf dem zentralen Gebäudeteil der Kaserne. Dieses soll Licht spenden für ein grosses Atrium. Die Glaskuppel hatte im vergangenen Januar im Kantonsrat für Diskussionen gesorgt. Die SVP hatte den Aufbau als zu teuer kritisiert.
Die Bausektion des Stadtrats lobt den Glasaufbau. Dieser sei so gestaltet, dass der typische Gebietscharakter erhalten bleibe und eine gute Gesamtwirkung erzielt werde.
«Geringfügige Abweichung»
Allerdings ist die Höhe des Glasdachs nicht ganz unproblematisch. Denn damit beträgt die Gebäudehöhe neu 26,2 Meter.
Das Baugesuch wurde zu einer Zeit eingereicht, als im betreffenden Gebiet noch Häuser über 25 Meter erlaubt waren. Inzwischen hat sich die Rechtslage geändert. Die vom Stadtrat Ende 2022 verabschiedeten Hochhausrichtlinien sehen in dem Gebiet nur noch Hochhäuser von maximal 25 Metern vor. Die Hochhausrichtlinien sind zwar noch nicht rechtskräftig, müssten aber aufgrund der negativen Vorwirkung bereits berücksichtigt werden, heisst es im Bauentscheid.
Im konkreten Fall bewertet die Bausektion die Abweichung von den künftigen Vorschriften allerdings als geringfügig. «Die negative Vorwirkung bedeutet nämlich nicht, dass das künftige Recht so strikt anzuwenden ist, wie wenn es bereits in Kraft wäre.» Geringfügige Abweichungen könnten zugelassen werden, zumal das Bauprojekt nicht als Hochhaus in Erscheinung trete und die bestehende Anzahl Vollgeschosse nicht überschritten werde.
Auch die kantonale Denkmalpflege findet lobende Worte für den Glasaufbau und sieht keinen Anlass, ihn niedriger zu dimensionieren. Gesamthaft zeuge das Umbauprojekt Kaserne von einer «sorgfältigen Auseinandersetzung mit dem Denkmalschutz», heisst es in ihrem Bericht.
Kantonsrat hat Kredit zugestimmt
Auf politischer Ebene hat das Vorhaben alle Hürden genommen. Im vergangenen Januar genehmigte der Kantonsrat 58 Millionen Franken für die Umnutzung der Kaserne. Weitere 122 Millionen Franken für die Instandsetzung des Gebäudekomplexes hatte der Regierungsrat bereits als gebundene Ausgabe gesprochen.
Der Kanton will mit dem Umbau im kommenden Herbst beginnen, wie es bei der Baudirektion heisst. Ende 2027 soll das neue Bildungszentrum bezugsbereit sein.
In den Obergeschossen sind Unterrichtsräume geplant, namentlich für die kantonale Maturitätsschule für Erwachsene und die kantonale Schule für Berufsbildung. Das Erdgeschoss wird für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es entstehen ein Mehrzwecksaal und Platz für Kleingewerbe, zudem wird aus der ehemaligen Soldaten- und Offizierskantine ein Café.
Heimatschutz stört sich am Dachaufbau
Allerdings könnte sich der Fahrplan noch verzögern. Denn offen ist, ob der Heimatschutz gegen den Bauentscheid rekurriert. Man habe grundsätzlich nichts gegen die Umnutzung der Kaserne zu einem Bildungszentrum, sagt Evelyne Noth vom Stadtzürcher Heimatschutz auf Anfrage. Allerdings störe man sich am «überdimensionierten Glaspavillon». Gespräche mit dem Kanton seien im Gang.
Lange für Bevölkerung geschlossen
Die Zürcher Kasernenanlage entstand in den Jahren 1864–1876. Sie zählt heute in der Schweiz zu den grössten erhaltenen Baukomplexen des Historismus. Ab dem Ersten Weltkrieg bis 1987, bis zum Umzug des Militärs ins Reppischtal, blieb die Kasernenanlage für die Zivilbevölkerung geschlossen. Anschliessend nutzte die Kantonspolizei das Gebäude während rund dreissig Jahren, bis sie vor zwei Jahren ins neue Polizei- und Justizzentrum im Kreis 4 umzog.
Jetzt soll in der Kaserne bald unterrichtet werden.
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